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Abschied von einem Unbestechlichen

von Max

Er hatte über mehr als 500 Autorennen berichtet, auch die Aufgabe, über tödliche Unfälle zu schreiben. Kaum ein anderer kämpfte so hartnäckig und fachlich fundiert mit Verbesserungsvorschlägen für ein sichereres Formel-1-Cockpit. Am Mittwoch wird auf dem Wiener Zentralfriedhof (Halle 2, 11 Uhr) vom 85-jährig verstorbenen Helmut Zwickl Abschied genommen.

Der Wiener war weit über die Landesgrenzen hinaus im Motorsport (und später auch als Mitbegründer der Ennstal-Oldtimer-Classic) geschätzt. So kreuzte einmal mit Nigel Mansell der damals regierende britische Formel-1-Weltmeister in der KURIER-Redaktion auf und fragte: „Ist mein Freund Helmut hier?“ In Zeiten, in denen die Distanz zwischen Stars und Medien – abseits von verpflichtenden PR-Auftritten – immer größer wird, inzwischen undenkbar.

Auch der legendäre Niki Lauda stand vor dem legendären Motorsport-Experten des KURIER habt acht.

Zwickl versäumte nie den Redaktionsschluss. Selbst dann nicht, wenn die Rennen am anderen Ende der Welt stattfanden, wegen Karambolagen unterbrochen und die Übermittlung via Telefon, Fax oder später per E-Mail zum nervenaufreibenden Glücksspiel wurden.

Helmuts Vater hatte als Kabarettist in den 50ern mit Partner als das beliebte Duo „Wondra & Zwickl“ die Lachmuskeln der Wiener strapaziert. Sein Sohn bevorzugte den trockeneren Humor. Wurde er von Autokonzernen zu Gefälligkeitsberichterstattung aufgefordert – was in den 60er und 70ern nicht unüblich war – hörte sich bei Zwickl der Spaß auf. So manches Inserat wurde wegen des Unbestechlichen nicht zur Freude der Verlage storniert.

So konsequent und unnachgiebig er gegenüber gewinnorientierten Geschäftsführern auftreten konnte, so hilfsbereit zeigte sich Zwickl, wenn es galt, jungen Kollegen beim Einstieg in die Formel 1 zu helfen. So schwärmt der mittlerweile zum Kabarettpreisträger und Garant für ausverkaufte Events gewordene Alex Kristan, der zur Jahrtausendwende die Formel 1 zwei Saisonen lang begleitete, heute noch vom Grandseigneur der KURIER-Motorsportberichterstattung: „Helmut Zwickl hat mir so manches Türl geöffnet.“

Zwickls langjähriger, allein schon wegen seiner TV-Präsenz in der Öffentlichkeit fast noch bekanntere journalistische Formel-1-Rivale Heinz Prüller wird vom Kollegen leider kaum persönlich Abschied nehmen können. Der gesundheitliche Zustand des nimmermüde gewesenen Sport-Reporters, der sich fast nie Urlaub gegönnt hatte, lässt eine Anwesenheit bei der Trauerfeier schwer zu.

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