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Anekdote zum Sonntag (248) – Ronivaldo McDonaldo » abseits.at

von Max

Obwohl Ronivaldo noch aktiv ist, ist er bereits eine Zweitliga-Legende in Österreich: In Lustenau kam der eingebürgerte Brasilianer auf die ansprechende Quote von 62 Toren in 78 Pflichtspielen; später traf er auch für Wacker Innsbruck brav, konnte aber den Abstieg nicht verhindern. Dreimal krönte sich „Ronnie“ zum Torschützenkönig der zweithöchsten Spielklasse, zweimal wurde er zum besten Spieler gewählt. Aktuell lebt Blau-Weiß Linz in der Bundesliga von den Toren des 35-Jährigen.

Das Österreich-Abenteuer von Ronivaldo Bernardo Sales, kurz: Ronivaldo, begann 2013 beim Kapfenberger SV: Die Falken entdeckten den Offensivspieler bei einem Testspiel und verpflichtete ihn für nur 11.000€. Nach erfolgreichen zwei Jahren in der Obersteiermark holte die Austria den damals sechsundzwanzigjährigen Stürmer mit dem eigenwilligen Spielstil in die Bundesliga. Der Durchbruch in der obersten Spielklasse blieb Ronivaldo allerdings aufgrund hartnäckiger Verletzungen versagt: Er machte kein einziges Spiel für die Veilchen. Erst eine Liga tiefer fand der Spieler wieder in die Spur und sein privates Glück: „Ich ging in Vorarlberg in eine Kirche und sah meine Frau das erste Mal. Zwei Monate später waren wir verheiratet.“ Seitdem scheint es für das 1,73 Meter große Kopfballungeheuer wie am Schnürchen zu klappen.

Mit Schaudern denkt der quirlige Kicker jedoch an seine ersten Tage in Österreich zurück: Von 35 Grad zu 8 Grad Außentemperatur; Konditionstraining statt Ballzauber. Ronivaldo durfte nicht nur zaubern, er musste auch laufen, taktisch spielen, defensiv aushelfen. Als er das begriffen hatte, gelang es ihm seine Qualitäten zu zeigen. Sein Ex-Teamkollege Marco Krainz charakterisierte ihn folgendermaßen: „Seine Gier auf Tore ist das Geile an ihm. Seine Laufbereitschaft, auch defensiv, macht ihn aus. Er kämpft 90 Minuten lang. Sein Kopfballspiel ist faszinierend, verrückt, einfach Wahnsinn. Er gewinnt mit seinen 1,73 Metern die Luftduelle auch gegen 1,90 Meter große Innenverteidiger. Er hat eigentlich alles, ist ein kompletter Fußballer.“ Ein kompletter Fußballer, ja, aber Ronivaldo ist auch ein Genussmensch und liebt Dinge, die Fußballer eigentlich nicht konsumieren sollten:

Krainz erinnert sich, dass Spieler des SC Austria Lustenau für eine Wohltätigkeitsaktion einmal im Drive‑In der hiesigen Fast-Food-Filiale des Goldenen Ms Autos putzten. Stürmerstar Ronivaldo war mit von der Partie – gut gelaunt und sonnig wie eh und je. Irgendwann kam der Geschäftsführer des Franchisebetriebs auf den Parkplatz um sich mit den Profikickern zu unterhalten. Schließlich deutete er auf Ronivaldo und meinte: „Euer Stürmer kommt jede Woche ein bis zwei Mal zu uns essen und schießt so viele Tore. Warum kommt ihr nicht alle?“ Die Spieler schmunzelten; der so „enttarnte“ Ronivaldo grinste nur spitzbübisch und zuckte mit den Schultern.

Ein weiteres „Burger-Gate“, wie es in Österreich schon viele gab: Man denke an Djalminha, „Ronnies“ Landsmann, der sich den Cheeseburger zunächst ohne Käse zubereiten und dann auch noch servieren ließ, an – den später veganen – Philipp Hosiner, der nach dem peinlichen Cupausscheiden der Austria  gegen Regionalligist Kalsdorf 2013 das bekannte braune Papiersackerl des Burger-Riesen für den verletzten Grünwald trug, oder an René Gartler, dem sein damaliger Trainer Pacult öffentlich vorwarf, er würde sich von McD komplett verköstigen lassen. In Ronivaldos Fall sollte es aber keine weiteren Konsequenzen geben: Angesichts seiner Leistungen, drückte die Lustenauer Vereinsführung ein Auge zu. Die Tormaschine sollte schließlich bei Laune bleiben.

Marie Samstag, abseits.at

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