Und heute?
Lydia Grünzweig, die Geschäftsführerin der Buchklubs der Jugend, erzählt stolz, dass der Buchklub seit seiner Gründung nie öffentliche Gelder zum Überleben benötigt hat, der allergrößte Teil seines Budgets konnte immer über die durchaus geringen Mitgliedsbeiträge gedeckt werden. Doch derzeit geht es dem Buchklub nicht gut – in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten stehen Ausgaben für Leseförderung nicht an erster Stelle. „Wir haben aktuell auch einige engagierte Menschen und Unternehmer, die uns unterstützen, aber es reicht nicht aus, um einen Turnaround zu schaffen.“ Für den Buchklub gebe es sehr wohl neue Perspektiven und Programme, auch in Sachen Digitalisierung. Zudem verweist Grünzweig auf eine demnächst startende, private Kampagne zur Unterstützung des Buchklubs.
Für Mittwoch ist bereits eine Pressekonferenz angekündigt: „Angesichts der Herausforderungen in der Leseförderung wäre es ein großer Verlust, wenn der Buchklub seine Tore schließen muss. Unterstützer*innen des Buchklubs präsentieren einen offenen Brief und die Aktion „Buchklub-Bausteine“, denn der Einsatz für eine nachhaltige Leseförderung geht uns alle an!“, steht in der Ankündigung. Unterstützt wird die Aktion unter anderem von Barbara Herzog-Punzenberger, der Rektorin Pädagogische Hochschule Wien, Daniel Landau, Bildungskoordinator, dem Schauspieler Cornelius Obonya, der Autor Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen und Autoren und eben Frau Grünzweig.
Denn: „Es wär‘ doch eine Schande, wenn der Buchklub nicht mehr arbeiten könnte, nur weil wir erstmals in 76 Jahren einen Engpass haben.“
Dabei zählt das Thema Spracherwerb und Lesekompetenz inzwischen zu den am häufigsten genannten politischen Forderungen. „Tatsache ist, dass rund ein Fünftel der Bevölkerung nach der Pflichtschule nicht sinnerfassend lesen kann. Was zur Folge hat, dass man sich im Alltag und im Beruf nicht so gut orientieren kann. Ich finde, das ist eine erschreckende hohe Zahl“, sagt Grünzweig.
Jeder und jede fünfte kann nicht lesen? Diese auch für unser Schulsystem erbärmliche Bilanz, die Bildungsstatistiken seit vielen Jahren offenlegen, habe nicht nur damit zu tun, dass Lesen, angesichts des digitalen Angebots von Clips und Streams und Shorts, keinen wirklich gesellschaftlichen Stellenwert hat, sondern auch „mit unserer generellen Lebensweise. Die Zeit für das Vorlesen und das miteinander Lesen ist nicht mehr vorhanden, womit die Spracharmut immer mehr in den Familien einzieht“, sagt Grünzweig. „Es wird ja auch in Familien weniger gesprochen als früher. Dabei ist belegt, dass sich Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, beim Schuleinstieg wesentlich leichter tun.“
Die Zielsetzungen in der Arbeit des Buchklubs haben sich über die Jahrzehnte nicht gravierend verändert. „Wir wollen über die Literaturvermittlung die Lesemotivation steigern, indem vor allem über Schulen und Lehrer in den Klassen Lesematerial angeboten wird, das die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebensrealität abholt. Natürlich hat sich die Literatur in den vergangenen 76 Jahren stark verändert, wir unterstützen die Pädagoginnen und Pädagogen neben den Klassikern eben auch neue Literatur zu verwenden. Da gibt es sehr viel Gutes, und wir helfen da, eine gute Auswahl treffen zu können und bereiten sie für den Unterricht auf. Dafür sichten wir jedes Jahr sehr viele neu erschienene Bücher.“