Startseite Kultur Brit-Regisseur James Hawes über Rami Malek: Amateur statt Actionheld

Brit-Regisseur James Hawes über Rami Malek: Amateur statt Actionheld

von Max

„Charlie Heller ist ein unerwarteter Held – unerwartet und unterschätzt, wie ihn Rami Malek gerne nennt“, erzählt der britische Regisseur James Hawes im KURIER-Gespräch über die Hauptfigur seines Thrillers „The Amateur“ (jetzt im Kino): „Wenn man in das CIA-Büro kommt, muss man fünf Stöcke in den Keller hinunter fahren.“

Dort findet man Oscarpreisträger Rami Malek, der als unerwarteter Held in Anzug und Krawatte hinterm Computer sitzt. Der ehemalige Bond-Bösewicht („Keine Zeit zu sterben“) und Freddie Mercury-Darsteller („Bohemian Rhapsody“) konnte sich in der Thriller-Serie „Mr. Robot“ bereits als Internetspezialist und Hacker eingrooven. Als zartbesaiteter Charlie Heller mit Aktentasche und Brille wirkt er auf den ersten Blick, als könnte er kein Wässerchen trüben. „Du bist kein Killer“, sagt Laurence Fishburne als Nahkampftrainer resigniert zu seinem neuen Schüler.

In einem typischen Agententhriller würde sich Charlie vom IT-Außenseiter zum Terroristen-Töter mausern, sagt Hawes: „Binnen Kurzem wäre er ein kampferprobter Scharfschütze. Was mir an diesem Stoff, der auf dem Roman von Robert Littell basiert, aber so gut gefällt: Charlie verwandelt sich nicht in einen Actionhelden, sondern bleibt Amateur. Trotzdem entwickelt er die Fähigkeit, Rache zu üben.“

Der Regisseur und sein Hauptdarsteller Rami Malik, der auch als Produzent gelistet ist, arbeiteten eng an der Figurenentwicklung von Charlie Heller zusammen. Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der darauf vertraut, dass seine Vorgesetzten das Richtige tun. Erst nach und nach wird er misstrauisch und beschließt, die Aufklärung der Ermordung seiner Frau selbst in die Hand zu nehmen: „Wir wollten auch eine Geschichte der Trauer erzählen“, sagt Hawes: „Die unterschiedlichen Phasen von Charlies Trauer verleihen seinem tödlichen Rachefeldzug eine jeweils andere Temperatur. Das war uns ganz besonders wichtig.“

Istanbul statt Prag

James Hawes kennt sich im Spionage-Genre aus. Erst kürzlich hat er neben zwei Folgen von „Black Mirror“ auch mehrere Episoden der britischen Spy-Serie „Slow Horses“ mit Gary Oldman abgedreht – „wo ich mich im John-le-Carré-Land herumtreiben konnte“, grinst der Regisseur: „Und natürlich liebe ich all die Spionage-Klassiker wie ,Die drei Tage des Condor‘ oder ,Die Unbestechlichen‘. Gleichzeitig aber wollte ich einen Film machen, der sich ausgesprochen zeitgemäß anfühlt.“

So schrieb Autor John Littell „The Amateur“ im Jahr 1981, als Prag noch als Drehscheibe des Kalten Krieges galt. „Ich kenne und liebe Prag“, beteuert Hawes, „aber heutzutage besteht die größte Gefahr in Prag nicht darin, dass man von einem russischen Agenten getötet, sondern von einem Bier-Bike umgefahren wird.“ Deswegen verlegte er den Schauplatz von Prag nach Istanbul – „eine Stadt, die sich weniger bekannt, dafür aber kantiger und gefährlicher anfühlt“.

Und ja, auch er liebe die Verfolgungsjagden und Schießereien, wie man sie in klassischen Agententhrillern findet und von denen in „The Amateur“ nur wenig zu sehen ist, weil der Held seine Gegner quasi im Computer jagt: „Entscheidend ist, dass man mit der Hauptfigur mitfühlt“, findet James Hawes: „Wenn man das nicht tut, bleibt nur krachendes Metall übrig. Wir wollten eine emotionale Geschichte mit modernsten Technologien erzählen – so authentisch und spannend wie möglich.“

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