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Christine Dornaus über Altersdiskriminierung und Immobilien

von Max

Nein, ich habe es aber als interessanten Prozess betrachtet. Dafür musste ich meinen Lebenslauf updaten und am Bewerbungsschreiben tüfteln. Am Ende ließ man mich dann auch noch Fälle lösen und präsentieren. Das hat mich schon gefordert. Aber danach wurde mir mitgeteilt, dass ich gewonnen habe.

Wird man als Frau am Arbeitsmarkt wegen des niedrigeren ASVG-Pensionsantrittsalters früher als „alt“ betrachtet?

Ja, wenn man agil ist und gerne arbeitet, ist das schon ein Thema. Es ist natürlich ein Unterschied, ob jemand schwer körperlich, etwa in der Pflege, arbeitet. Da kann ich mir schon vorstellen, dass man mit 60 genug hat.

Ist der Arbeitsmarkt auf das Weiterarbeiten mit 60 plus eingestellt?

Eigentlich nicht. Ich bin arriviert, weiß, wie es rennt. Bei Herren ist das Alter kaum ein Thema. Es hat mich zum Beispiel überrascht, dass Friedrich Merz schon 69 ist.

Und Bundeskanzler Christian Stocker ist 65.

Ich habe mich für meine Arbeit immer begeistert. Wenn einem etwas gut gelingt, geht man am Abend beglückt nach Hause. Aus der Arbeit lässt sich Kraft schöpfen. Und die BIG ist der beste Platz dafür.

Die Goldgräberstimmung in der Immobranche ist vorbei, es gab große Pleiten, die größte war Benko. Wie reagiert die Branche darauf? Die Wirtschaft ist enorm resilient. Überlegen Sie, was wir in den vergangenen Jahren alles erlebt haben! Negativzinsen, Pandemie, Lieferengpässe, Krieg in Europa, Energiepreisexplosion, Inflation, womit auch die Zinsen schneller als erwartet angestiegen sind. Aber wir haben es gemeistert. Die BIG hat dabei auch die Aufgabe, stabilisierend und als Konjunkturmotor zu wirken. Wir bauen weiter.

Kann die BIG auch auf die Stadtplanung einwirken, damit nicht nur hässliche Wohnsilos gebaut werden?

Auf jeden Fall, davon bin ich beseelt! Es geht um Stadtentwicklung und nicht um die Schaffung von Straßendörfern. Die BIG ist ja nicht nur für die historische Bausubstanz zuständig, sondern auch für die Schaffung aktueller Baukultur. Den Campus WU zum Beispiel halte ich für gelungen, ebenso die Seestadt Aspern. Auch für das Village im Dritten in Wien haben wir gute Architekten engagiert.

Was halten Sie von der Mietpreisbremse der Regierung?

Für die Immobilienmärkte, die eh viel aushalten mussten, sind Eingriffe von außen immer schlecht. Die Mietpreisbremse betrifft noch dazu nur die regulierten Preise. Ob der gewünschte Effekt eintritt, ist fraglich. Die BIG-Tochter ARE ist aber ohnehin im frei finanzierten Bereich tätig.

Müsste man das Mietrecht grundsätzlich reformieren?

Es wäre Zeit, den einen oder anderen Zopf neu zu flechten. Der beste Mieterschutz – damit die Mieten nicht in den Himmel wachsen – ist das Schaffen von Angebot. Dafür müsste man natürlich auch die Baubewilligungsprozesse verschlanken.

Sie waren einst in der Chase-Manhattan-Bank in Brasilien. Was lernt man da?

Das war mein erster Job. Ich wollte eigentlich nach Nordamerika, geworden ist es Südamerika. Das war super, ich habe viel gelernt – auch Caipirinha-Mixen (lacht). Man kehrt aber auch mit großer Demut zurück und schätzt vieles in Österreich noch mehr: Sicherheit, Kunst, Kultur, Natur. Wir leben schon an einem exzeptionellen Ort!

Sind Sie jetzt mächtig?

Nein. Aber ich empfinde eine enorme Verantwortung.

 

Business Gespräch – Neuer Job statt Ruhestand: Das ausführliche Interview mit Christine Dornaus am, Samstag, 12.4. um 18.30 Uhr auf KURIER TV und KURIER.at

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