Was sind Ihre Pläne?
Ankerbrot hat eine lange Tradition. Auch mein Management soll langfristig und nachhaltig sein – ich will die Marke und den Unternehmenswert steigern. Es gibt natürlich eine Wachstumsidee. Als Anker gegründet wurde, war die Situation ähnlich wie heute: die Stadt war schnell wachsend, Anker stellte sich auf die Bedürfnisse der Bevölkerung ein. Die Stärke war es, zu erkennen, wo man Filialen errichten muss. Viertel und Verkehrswege sind entscheidend – und der Geschmack. Heute ist das nicht anders, man muss das alles gut treffen.
Sie modernisieren aktuell das gesamte Filialnetz.
Der Kern unseres Unternehmens ist das Filialgeschäft. Wir haben etwa die Hälfte neu gemacht. Wir sind auch auf der Suche nach neuen Standorten und schließen alte, die nicht mehr gut gehen. Beim Sortiment besinnen wir uns auf Klassiker und mischen Neues dazu. Aktuell haben wir 300 Produkte in jeder Filiale.
107 Anker-Filialen, viele neue Bäckerei-Ketten: Wie gesättigt ist der Markt?
Es gibt noch viel Spielraum. Die Menschen werden mehr, sie bewegen sich stärker, sind mobiler, brauchen die schnelle Versorgung. Bäcker sind On-the-go-Versorger geworden und jeder hat seine eigene Rolle und Stärke.
Wie ist Ihre Positionierung?
Wir sind an Verkehrsknotenpunkten, Bahnhöfen, in Spitälern – also in Hochfrequenzlagen, wo wir von früh bis spät versorgen.
Ihr Bestseller?
Das Briochekipferl, wir verkaufen eine Million Stück im Jahr. Insgesamt decken wir eine gewisse Breite ab, vom Brot zum gefüllten Weckerl. Und wir sind stark bei Kaffee, haben gerade zur Wiener Marke ’Naber’ gewechselt. Wir sind kein Diskonter, keine Boutique, sondern gute Mittelklasse.
Orten Sie aktuell einen gewissen Bäckerei-Hype?
Es gibt einen Hype und das ist super. Wir liefern Produkte des täglichen Bedarfs, zu denen Menschen eine Beziehung haben. Das ist super und anstrengend zugleich, weil jeder eine Vorstellung hat, wie es schmecken soll.
Durch die neuen Bäcker gab es beim Brot eine gewisse Preistreiberei. Was darf ein Laib Brot heute kosten?
Gute Lebensmittel dürfen ihren Preis haben. Wir spannen einen Bogen über die Stadt: haben das preisgünstige Brot für zwei Euro und Spezialbrote, die bis zu zehn Euro kosten.
Zur Produktion in Lichtenwörth: ist das ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb?
Wir produzieren dort, wie wir es brauchen, je nach Produktionslinie und Nachfrage.
Sie produzieren fünf Millionen Handsemmeln. Wie viel Handarbeit steckt da drin?
Die volle Handarbeit! Ich habe das probiert: Ich brauche für eine Semmel zwei Minuten, die Profis machen 20 Semmeln in einer Minute.
Manche Bäcker versuchen, von der Nachtarbeit wegzukommen. Bereiten am Abend vor, backen in der Früh fertig. Ein Modell für Sie?
Bäcker arbeiten in der Nacht, da kommen wir nicht drum herum. Auch in den Filialen fangen die Mitarbeiter zum Teil sehr früh an, manche um zwei Uhr, weil sie backen und viel herrichten. Da haben wir diverse Mobilitätsthemen und sind gerade dabei, uns mit den Wiener Linien und den Nachtbussen abzusprechen, damit die Mitarbeiter leichter in die Arbeit kommen.
Ist es schwierig, für diese Jobs Personal zu finden?
Im Handel ist es immer schwierig, aber es geht uns gut damit, auch, weil sich der Arbeitsmarkt entspannt hat.
Von Wasser zu Brot: Sie kommen von Vöslauer – ist das Geschäft bei Anker ähnlich?
Die Verbindung ist das Produkt des täglichen Bedarfs, die österreichische Marke, der Traditionsbetrieb. Der große Unterschied ist das Filialgeschäft und der direkte Kontakt zum Kunden, den gab es bei Vöslauer nicht.