Startseite Politik AfD-Abgeordneter soll politische Gefangene auf seiner Farm beschäftigt haben

AfD-Abgeordneter soll politische Gefangene auf seiner Farm beschäftigt haben

von Max

Wer wie Jörg Dornau, Landtagsabgeordneter der rechtsextremen AfD in Sachsen, in Belarus eine große Zwiebelfarm betreibt, muss beste Beziehungen zu „Europas letztem Diktator“ haben. Denn ohne Zustimmung von Präsident Alexander Lukaschenko darf im autoritär geführten Weißrussland kein Ausländer und schon gar kein Deutscher, eine der früheren landwirtschaftlichen Kolchosen übernehmen.

Dabei hat die mehr als 1.500 Hektar umfassende Firma „Zybuka-Bel“ dem 53-jährigen Dornau schon erhebliche Probleme beschert: Im August wurde er zu einer Strafe von 20.862 Euro verurteilt, weil er seine Beteiligung am Unternehmen in Sachsen nicht offiziell gemeldet hatte. Die jüngsten Enthüllungen des belarussischen Oppositionsmediums Reform aber dürften den AfD-Mandator noch viel mehr in die Bredouille bringen:

Dornau soll auf seiner Farm belarussische politische Häftlinge für sich arbeiten lassen. Einer von ihnen hatte dem Medium berichtet: Einen Lohn von 20 Rubel würden die Arbeiter pro Tag erhalten, die Haftanstalt in Lida kassiere hingegen 30 Rubel für jeden Häftling. Allerdings entscheide ein Vorarbeiter, ob die Gefangenen ausreichend gearbeitet hätten und tatsächlich bezahlt werden.

Spezielle Kleidung oder Ausrüstung bekamen die Männer nicht. „Wir froren an Händen und Füßen“, schilderte der mittlerweile wieder frei gelassene politische Häftling. „Wir arbeiteten von 7 Uhr Früh bis 18 Uhr ohne Essen und ohne zu trinken.“

„Er kam vorbei“

In den staatlich gelenkten Medien von Belarus taucht Jörg Dornau immer wieder auf. Der von Reform interviewte Ex-Häftling, dessen Vergehen es war, in den sozialen Medien einen Lukaschenko-kritischen Beitrag zu liken, hatte den Deutschen einmal auf der Zwiebelfarm erkannt. „Ein großer Mann mit Glatze. Er kam einmal mit dem Auto mit dem deutschen Kennzeichen vorbei. Kam in die Lagerhalle, wo wir gemeinsam mit den anderen Arbeitern die Zwiebeln sortierten.“

Gefälschte Wahlen

Exakt 1.324 politische Gefangene listet die belarussische Menschenrechtsorganisation Vjasna auf – darunter den Mann der ins Exil getriebenen Swetlana Tichanowskaja und die Musikerin und Oppositionsführerin Maria Kalesnikova.

Ihr aller Vergehen: Sie haben sich gegen die gefälschten Präsidentenwahlen vom Sommer 2020 gestellt, haben das Regime von Diktator Lukaschenko kritisiert oder auch nur in sozialen Medien ihren Protest ausgedrückt. Im Gegensatz zu den Gefängnissen im Land müssen die Häftlinge in den gefürchteten Strafkolonien zwangs-arbeiten.

Auf die Vorwürfe, er beute politische Häftlinge auf seinem Betrieb aus, hat AfD-Mann Jörg Dornau bisher nicht reagiert.

Im Sommer 2020 hatte Diktator Lukaschenko mit dem offensichtlichen Wahlbetrug einen der größten Aufstände in der Geschichte der jungen Nation ausgelöst. Nur wenige Wochen nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung gründete Dornau seinen Betrieb. Kurz darauf schloss er mit dem „Zentrum zur Isolation von Delinquenten“, einer Haftanstalt für politische Gegner, eine Kooperation.

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