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Das ist die wahre Trennlinie zwischen den Generationen

von Max

Bernhard Heinzlmaier, selbst Babyboomer, ist bekannt für seine ungeschönten Analysen. Die finden sich auch in seinem neuen Buch, wo es um den Konflikt zwischen den Alten und den Jungen geht. Er ortet eine scharfe Trennlinie in der Gesellschaft: Die liegt bei 40 Jahren und wird von einem einzigen Thema gezogen – der Wokeness.

KURIER: In Ihrem neuen Buch wird die Generation Z von vorne bis hinten kritisiert. Was haben Sie gegen die Jugendlichen?

Bernhard Heinzlmaier: Überhaupt nichts. Es geht ja um das System. Sie sind so, wie sie erzogen wurden, wie das Umfeld sie gemacht hat. Sie sind verzärtelt, überbetreut von Helikoptereltern. Das führt dazu, dass sie ängstlich, zurückhaltend und risikoavers sind. Das hat auch mit ihrem Medienkonsum zu tun. Sie sind konfliktscheu und anpassungsorientiert, weil sie nicht gelernt haben, sich mit Menschen auseinanderzusetzen.

Aber warum ist diese Generation so ängstlich? Sie nennen sie sogar wörtlich „Angstwesen“.

Weil sie im vulnerablen Alter zwischen fünf und 15 Jahren zu viel Zeit vor den digitalen Medien und in der Internetwelt verbringen und deswegen keine Erfahrungen mit Gleichaltrigen machen können. Und auch nicht lernen, Konflikte auszutragen. Sie haben Entwicklungsdefizite und große Defizite, was das Soziale angeht. Im Internet ist alles rüde und gefühllos. Zudem sind sie mit multiplen Krisen überlastet: Migration, Corona, Ukraine, Energie, Klima – sie haben alles abgefangen und sehen die Welt nur als Problem. Und sich selbst als Opfer.

Sie orten einen kompletten Krach zwischen den Generationen. Deshalb Ihr Titel: Babyboomer gegen Gen Z.

Der Streit, die Trennlinie der Generationen, ist die Wokeness. Die Generationenkonflikte passieren heute zwischen Woke und Non-Woke. Diese Trennlinie ist etwa bei 40 Jahren, dort liegt der große Bruch. Generation Z und Y gegen X und Babyboomer. Die einen, die Jungen, finden die Wokeness gut, haben kein Problem mit vielen Geschlechtern, Migration und Asyl. Die anderen können das alles überhaupt nicht verstehen. Sie glauben, unsere Kultur geht unter. Hier entzünden sich die Konflikte, in den Unternehmen und in der Familie.

Aber Generationen sind doch immer im Konflikt. Das harmonische Zusammenleben ist eine Mär.

Zu meiner Zeit war immer alles voller Konflikte. Da ging es um Haarlängen, Mode und Musik. Heute wird eine Harmonie aus rein pragmatischen Gründen vorgespielt. Die Jungen machen, was die Alten sagen, weil sie sich dadurch Vorteile und finanzielle Zuwendung versprechen. Das beginnt jetzt aber zu bröseln.

Warum ist die Wokeness so groß in der jungen Generation? 

Das ist eine Identitätsfrage. Die Wokeness steht im Zentrum des Selbstverständnisses dieser Generation. Die Jungen gehen durch Ausbildungen und Universitäten, wo das das wichtigste Thema ist. Dort sind die queeren Gruppen, die grüne Partei. Das ist ein ganzer Kulturraum, wo Wokeness das zentrale Thema ist.

Die Generation Z beginnt jetzt langsam, wichtige Positionen einzunehmen, in Wirtschaft und Politik. Was ist hier zu erwarten?

Sie werden ihre Ideen hineintragen. Ein Beispiel: Da macht dann etwa Tchibo eine Kampagne, die „divers“ ist. Aber wer sind die Kunden von Tchibo? Das sind die Babyboomer und die sagen, sie wollen das so nicht. Also wird die Kampagne zurückgenommen. Das zeigt die Konflikte: Ideen werden von den Jungen in die Konzerne getragen, das ergibt dann aber riesige Konflikte mit den Kunden und der Ausrichtung im Unternehmen.

Sie orten Brüche in der gesamten Gesellschaft.

Wir stehen vor massiven Zerreißproben. Das wird bald krachen, weil es kein Thema mehr gibt, bei dem man sich verständigen kann. Alle mauern sich ein und bleiben unter sich. Bewerfen sich gegenseitig mit Dreck ohne jegliche Diskurskultur. Da ist eine große Primitivierung, weil keiner mehr denkt und man sich nur noch durch Emotion und Bilder leiten lässt. Es gibt nur Gut und Böse, Gott und Teufel. Da finden sich keine Gemeinsamkeiten mehr.

Ein deprimierendes Bild.

Finde ich nicht. Man muss den Dingen in die Augen schauen. Das Buch ist auch der Versuch zu sagen, gebt eure Safe Spaces auf. Alle sind eingebunkert, die Rechten und die Linken, die Woken und Nicht-Woken. Alle sitzen in ihren Räumen und da darf keiner rein.

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