Startseite Politik 550 Euro Kosten pro Autofahrer im Jahr: Großbritanniens Schlagloch-Problem

550 Euro Kosten pro Autofahrer im Jahr: Großbritanniens Schlagloch-Problem

von Max

Fotos auf der Bühne, auf dem Weg zum nächsten Konzert oder mit einem Glas seines eigenen Whiskeys. Die Instagram-Posts des britischen Rocksängers Rod Stewart sind eigentlich thematisch recht einheitlich gehalten. 

Darunter mischte sich gen Jahresende 2024 aber ein anderer Fokus: Ein Foto zeigte den Musiker zwischen seinen fünf perfekt nebeneinander positionierten Sportwagen

„Ich fahre diese kultigen italienischen Autos seit den Siebzigerjahren“, schrieb er dazu. „Und ich liebe und verehre sie.Doch nun sehe er sich vielleicht dazu gezwungen, sie zu verkaufen

Der Grund dafür liegt – buchstäblich – auf der Straße. So gravierend sei nämlich die Schlaglochsituation rund um sein Anwesen östlich von London, dass er hier mit seinen wertvollen Autos nicht mehr fahren möchte. 

Lament der Beatles

Löcher in der Straße sind in Großbritannien seit Jahrzehnten ein Problem. Erst im August schrieb die BBC, sie seien, „das größte Ärgernis der Autofahrer“. Die durch Schlaglöcher entstandenen Reifenpannen, Radschäden und gebrochene Aufhängungsfedern kosten laut Kfz-Dienstleister RAC den britischen Autofahrer im Schnitt 550 Euro im Jahr. 

Bereits am 17. Jänner 1967 berührte eine Kurzmeldung in der Daily Mail über den schlechten Zustand der Straßen einen Leser – einen gewissen John Lennon – so sehr, dass er den Moment in ein Lied einfließen ließ. Im Beatles-Song „A Day in the Life“ heißt es daher: „I read the news today, oh boy / 4,000 holes in Blackburn, Lancashire.“

4.000 Schlaglöcher gibt es seitdem nicht mehr in der nordenglischen Stadt Blackburn – die Zahl hat sich seitdem vervielfacht.

Die vielen Löcher ergeben sich aus einer Kombination mehrerer Faktoren: Das wechselhafte Wetter führt zu außergewöhnlich vielen Frost-Tau-Zyklen und Wasserschäden. Dazu kommt ein generell hohes Verkehrsaufkommen – mitbedingt durch ein schlechtes öffentliches Verkehrsnetz. Die Lastwagen sind mittlerweile für viele Straßen, über die sie rumpeln, zu schwer. Und es wurde sich in der Vergangenheit nicht ausreichend um die Instandhaltung gekümmert. 

Mehr Investitionen, mehr Löcher

Im Dezember kündigte die Labour-Regierung an, 2025 sieben Millionen Schlaglöcher zu füllen. Dafür werden den Gemeinden umgerechnet 1,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Das sei aber immer noch nicht genug – argumentieren Aktivisten wie Mark Morell, der in den britischen Medien als Mr. Pothole (dt. „Herr Schlagloch“) bekannt ist. Morell hat auch offizielle Zahlen des RAC zurückgewiesen. Laut der neuen KI-App „Stan“ soll sich die Zahl der Frostaufbrüche nicht auf eine Million, sondern auf 11,5 Millionen belaufen. Denn die 7.000 Nutzer dieser App hätten laut Daily Telegraph derzeit bereits 1,5 Millionen Mängel notiert – und dabei aber erst 13 Prozent der britischen Straßen vermessen. 

Die Asphalt Industry Alliance hat zudem im Frühjahr errechnet, dass die Wiederherstellung aller britischen Straßen in einen guten Zustand 16,3 Milliarden Pfund kosten wird, ein Rekordwert.

Auf gute Straßenverhältnisse will Rod Stewart offenbar nicht mehr länger warten. Und sie selbst zu schaffen, das hat sich als Sisyphos-Arbeit entpuppt. Vor zwei Jahren hatte er schon einmal ein Straßenbild geteilt. Damals sah man ihn und sein Team Kies von einem Lastwagen in Straßenlöcher schaufeln. Zuvor war einem Krankenwagen durch den beschädigten Zustand der Straße der Reifen geplatzt. 

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