Dies ist ja auch der Grund, warum ein neuer Standort mit ausreichend Fläche gesucht und schließlich gefunden wurde. Doch in der Zwischenzeit scheint sich das an die Nationalbibliothek angegliederte Haus der Geschichte der Republik gemütlich hinter dem „Hitler-Balkon“ eingerichtet zu haben: Der Auftrag lautet zwar, „die Zeitgeschichte Österreichs ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit thematischen Rückblicken in die Zeit der Aufklärung und davor und einem besonderen Schwerpunkt auf die Zeit von 1918 bis in die Gegenwart“ zu vermitteln, am liebsten aber beschäftigt sich Sommers Team mit der NS-Zeit. Ganz besonders arbeitet man sich am „Hitler-Balkon“ ab, von dem aus der Führer im März 1938 den „Anschluss“ verkündete: Ab 22. April präsentiert man Ideen für den „Altan“.
Für Erstaunen sorgte auch die Reaktion des Büros von SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler gegenüber dem ORF-„Mittagsjournal“: Man wolle alle Unterlagen für das von Andrea Mayer als Kulturstaatssekretärin (Grüne) in die Wege geleitete Projekt erneut sichten. Für die Stimmen, die einen Verbleib in der Neuen Burg bevorzugen, zeige man Verständnis.
Kosten bisher: über 900.000 Euro
Will man sich tatsächlich über die Entscheidungen hinwegsetzen? Laut Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek, verursachte das Projekt „HdGÖ im Museumsquartier“ bisher Kosten von über 900.000 Euro!
Ihr Tratschpartner wandte sich auch an Sommer. Er wollte wissen, ob sie sich zum künftigen Standort bekenne oder nicht. Doch sie wand sich. Deren Pressesprecherin antwortete alsdann: „Die Standortentscheidung obliegt dem Bund. Seitens HdGÖ braucht es kein Bekenntnis, sondern eine Beteiligung an der Umsetzung.“ Sie gestand zumindest ein: „Die Jury-Entscheidung über den Architekturentwurf ist einstimmig gefallen. Monika Sommer war Teil der Jury.“
Unbestritten ist zudem: Für den „Altan“ ist nicht das HdGÖ zuständig, sondern die Burghauptmannschaft. Die Frage, warum sich Sommer daher nur mit ihm – und nicht auch mit dem für Hitler errichteten Balkon am Wiener Rathaus – beschäftigt, blieb unbeantwortet. Beide Balkone wären wohl das Thema eines längst notwendigen Holocaust-Museums …