Die Krux mit der Technik am Handgelenk wurde in dieser Anekdoten-Serie schon mehr als einmal thematisiert; so mancher Profikicker bewies besonderen Erfindungsreichtum, wenn es darum ging die Pulsmesser zu täuschen. Auch Andy Ogris war schon mehrmals Hauptperson einer lustigen Sonntagsgeschichte, schließlich glänzte der Erz-Austrianer nicht nur mit fast 100 Pflichtspieltoren, sondern auch mit seinem Wiener Schmäh. Ogris machte zwar nie einen Hehl daraus, dass er einen ausschweifenden Lebensstil pflegte, gleichzeitig – und das vergessen viele – kannte er beim Training aber keinen Schlendrian: Andy wollte Erfolg und wusste, dass dieser nur mit beinharter Arbeit zu erreichen war.
Der Stürmer gab deshalb nicht nur im Nachtleben, sondern auch im Training Gas. Nur die Grundlagenausdauer am Beginn der Saison aufzubauen, war „Ogerl“ (genauso wie den meisten seiner Kollegen) zuwider: Lauftrainingslager sind so beliebt wie Zahnarztbesuche. Kurioserweise musste Ogris 2015 als Interimstrainer der Austria am eigenen Leib spüren, wie hilflos ein Coach agieren muss, wenn seine Mannschaft in einem schlechten körperlichen Zustand ist. Zu seiner aktiven Zeit war es ihm freilich völlig wurscht, dass die Lauferei eigentlich zu seinem Besten war.
Als Andy Ogris zum sommerlichen Trainingsstart von Herbert Prohaskas Co-Trainer Obermayer eine Sportuhr ausgeteilt bekam um vierzig Minuten in dem für ihn individuell bestimmten Pulsbereich auf der Prater Hauptallee zu joggen, ersann der gebürtige Floridsdorfer daher eine List: Ogris drehte seinen Zeitmesser nicht einmal auf und tauchte für eine dreiviertel Stunde ab. Schließlich betrat er mit gespielter Wut wieder die Kabine und knallte „Schneckerl“ und Obermayer seine Uhr hin: „Das blöde Ding hat nicht funktioniert! Da ist nix oben!“, fauchte er. Dieser „Ansa-Schmäh“ funktioniert beim ersten Mal, dann noch einmal und schließlich schöpfte das FAK-Trainerteam Verdacht: Zum dritten Trainingslauf begleitete Erich Obermayer die violette Nummer 7 persönlich und stellte sicher, dass Andy mit eingeschalteter Uhr Kilometer „fraß“. Wenigstens zwei Läufe konnte sich „Ogerl“ mit seiner Chuzpe aber ersparen.
Ein Teamkamerad des 63-fachen Nationalteamspielers hatte mehr Glück: Der Spieler, der anonym bleiben will, platzierte seinen Brustgurt samt Sensor direkt auf der Motorhaube seines Autos, das er auf den Stadionbad-Parkplatz abgestellt hatte. Er setzte sich auf den Fahrersitz, startete den Motor und lehnte sich gemütlich zurück. Im Leerlauf verfolgte er wie die Uhr in den vorgeschriebenen Pulsbereich kam; die „Laufarbeit“ erledigte in der Folge die Pferdestärke des Verbrenners während der Kicker vor sich hindöste. Wenn vierzig Minuten um waren, stellte der Austrianer den Motor ab, befeuchtete bei einem Hydranten T‑Shirt und Gesicht und joggte zurück auf den Trainingsplatz um zur Tarnung wenigstens etwas außer Atem zu sein. Er gab seine Uhr ab und Trainer Prohaska war ob „seiner“ Leistung sehr zufrieden: „Schneckerl“ ahnte natürlich nicht, dass er einer Betrügerei aufsaß. Das Lauftraining blieb für diesen Profi u(h)reinfach.