Dass das Geschäft der Agrana nicht sonderlich gut läuft, konnte man bereits im März absehen, als das Unternehmen die Schließung zweier Zuckerfabriken in Österreich und Tschechien bekanntgab. Am Freitag wurde Bilanz über das Geschäftsjahr gezogen. „Es ist kein katastrophales Ergebnis. Es ist nicht berauschend, aber damit kann man in schwierigen Jahren leben“, sagt CEO Stephan Büttner.
Aktuell seien die größten Probleme die hohen Energiepreise und die gestiegene Inflation. Für Verunsicherung sorgt die US-Zollpolitik. Als global agierendes Unternehmen war man in den vergangenen 5 Jahren aber von vielen Krisen betroffen, etwa Corona, dem Krieg in der Ukraine oder dem Nahost-Konflikt.
Weniger Umsatz, mehr Cashflow
Der Umsatz der Agrana ist im Geschäftsjahr 2024/25 um 7,2 Prozent auf 3,514 Milliarden Euro gesunken. Das Betriebergebnis (EBIT) ging gar um 73,2 Prozent zurück, von 151 auf 40,5 Millionen Euro. Beim Cashflow konnte sich das Unternehmen allerdings um 100,5 Prozent verbessern (von 129,2 auf 259,1 Mio. Euro) und auch der Schuldenstand wurde reduziert (von 636,1 auf 436,4 Mio. Euro).
Zuckergeschäft wurde zum „Desaster“
Am schlechtesten hat sich bei der Agrana der Geschäftsbereich Zucker entwickelt. „Das ist ein Desaster gewesen im abgelaufenen Geschäftsjahr“, sagt Büttner. „Hier haben wir über 100 Millionen Euro versenkt.“ Hauptgrund sei der massive Absturz der Zuckerpreise. Aus der Ukraine werden große Mengen billigen Zuckers in die EU exportiert. Mit den Preisen könne man nicht mithalten. Die EU hat zwar Kontingente für den Import festgesetzt, diese seien aber hoch genug angesetzt gewesen, um Hersteller in de EU massiv in Bedrängnis zu bringen.
Ukrainische Oligarchen profitieren
Die Schließung der Zuckerwerke sei eine direkte Konsequenz daraus. „Und jetzt bekommen wir Anfragen von ukrainischen Oligarchen, die jene Werke kaufen wollen, die wir schließen mussten. Das kann es ja nicht sein“, sagt Büttner. Die Marktöffnung für die Ukraine, die Europa in ihrem Krieg gegen Russland unterstützt, sei sicherlich mit guter Absicht erfolgt. Der Agrana-CEO kritisiert aber fehlenden Weitblick dabei, welche ökonomischen Konsequenzen dies für europäische Unternehmen hat. Übernahmeanfragen der Konkurrenz habe man jedenfalls sofort abgelehnt.
Auf die Marktverwerfungen bei Zucker werde immerhin rasch reagiert. In vielen europäischen Ländern wird die Anbaufläche für Zuckerrüben reduziert. Das damit sinkende Angebot soll die Preise stabilisieren. Die Agrana bezieht ihre Rüben künftig von 27.000 statt von 44.000 Hektar. Die damit zustande kommende Erntemenge sollte dennoch über der Kapazität des verbliebenen Zuckerwerks Tulln liegen, weshalb dessen Kapazität nun ausgebaut wird.
Fruchtgeschäft entwickelt sich sehr positiv
Im Geschäftsfeld Stärke (Kartoffeln, Mais) gab es ebenfalls einen Umsatzrückgang, hauptsächlich durch gesunkene Marktpreise. Aufgrund des Dollarkurses besonders günstige Importe aus den USA bringen vor allem das Geschäft mit Ethanol unter Druck. Das Ergebnis wurde aber auch durch eine mehrwöchige hochwasserbedingte Betriebsunterbrechung der Bioraffinerie Pischelsdorf im Tullnerfeld belastet.
Sehr positiv dagegen entwickelt sich das dritte große Geschäftssegment: Frucht. Hier gibt es u.a. gestiegene Verkaufsmengen bei Eiscreme, aber auch bei Aromen für Lebensmittelkonzerne. Die Umsatzerlöse stiegen um 4,1 Prozent. Mit 1,63 Mrd. Euro ist Zucker das eindeutig wichtigste Geschäftsfeld der Agrana. Hier hat sich die Übernahme des französischen Unternehmens Atys im Jahr 2005 als richtungsweisend entschieden.
Intern gibt es eine massive Umstrukturierung
Konzernintern findet bei der Agrana eine massive Umstrukturierung statt, mit der man eine nachhaltig positive Geschäftsentwicklung erreichen will. Ein Großteil des operativen Managements wurde ausgetauscht, ein Kosteneinsparungsprogramm im Umfang von 80 bis 100 Millionen Euro wird vorangetrieben. „Es ist die größte Transformation in der Geschichte des Unternehmens“, sagt Büttner. „Wir haben bereits viel verändert, um neue Impulse zu setzen.“
Stabiler Ausblick für das aktuelle Geschäftsjahr
Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025/2026 ist neutral. „Wir werden auf diesem bescheidenen Niveau bleiben“, sagt Büttner. „Das Problem bleibt Zucker. Wir müssen davon ausgehen, dass wir uns hier operativ nicht verbessern.“ Durch Kosteneinsparungen hoffe man aber, hier immerhin keine weiteren Verluste zu schreiben.
Die Höhe der Dividende schlägt die Agrana mit 0,70 statt zuletzt 0,90 Euro pro Aktie vor. Trotz des Umsatzrückgangs hält Büttner diesen Wert für vertretbar. „Die Agrana ist ein Dividendentitel.“ Dabei soll es auch bleiben.