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Chemtrails verbieten! Die dummen Ideen eines Kennedy

von Max

Der neue Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat beeindruckend dumme Vorschläge, aber leider auch ein paar gute. Das macht ihn so gefährlich.

Na, seid ihr auch alle so komplett baff, was in den USA grad abgeht? Es ist ja nicht nur US-Präsident Donald Trump, der sich als König abbilden lässt, es ist auch der offizielle Account des Weißen Hauses, der Abschiebungen filmt und als ASMR-Videos postet – seit drei Tagen denke ich nach, ob ich schon jemals etwas Zynischeres gesehen habe, aber ich komm auf nix. Unfassbar. Es ist der rechte Politberater Steve Bannon, der von einer „Kampagne zur Eroberung Europas“ spricht. Es ist Elon Musk, der der US-Bürokratie und nicht gerade unwichtigen Einrichtungen wie der United States Agency for International Development den Garaus macht. Alles zusammen ist mehr als nur beklemmend.

Man sitzt da und denkt sich: Bitte wie konnte das passieren? Wieso sind so viele US-Amerikaner:innen derart begeistert davon? Wo kommt dieses ganze rechte Potenzial plötzlich her?

Chemtrails und Impfungen verbieten, Ivermectin erlauben

Ein bisschen Erklärung ist im frischgebackenen Gesundheitsminister zu finden: Robert F. Kennedy Jr. – der eigentlich aus der First Family der US-Demokraten stammt und noch vor weniger als einem Jahr von Trump als „das dümmste Mitglied des Kennedy-Clans“ bezeichnet wurde – ist Impfgegner, Verschwörungserzählungsglaubender und jetzt Gesundheitsminister. Seine Forderungen sind vielfältig:

  • Er will mRNA-Impfungen verbieten und glaubt immer noch fest daran, dass es einen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen gebe, obwohl das inzwischen mehrfach wissenschaftlich widerlegt wurde.

  • Er will Chemtrails abschaffen. Ich freu mich ja schon ein bisschen drauf, wenn er draufkommt, dass es da nix abzuschaffen gibt.

  • Er will Fluorid im Wasser verbieten – das für die Wasserversorgung von etwa zwei Dritteln der US-Bevölkerung genutzt wird, um deren Zahngesundheit zu verbessern.

  • Er wollte Ivermectin, das Pferdemedikament gegen Wurmbefall, das auch FPÖ-Chef Herbert Kickl in der Pandemie einsetzen wollte, in den freien Verkauf heben.

  • Er fällt immer wieder mit besonders abstrusen Meldungen auf. Beispielsweise sagte er 2023, dass „Covid-19 gezielt Kaukasier und Schwarze angreift“ und „die Menschen, die am immunsten sind, aschkenasische Juden und Chinesen sind“. Das Video wurde von der New York Post veröffentlicht – und er sagt darin, dass die USA „Hunderte von Millionen Dollar in ethnisch ausgerichtete Mikroben stecken“ und dass Labore in der Ukraine russische und chinesische DNA sammeln, „damit wir Menschen nach ihrer Ethnie ausrichten können“.

So weit, so völlig absurd. Der kanadische Ex-Mann einer Freundin sagte mal über seinen seit Jahren etwas verhaltensauffälligen Schwiegervater: „The marble has left the building“ – die Murmel hat das Gehäuse verlassen. Sehr oft muss ich an diese Aussage denken, wenn Menschen unnachvollziehbar werden – wie Kennedy und seine Unterstützer:innen. Aber wie kann das sein?

Warum auch Demokraten ihm zustimmen

Ein paar Ideen von Kennedy erklären das vielleicht. Er möchte Lebensmittelzusatzstoffe wie zum Beispiel bestimmte Azofarbstoffe, die beispielsweise in Europa verboten und in den USA erlaubt sind, verbieten. Deren Verwendung wird schon lang von NGO-Seite kritisiert. Er möchte außerdem den Einsatz von Pestiziden in der US-Landwirtschaft verbieten und Glyphosat aus Lebensmitteln (und somit ebenso aus der Landwirtschaft) verbannen. Das ist beides aus Umwelt- und Konsument:innenschutz-Sicht jetzt nicht ganz falsch – zu Glyphosat kampagnisieren auch europäische Umweltschutzorganisationen seit Jahren.

Mich wunderte das, der klingt doch wie ein kompletter Spinner, wieso kommen ihm dann doch so semischlaue Gedanken aus? Kennedy war viele Jahre erfolgreicher Umweltanwalt, erkämpfte zum Beispiel sehr hohe Schadenersatzzahlungen für Opfer des gesundheitsschädlichen Pestizids RoundUp (dessen Hauptzutat Glyphosat ist).

Make America Healthy Again

Er wirkt wie ein gesundheitsbewusster, engagierter Mann, der ganz selbstlos nichts anderes will als die US-Amerikaner:innen wieder gesund zu machen – wenig überraschend ist sein Claim „Make Amerika Healthy Again“.

Bereits in der Pandemie fiel auf, dass Menschen, die sich für Alternativmedizin und alternative Lebenseinstellungen interessierten (und die man klischeehaft politisch eher links einordnen würde), plötzlich mit hart rechten Meldungen auffielen. Das Publikum auf den Corona-Demos war eine beeindruckende Mischung aus Alternativ-Omas, Outdoor-Yoga-Lifestyle-Fans und dem Staatsschutz bekannten Neonazis. Diese Menschen, die man vor der Pandemie nicht mal gedanklich auf ein Bild gebracht hätte, fanden sich in ihrem Umgang mit der Pandemie (wobei ja meine Theorie ist, dass vor allem der Wunsch nach Sicherheit und einfacher Verständlichkeit der Welt Menschen in Verschwörungstheorien treibt, aber das ist eine andere Geschichte) zusammen.

Und bei Kennedy erscheint es mir nicht anders. Diese Mischung aus nicht ganz so blöden Ideen und sehr, sehr, SEHR blöden Ideen ist verdammt gefährlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele eher demokratisch Einzuordnende seinen „guten“ Zielen zustimmen – und damit seinen wissenschaftsfeindlichen Verschwörungswahnsinn validieren.

Doch damit validieren sie eben auch Donald Trump mit all seinen Nebenwirkungen. Es lässt sich nichts anderes mehr sagen als: Es ist dramatisch.

PS: In meiner letzten Kolumne ist mir ein kleines Erratum unterlaufen. Ich habe gelernt, dass die Südost-Tangente gar nicht zu Wien gehört, sondern dem Bund zugeordnet ist. Der Grund liegt in der Straßenverkehrsordnung: In Wien darf man Kolonne fahren, auf der Autobahn herrscht die Rechtsregel. Damit sich das nicht widerspricht, steht bei allen Auffahrten ein „Wien Ende“ Schild. Das heißt, die Stadt Wien kann so eine Fahrspur, die nur befahren werden darf, wenn mehr als eine Person im Auto sitzt, gar nicht beschließen. Aber sie kann sie sich sehr deutlich vom Bund wünschen.

Nunu Kaller schreibt alle zwei Wochen eine Kolumne zum Thema Nachhaltigkeit. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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