Der SK Rapid sicherte sich zum Start der Länderspielpause die Dienste des marokkanischen Stürmers Ryan Mmaee. Der 26-Jährige kommt leihweise von Stoke City und Rapid besitzt eine Kaufoption. Wir sehen uns im Detail an, was man in Wien von Mmaee erwarten darf.
Der 185cm große Mmaee ist gebürtiger Belgier und spielte im Nachwuchs für Gent und Standard Lüttich. In Lüttich feierte er schließlich auch 17-jährig sein Profidebüt, bevor es knapp zwei Jahre und zwölf Einsätze später leihweise nach Beveren und schließlich ins dänische Aarhus ging, um mehr Spielpraxis zu sammeln.
Nach Leihenttäuschungen nach Zypern
Besonders viel Spielzeit bekam er bei seinen Leihklubs allerdings nicht: In Beveren spielte er in der Liga nur viermal von Beginn an, kam insgesamt in 20 Einsätzen auf einen Treffer und fünf Assists. Beim dänischen Klub Aarhus verbuchte er drei Tore in zwölf Partien.
Da Mmaee im Sommer 2019 in Lüttich nicht mehr benötigt wurde, nahm der Stürmer, der bereits 18-jährig im marokkanischen Nationalteam debütierte und bis heute bei zwölf Länderspielen, vier Toren und vier Assists hält, den etwas untypischen Karriereumweg über Zypern. Im Alter von 21 Jahren schloss sich der Offensivmann AEL Limassol an – und arbeitete sich in den kommenden beiden Jahren aus seiner schwierigen Situation heraus.
Bei Limassol war Mmaee auf Anhieb eine Stütze. Der einstige Nachwuchsnationalspieler Belgiens, der alle Auswahlen durchlief, sich dann aber auf A-Level für Marokko entschied, konnte sich beim Mittelständler in Ruhe entwickeln und kam in der Saison 2019/20 in 24 Pflichtspielen auf acht Tore und drei Assists.
Torjäger in einer „technischen“ Liga
Auch die Spielzeit 2020/21 verbrachte er noch auf der Ferieninsel – diesmal aber mit noch größerem Erfolg: Mmaee bestritt 35 Partien, erzielte 17 Tore und bereitete vier weitere vor. AEL wurde in der von technischem Fußball geprägten Liga Dritter, qualifizierte sich für Europa. Im Europacup sollte der Marokkaner aber nicht mehr mit dem zyprischen Klub AEL, sondern mit dem ungarischen Meister Ferencvaros spielen. Der auf Fanebene eng mit Rapid verbandelte Klub verpflichtete den Stürmer im Juli 2021 um 750.000 Euro.
Stütze und zweifacher Meister bei Ferencvaros
Bei Ferencvaros benötigte Mmaee keinerlei Eingewöhnungszeit, agierte als Zielspieler, der aber auch immer wieder gut in den Halbräumen arbeitete und so nicht nur viele Tore, sondern auch einige Assists sammeln konnte. Unterm Strich standen in der Saison 2021/22 starke 37 Pflichtspiele, 19 Tore und elf Assists. Es wären wohl noch mehr gewesen, wäre Mmaee nicht von einer Sprunggelenksverletzung über zwei Monate außer Gefecht gesetzt worden. Inklusive seiner Auftritte beim marokkanischen Nationalteam kam er in dieser Spielzeit sogar auf 23 Tore – bei einem xG-Wert von 23.43, womit er ganz klar nach Erwartung performte.
In die Champions League schaffte es der neue Rapid-Stürmer mit Ferencvaros wegen eines knappen Playoff-Scheiterns gegen die Young Boys Bern nicht. In der Qualifikation kam er dennoch auf starke vier Tore und drei Assists in acht Partien. In der Gruppenphase der UEFA Europa League traf er zum Auftakt gegen Leverkusen, blieb danach aber in einer schweren Gruppe, in der die Ungarn nur drei Punkte holen konnten, blass.
Zum ersten Mal „unterperformend“
Auch die Folgesaison 2022/23 sollte für Mmaee insgesamt gut laufen, wenngleich er hier ein wenig unter Erwartung lief. In 36 Pflichtspielen markierte er 13 Tore und vier Assists, kam aber auf einen xG-Wert von 15.32. Diese Art von Underperformance bedeutet zumeist, dass der Spieler in gute Abschlussaktionen kam, aber im Abschluss Pech hatte oder Unvermögen zeigte. Bei Mmaee waren es in dieser Saison vor allem einige Lattenschüsse, die eine höhere Toranzahl verhinderten. Dennoch wurde er mit Ferencvaros zweimal ungarischer Meister und einmal Cupsieger. Für größere – oder zumindest finanzstärkere – Klubs sind hohe xG-Werte allerdings ein wichtiger Faktor, der besagt, dass der Spieler hohe offensive Aktivität aufweist.
