Startseite Wirtschaft Beteiligungen und grüne Fonds: Die Energiewende als Anlagechance

Beteiligungen und grüne Fonds: Die Energiewende als Anlagechance

von Max

Direkt an Erneuerbare-Energie-Projekten beteiligen

„Die einfachste Form, in erneuerbare Energie zu investieren, sind Direktbeteiligungen, zum Beispiel an einem Windpark oder eine Photovoltaikanlage“, sagt Katharina Muner-Sammer von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik. Die ÖGUT betreibt seit 2002 die Webseite Gruenesgeld.at und wird dabei vom Umweltministerium (BMK) unterstützt. Das Online-Portal bietet Informationen zum nachhaltigen Investieren und vermittelt Anlageberater.

Module in Solarkraftwerken kaufen

Eine der gängigsten Formen von Direktbeteiligungen ist die Teilhabe an Solarkraftwerken. In Wien kann man etwa die Kosten von PV-Modulen für Bürger*innenkraftwerke von Wien Energie übernehmen, in Niederösterreich kann man sich über die Plattform Sonnenkraftwerk Gemeinde an kommunalen PV-Anlagen beteiligen. Man profitiert davon, indem man einen Gutschein auf die eigene Stromrechnung erhält oder über eine örtliche Energiegemeinschaft günstigen Ökostrom erhält.

Beim Kraftwerkbetreiber Unser Kraftwerk kann man sich an Solarkraftwerken in ganz Österreich beteiligen und erhält dafür jährlich 3 Prozent Zinsen. Die Mindestsumme, die man investieren muss, sind 1.000 Euro. Bei den Wiener Bürger*innenkraftwerken ist man ab 250 Euro dabei, bei Sonnenkraftwerk Gemeinde je nach Projekt ab ca. 400 Euro.

Gewisses Risiko bei Beteiligung an Windenergiefirmen

Wie man sich an Windkraftanlagen beteiligen kann, darüber informiert der Branchenverband IG Windkraft. An zwei größeren heimischen Windparkbetreibern, WEB Windenergie und Windkraft Simonsfeld, kann man sich mittels Aktien beteiligen, die nur auf unternehmenseigenen Webseiten gekauft und anderen Nutzern verkauft werden können. Jährlich bekommt man Dividenden ausgezahlt. Bei Windkraft Simonsfeld kostete eine Aktie zuletzt im Schnitt 488,3 Euro. Die Dividende lag bei 14 Euro, was rund 2,8 Prozent Zinsen pro Jahr entspricht.

Laut Konsumentenschutzexpertin Ulrike Weiß von der Arbeiterkammer Oberösterreich bergen solche Anlageformen ein gewisses Risiko: „Wenn ich meine Anteile nur auf einer einzigen Webseite verkaufen kann, ist das ein sehr kleiner Markt. Wenn das Unternehmen Verluste macht, finde ich möglicherweise keinen Käufer mehr und komme nicht mehr zu meinem Geld.“ Die Windkraftunternehmen versuchen dieser Sorge mit Transparenz über die eigenen Geschäftszahlen entgegenzuwirken.

Crowdinvesting: Potenziell einträglich, aber risikoreich

Eine weitere Möglichkeit, in erneuerbare Energie zu investieren, ist Crowdinvesting, etwa auf Plattformen wie Conda.at. Hier wird gemeinschaftlich in Projekte von kleinen und mittelgroßen Unternehmen investiert, dabei ist man teilweise schon ab 250 Euro. Bei einem neuen Projekt investiert man etwa in das Unternehmen Austria Energy, das in Chile Solar- und Windparks errichtet und eine Erzeugungsanlage für grünen Wasserstoff und Ammoniak plant. 8 Prozent Zinsen pro Jahr werden für das Zeichnen einer fünfjährigen Anleihe über Conda.at versprochen.

In vielen Fällen handelt es sich beim Crowdinvesting um Nachrangdarlehen oder Nachrang-Anleihen. Sie seien hochriskant, sagt Weiß. Sollte das Projekt scheitern, sieht man sein investiertes Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder. Auch Muner-Sammer betont das Risiko, allerdings seien hohe Renditen zu erwarten. Sie erwähnt die Crowdfunding-Plattform Klimja, die auf nachhaltige Projekte spezialisiert ist. Bisher sei darauf nur ein Projekt gescheitert. Mit einem Totalverlust des Investments sollte man aber kalkulieren und deshalb nur kleine Summen in einzelne Projekte stecken.

Grünen Fonds unter den Mantel schauen

Laut Weiß sollten sich Anleger auf jeden Fall die Frage stellen, ob sie nicht lieber zu Wertpapieren auf einem gut regulierten Markt greifen. Auch hier gibt es gute Möglichkeiten zu investieren, man benötigt dafür nur ein Depot bei einer Bank. Im besten Fall lässt man sich dort auch persönlich beraten. Wenn man ein ganz spezifisches Unternehmen im Bereich erneuerbare Energie im Visier hat, kann man sich Aktien oder Anleihen davon zulegen. Eine größere Risikostreuung erhält man mit Fonds, fondsgebundenen Lebensversicherungen oder börsengehandelten Indexfonds (ETFs).

Das größte Risiko hierbei sei, dass nicht das drinnen steckt, was draufsteht. Viele Wertpapiere rühmen sich, nach ESG-Kriterien erstellt worden zu sein, also auf Umwelt (Environment), Soziales und Unternehmensführung (Governance) großen Wert zu legen. Laut der Arbeiterkammer wird dabei aber manchmal „Greenwashing“ betrieben, also dreckiges Geschäft hinter grünem Deckmantel versteckt. Dagegen wappnen können sich Anleger durch einen Blick auf Plattformen wie Cleanvest oder Moneycare, wo Wertpapiere auf ihre tatsächliche Nachhaltigkeit überprüft werden. Auch das Österreichische Umweltzeichen wird nur an richtig nachhaltige Wertpapiere vergeben.

Staat lockt mit Sicherheit und kurzen Laufzeiten

Wieviel man an Fonds, ETFs oder Aktien verdient, hängt freilich von der Kursentwicklung an der Börse ab. Außerdem gibt es Kosten für Kaufspesen, Depot und Fonds-Management. Laut Weiß ist oft ein langer Atem notwendig, um zu einer zufriedenstellenden Rendite zu kommen. Deshalb sei es besser, Geld zu investieren, auf dessen Rückkehr man bei Bedarf auch länger warten kann.

Wer sein Geld nicht besonders lange investieren will und dazu eine hohe Anlagesicherheit bevorzugt, sollte einen Blick auf grüne Bundesschätze werfen. Dabei leiht man dem Staat Geld, um „grüne“ Projekte zu finanzieren, im Bereich erneuerbare Energie, aber auch Infrastruktur, öffentlicher Verkehr und anderen. Für eine sechsmonatige Veranlagung gibt es 2,75 Prozent Jahreszins, für vier Jahre erhält man jeweils 2,25 Prozent. Wer sein investiertes Geld frühzeitig wieder braucht, erhält es zurück. Solange der Staat nicht bankrott geht, ist ein Verlust ausgeschlossen. 

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