Die letzte Berlinale endete im Skandal. Nachdem bei der Abschlussgala Filmemacher ihre Solidarität im Nahostkonflikt einseitig mit den Palästinensern bekundet hatten, wurde der Vorwurf von Antisemitismus und Israelhass laut.
Fehler wurden gemacht und Konsequenzen müssen gezogen werden, sagte die neue Berlinale-Leiterin Tricia Tuttle anlässlich der bevorstehenden 75. Internationalen Filmfestspiele in Berlin, die Donnerstag Abend eröffnet werden. Die 55-jährige Amerikanerin, die bis vor Kurzem das London Film Festival geleitet hat, übernimmt heuer die Berlinale.
Sie wolle das Festival zum Ort des offenen Dialogs machen, ließ die Neo-Intendantin verlauten: „Je mehr die Debatte sich radikalisiert, desto dringender brauchen wir einen Ort für differenzierte Gespräche.“
Neue Berlinale-Chefin: Die Amerikanerin Tricia Tuttle
Man fordere ein respektvolles Gespräch und bestehe darauf, dass jeder seine Meinung äußern dürfe. „Natürlich sehe ich eine rote Linie, wo es in den Antisemitismus kippt“, so Tuttle. „Gleichzeitig ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und Komplexität zuzulassen.“ Jedoch: „So einseitig wie auf der Preisgala dürfen wir nicht noch einmal werden.“
Österreichische Filme
Den Auftakt der Berlinale macht der deutsche Regisseur Tom Tykwer mit seinem Familiendrama „Das Licht“, in dem Lars Eidinger und Nicolette Krebitz zu sehen sind. Gleich zu Beginn mischt auch ein österreichischer Film mit: „Welcome Home Baby“ von Andreas Prochaska eröffnet die Sektion Panorama und liefert heimischen Horror mit Julia Franz Richter in der Hauptrolle.
Ohnehin ist das österreichische Filmschaffen im Programm der Berlinale heuer besonders stark vertreten. Im Wettbewerb um den Goldenen Bären läuft „Mother’s Baby“ von der Grazer Regisseurin Johanna Moder. Die deutsch-schweizerische Schauspielerin Maria Leuenberger spielt darin eine Dirigentin, der es schwerfällt, eine Beziehung zu ihrem Baby aufzubauen.
In der von Tricia Tuttle neu eingeführten Sektion Perspectives, die sich der Entdeckung außergewöhnlicher Spielfilmdebüts widmet, ist Florian Pochlatkos erster Langfilm zu sehen. Luisa-Céline Gaffron spielt in „How to Be Normal and the Oddness of the Other World“ eine Psychiatriepatientin, die sich wieder in der Welt zurechtfinden muss.
Der rote Teppich
Was das Staraufgebot auf dem roten Teppich betrifft, kann sich Berlin sehen lassen. Hollywoodstar Timothée Chalamet („Dune“) stellt sein oscarnominiertes Biopic über Bob Dylan vor. Benedict Cumberbatch hat sich für seine Hauptrolle als überforderter Vater in dem Drama „The Thing with Feathers“ angekündigt. Robert Pattinson reist mit dem südkoreanischen Oscar-Regisseur Bong Joon-ho („Parasite“) für dessen neuen Sci-Fi-Film „Mickey 17“ an; US-Regisseur Richard Linklater wird von Ethan Hawke für seine Tragikomödie „Blue Moon“ begleitet; und Oscarpreisträgerin Jessica Chastain kommt für ihre Hauptrolle in dem mexikanischen Drama „Dream“ von Michel Franco.
Die Gewinnerin des goldenen Ehrenbären heißt Tilda Swinton. Anlässlich der Eröffnungsgala wird der Oscar-nominierte Regisseur Edward Berger („Konklave“) die Laudatio halten.