„Wir konnten den Geruch der unschuldigen Opfer wahrnehmen, die nur deshalb verbrannt wurden, weil sie Juden sind.“ Diese und weitere Passagen eines Textes ihres Großvaters liest Rifka Junger in dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht“ vor. Ihr Großvater war so wie zahlreiche weitere Verwandte ins Konzentrationslager (KZ) in Auschwitz-Birkenau in Polen gebracht worden – 54 von ihnen wurden dort ermordet.
Rifka Junger, Referentin für Antisemitismusbekämpfung in Wien, trägt dieses Erbe in dritter Generation in sich. Nicht nur die Nachfahr:innen der Täter:innen, auch jene der Opfer haben jahrzehntelang geschwiegen. Warum auch Letztere? „Meine These ist“, sagt Rifka Junger, dass das Erlebte „zu grausam war“. Bekritzelte Zettel, die sie bei ihrer Großmutter gefunden und mitgebracht hat, untermauern diese These: Sie könne nicht darüber sprechen, steht darauf. Es falle ihr noch immer viel zu schwer, damit umzugehen.
Dieses Schweigen zu brechen und aufeinander zuzugehen: Wenn die jungen Generationen das schaffen, sei das ein großer Schritt in Richtung Aufarbeitung, sagt sie. Nicht in Richtung Wiedergutmachung, denn wieder gutmachen könne das Geschehene niemand. Mit Rifka Junger gesprochen hat WZ-Host Petra Tempfer, die gemeinsam mit WZ-Host Mathias Ziegler durch die Folge führt.
Produziert von „hört hört!“.
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Infos und Quellen
Genese
Vor 80 Jahren, im Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Am 27. Jänner 1945 wurde das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Polen befreit – geschätzt 1,5 Millionen Menschen waren darin ermordet worden. Wer kann heute noch über die Judenverfolgung und den Holocaust berichten? Viele der Zeitzeug:innen sind bereits verstorben – sowohl auf der Täter:innen- als auch auf der Opferseite. Rifka Junger hat den Holocaust nicht selbst miterlebt. Das Erbe dieses Traumas trägt allerdings auch ihre Generation in sich, worüber Rifka Junger schon für einen Artikel und in einem Video der WZ gesprochen hat. WZ-Host Petra Tempfer lud sie ins Podcast-Studio.
Gesprächspartnerin
Rifka Junger wurde 1980 in London geboren, wuchs aber in Wien auf. Die orthodoxe Jüdin besuchte Schulen in Großbritannien und den USA, wo sie auch intensive Kontakte zu Holocaust-Überlebenden außerhalb ihrer Familie aufbaute und teils über Jahrzehnte pflegte. Sie arbeitet in der Parlamentsdirektion in Wien als Referentin für Antisemitismusbekämpfung, befasst sich also auch beruflich mit dem jüdischen Leben und dem Holocaust-Gedenken.
Daten und Fakten
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Anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2005 den 27. Jänner zum „International Holocaust Remembrance Day“ (Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust).
Darin erklärt die Generalversammlung, „dass der Holocaust, bei dem ein Drittel des jüdischen Volkes sowie zahllose Angehörige anderer Minderheiten ermordet wurden, auf alle Zeiten allen Menschen als Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz, Rassismus und Vorurteil dienen wird“. Die Resolution fordert „die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, Erziehungsprogramme zu erarbeiten, die die Lehren des Holocaust im Bewusstsein künftiger Generationen verankern werden, um verhindern zu helfen, dass es in der Zukunft wieder zu Völkermordhandlungen kommt“ und „verurteilt vorbehaltlos alle Manifestationen von religiöser Intoleranz, Verhetzung, Belästigung oder Gewalt gegenüber Personen oder Gemeinschaften auf Grund ihrer ethnischen Herkunft oder religiösen Überzeugung, gleichviel wo sie sich ereignen“ (Erinnern.at).
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Schätzungen zufolge lebten im März 1938 etwa 201.000 Personen in Österreich, die nach NS-Definition als Jüdinnen und Juden galten. Davon waren 181.882 Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich, der Großteil davon – 167.249 Personen – in Wien. Die unmittelbar nach dem Anschluss an das Deutsche Reich erfolgenden pogromartigen Ausschreitungen, willkürlichen Verhaftungen sowie die privaten und behördlichen Raubzüge, Berufsausschlüsse und die gesellschaftliche Ächtung lösten eine massive Fluchtwelle aus (Haus der Geschichte Österreich).
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Die islamistische Hamas hat am Morgen des 7. Oktober 2023 von Gaza aus mit einem Großangriff auf Israel begonnen. Bewaffnete Palästinenser walzten Grenzabsperrungen nieder, kamen mit Paragleitern aus der Luft und mit Booten vom Meer. Sie griffen Menschen in den Orten nahe der Grenze zu Gaza an. Gleichzeitig ging ein Raketenhagel auf Israel nieder. Hunderte Menschen wurden auf israelischer Seite getötet, und die Hamas nahm etwa 250 Geiseln (wz.at).
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Der Shabbat ist ein Ruhetag und der wichtigste Feiertag im Judentum. Er beginnt in jeder Woche am Freitagabend mit der Begrüßungsfeier Kabbalat-Shabbat und endet am Samstagabend mit der Hawdala-Zeremonie (religionen-entdecken.de).