Startseite Wirtschaft Alle Augen auf Jackson Hole: Was das Notenbanker-Treffen bringt

Alle Augen auf Jackson Hole: Was das Notenbanker-Treffen bringt

von Max

Gespannt wie lange nicht blickt die Finanzwelt  bis einschließlich Samstag nach Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming.  Ein Zinsexperte der Deutschen Bank spricht gar von einem „Schlüsselereignis“, das im schmucken Ort mitten in den Rocky Mountains stattfinden könnte. Schon seit 1982 treffen sich in der Touristenidylle alljährlich die  wichtigsten Notenbanker der Welt,  allen voran der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, und die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, zum informellen Austausch. 

Investoren, Analysten und Kreditnehmer weltweit erwarten vor allem von der Rede Powells am Freitag ein Signal, wie es an der Zinsfront weitergeht. Schon jede kleinste Andeutung bewegt die Märkte.  „Jackson Hole wird zwar gerne von den Medien hochgespielt, wegen der  Börseereignisse über den Sommer ist   die große Aufmerksamkeit heuer aber wirklich  gerechtfertigt“, sagt Börseexpertin Monika Rosen zum KURIER. 

Analysten, hört die Zinsignale!

Börsianer hoffen, dass Powell eine bevorstehende Zinssenkung signalisieren werde. Schon im Juli  machte der Fed-Chef  erste, zarte Andeutungen in diese Richtung. Die schwachen Arbeitsmarktdaten Anfang August nährten bei Anlegern die Sorge, die Fed habe ihre straffe Linie zu lange beibehalten und schürten Spekulationen, die Notenbank müsse den Leitzins  im September oder sogar schon früher in einer Krisensitzung um einen halben Prozentpunkt senken, um einer drohenden Rezession entgegenzuwirken.

„Powell wird sich alle Optionen offenhalten“, dämpft  Rosen allzu hohe Erwartungen an das Notenbanker-Treffen. Schon mit Hinblick auf die hohe Volatilität am Markt werde Powell sich  neutral verhalten. Auch  zu den jüngsten politischen Zinsattacken von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump werde Powell lieber schweigen und so die Unabhängigkeit der Notenbank unterstreichen.

Zinswettlauf USA gegen EU

Um  die Inflation zu bremsen, hält die Fed ihren Leitzins nun schon seit über einem Jahr im Bereich von 5,25 bis 5,50 Prozent. Die EZB hingegen preschte im Juni vor und wagte eine erste Leitzins-Senkung um einen Viertelprozentpunkt auf 4,25 Prozent. Am 12. September und damit nur wenige Tage vor der Fed-Sitzung am 18.  könnte sie einen zweiten Schritt folgen lassen.  

In diesem Jahr stehen noch drei Fed-Sitzungen für Zinsentscheide an, wobei einige  Beobachter damit rechnen, dass vor den US-Wahlen gar kein Schritt mehr erfolgen könnte. Rein auf die realwirtschaftlichen Daten geblickt, brauche es derzeit  nicht unbedingt einen Zinsschritt, meint Rosen. Zuletzt sei die Inflation auf 2,9 Prozent gesunken, die Arbeitslosenquote sei mit 4,3 Prozent moderat und die Einzelhandelsumsätze deuten indes darauf hin, dass die Ausgaben der Amerikaner weiterhin hoch sind, was für eine weniger aggressive Politik der Zentralbanker spricht. Wichtig seien jedoch die Arbeitsmarktdaten für August, die am 6. September bekannt gegeben werden.

Vorboten der Zinssenkung an der Börse

An der Börse wird indes bereits fest mit einem Zinsschritt gerechnet, was sich auch am zuletzt gestiegenen Goldpreis und dem sinkenden Dollar-Kurs zeigte. „Enttäuscht Powell mit Zurückhaltung, was den September-Termin angeht, droht drei Wochen nach dem ersten Ausverkauf durchaus eine Wiederholung des Geschehens“, so ein Experte des Brokerhauses RoboMarkets. 

Die Notenbanker werden bei ihrem Treffen in Jackson Hole also nicht nur die schöne Umgebung genießen.

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