Langsames Ankommen in den Niederungen der Championship
So sah es wohl auch der englische Zweitligist Stoke City, der den Marokkaner um vier Millionen Euro aus seinem laufenden Vertrag herauskaufte und ihn mit einem Dreijahresvertrag ausstattete. Parallel soll auch Leeds United reges Interesse am Angreifer signalisiert haben.
Seine Tendenz aus der letzten Ferencvaros-Saison prolongierte er auch in Stoke: In 28 Spielen kam Mmaee auf vier Tore und vier Assists, hielt aber bei 6.79xG, womit er eigentlich etwas mehr Tore für den enttäuschenden Siebzehnten der Endtabelle erzielen hätte müssen.
Die neue Saison startete Mmaee mit zwei Einwechslungen und einem Spiel von Beginn an in der Championship, sowie einem Treffer beim 5:0-Sieg im EFL Cup bei Middlesbrough. Kurz vor Ende der Transferzeit folgte nun der Transfer nach Wien, der durchaus auch in den Modalitäten einige Facetten hat.
Stokes Rückholoption im Jänner
Eine englische Quelle besagt, dass Stoke City im Jänner eine Rückholoption auf den 26-Jährigen besitzt. Bestätigt konnte dies vorerst nicht werden, allerdings wäre es ohnehin eine eher untypische Maßnahme für einen englischen Zweitligisten. Rapid soll zudem eine Kaufoption besitzen, was nicht dafür spricht, dass Stoke besonders langfristig mit Mmaee plant. Diese würde bei einer Rückholaktion im Jänner allerdings verfallen.
Eine Rückholoption ist wohl vor allem dann interessant, wenn Mmaee im Herbst ausgezeichnet spielt und lukrative Angebote anderer Vereine auf sich zieht, sodass Stoke ihn sofort wieder verkaufen könnte. Wie diese Modalitäten aber miteinander verknüpft sind, lässt sich derzeit nur erahnen.
Manchmal aufreizender „Straßenkicker“
Wir sehen uns in weiterer Folge die Spielweise des marokkanischen Angreifers genauer an. Ryan Mmaee ist in seiner Grundstruktur eine Art „Straßenkicker“, der versucht, zahlreiche Probleme auf technische Weise zu lösen. Dadurch kann seine Spielweise auch schon mal aufreizend wirken und er streut immer wieder Gurkerl und gezielte Finten ein, zieht zurück, wenn der Zweikampf etwas zu heftig zu drohen scheint und lässt sich quasi mit geringem Risiko „den Freistoß geben“. Wenn er also „Opfer“ eines taktischen Fouls bzw. Trikotvergehens wird, ist er kein Spieler, der seinen Gegner noch einmal abschüttelt und weiterläuft, sondern eher zu spielen aufhört und die gelbe Karte für den Gegner als Erfolg annimmt.
Trickreicher Dribbler
In seinen Dribblings und allgemein bei eigenem Ballbesitz, ist der gebürtige Belgier aber sehr flexibel und zeigt gute Finten, Körpertäuschungen und Richtungsänderungen – auch auf hohem Tempo. In England würde man ihm „quick feet“ attestieren, also die Fähigkeit in vollem Lauf Gegenspieler durch gezielte Tricks zu überwinden. Der 185cm große und 78kg schwere Mmaee ist dabei häufig nur durch Fouls zu stoppen.
Hoher Aktionsradius und dennoch Strafraumpräsenz
Mmaee ist auch ein Spieler der Extreme und in einigen wichtigen Metriken im jeweiligen Ligaschnitt seit Jahren immer vorne dabei. Eine der Auffälligkeiten in seinem Spiel ist etwa der für einen Mittelstürmer recht große Aktionsradius und die trotzdem gute Strafraumbesetzung. In der ungarischen Liga kam er im Schnitt pro Partie auf 5,26 Ballberührungen im gegnerischen Strafraum, in der Championship waren es – bei einem im Ligavergleich schwachen Team – immerhin 4,21. Zum Vergleich: Bei Guido Burgstaller waren es in seiner Torschützenkönigsaison 5,56 Berührungen, bei Beljo in seiner bisherigen Rapid-Zeit 5,11 – wobei dies einen deutlich kleineren Vergleichszeitraum umfasst.
Mmaee kam in der Saison 2023/24 in dieser Metrik auf einen Wert von 4,07. Im Ligaschnitt wäre er damit in der riesigen 24er-Liga Championship nicht unter den Top-20, allerdings relativiert sich der Wert, wenn man seine Heatmap der Saison betrachtet.
