Er zitiert moderne Klassiker wie Giacomettis „Schreitenden Mann“ und Louise Bourgeois‘ Spinnen-Skulpturen. Aber auch Mickey Mouse, Sci-Fi-Horror und Alchemie haben ihren Platz im überbordenden Werk von Thomas Feuerstein, das sich von Zeichnungen über den Bau technischer Anlagen bis zur, ja, Bildhauerei erstreckt und sich über Jahre hinweg entwickelt: Nicht auf einzelne Werke läuft das Streben des 1968 in Innsbruck geborenen Künstlers hinaus, sondern auf groß angelegte Zyklen, in denen neuartige Materialien wie Algen oder zersetzbare Kunststoffe erprobt und sowohl wissenschaftlich wie auch künstlerisch untersucht werden.
Für seinen umfassenden Ansatz, der trotz allem der Bildhauerei verbunden bleibt, erhielt Feuerstein am Donnerstag nun den Dagmar Chobot-Skulpturenpreis verliehen. Der Preis wurde 2016 von der Galeristin Dagmar Chobot als spezielle Würdigung für den künstlerischen Bereich der Skulptur ins Leben gerufen und wird in Kooperation mit der Verwertungsgesellschaft Bildrecht vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.
„Thomas Feuersteins OEuvre überzeugte die Jury durch seine Disziplinen überschreitende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Theorien und hybrider Medialität, insbesondere bei seinen skulpturalen Arbeiten und prozessualen Installationen“, heißt es in der Jurybegründung.
Erzählungen mit Symbolkraft
Und weiter: „Skulpturen durchlaufen bei Feuerstein verschiedene Aggregatzustände, womit der Begriff der Skulptur aufgrund einer Temporalisierung bzw. Transformation der Form eine Erweiterung erfährt. Die Auflösung der Gegensätze von Kunst, Wissenschaft und Technologie spielt in seiner stark von wissenschaftlichen Konzepten geleiteten Kunst eine wesentliche Rolle, – wissenschaftliche Faktizität und künstlerische Fiktion erleben eine latente Verknüpfung. Feuerstein gelingt es, komplexe Theorien mit konzeptuell-ästhetischen Prozessen und künstlerischen Fiktionen zu Erzählungen mit Symbolkraft zu vermitteln.“