Mmaee holt sich zahlreiche Bälle aus dem Mittelfeld und hier speziell aus den Halbräumen ab, um sie nach vorne zu tragen. Hinzu kommt, dass Stoke zuletzt eher ein Underdog in der zweiten englischen Leistungsklasse war, wodurch man häufig auch auf Konter zurückgreifen musste und nur selten große spielerische Dominanz ausstrahlte.
Erneut mit geringem Vergleichswert, weil es sich nur um zwölf absolvierte Spiele handelt: Beljos bisherige Rapid-Heatmap:
Auch hier ist punktuell sichtbar, dass Beljo sich zurückfallen lässt, um Bälle abzusammeln oder zu sichern, aber nicht in derselben Frequenz und Intensität wie Mmaee.
Dieser Vergleich birgt einige interessante Facetten in sich: Einerseits zeigt er, dass Mmaee durch den Hang etwas tiefere Positionen einzunehmen, zumindest läuferische Agenden von Burgstaller übernehmen kann, sollte dieser ausfallen. Vor allem der rechte Halbraum wird immer wieder stark von ihm besetzt und er kommt dennoch auf recht viele Ballberührungen im Strafraum. Hinzu kommt, dass Stoke ohnehin ein eher tiefes Pressing praktizierte und Mmaee dadurch die tiefere Feldposition gewöhnt ist. Durch seine technischen Stärken und Vorzüge als Vorbereiter ist es nach Ballgewinnen außerdem gut für Mmaee, wenn er das Spiel vor sich hat und sich etwa die zweite Reihe – beispielsweise Seidl oder Jansson – in die Tiefe bewegen. Das macht Mmaee übrigens auch zu einem guten Konterstürmer, wenngleich er Laufduelle mit viel Körperkontakt nicht gerade liebt, wie es bei anderen, bulligeren Stürmern oft der Fall ist.
Spielender Stürmer oder „falsche Neun“
Andererseits zeigt die Flexibilität in der Heatmap kombiniert mit der Anzahl der Ballberührungen im Strafraum und auch den hohen xG-Werten, dass Mmaee auch bei im Ligavergleich schwächeren Mannschaften funktionieren kann – auch wenn es bei ihm in Stoke natürlich noch viel Luft nach oben gab. Was aber passiert, wenn der Marokkaner in eine funktionierende Mannschaft kommt, sah man speziell in seiner Zeit bei Ferencvaros.
Dies könnte auch einer der Hauptgründe für das Interesse Rapids gewesen sein. Bei Ferencvaros fand Mmaee ebenfalls eine dominant auftretende, häufig spielerisch überlegene Mannschaft vor, in die er nicht nur als Ziel-, sondern auch als Kombinationsspieler eingebunden wurde und so praktisch permanent Gefahr ausstrahlte. Die offensive Flexibilität in Rapids System kommt Mmaee ebenfalls entgegen, weil er Gegenspieler gerne verschleppt, Dribblings und Überraschungsmomente sucht, während sich dadurch Räume für andere Spieler öffnen. Dem Stürmer ist es deutlich lieber, Breite und Tiefe auszunutzen, statt in statische Zweikämpfe mit physisch starken Innenverteidigern verwickelt zu werden. Durch seine abkippenden Bewegungen ist er somit getrost als „falsche Neun“ zu bezeichnen.
Gute Passwerte bei geringer Frequenz
Hinzu kommt, dass der Neo-Rapidler stets gute Passquoten aufwies. In der vergangenen Saison bei Stoke waren es 76,2%, in seiner letzten Ferencvaros-Saison 74,9%. Hier handelt es sich für einen Stürmer um gute Werte, die zeigen, dass der Stürmer auch gut in schnelles Kurzpassspiel eingebunden werden kann. Die Anzahl seiner Pässe pro 90 Minuten ist allerdings eher gering: In der Championship waren es nur etwa 19 Pässe, in der ungarischen Liga knapp 21. Hier wird bei Rapid voraussichtlich eine höhere Intensität auf ihn zukommen, was allerdings angesichts seiner technischen Fähigkeiten kein Problem sein sollte.
Hohe Dribblingsicherheit…
Die andere Facette in seinem Angriffsspiel sind die explosiven Dribblings, bei denen er in erster Linie mit seiner technischen Finesse punktet, andererseits aber auch mit großer Schnelligkeit auf den ersten Metern. In den letzten drei Saisonen konnte Mmaee immer durchschnittlich mehr als die Hälfte seiner Dribblings erfolgreich gestalten, wobei er durchschnittlich zwischen vier und fünf Dribblings pro Spiel versucht.
…aber viele Ballverluste, wenn es in Zweikämpfe geht
Ein damit verbundenes Manko sind allerdings Situationen, in denen grundsätzlich erfolgreiche Dribblings in einen Zweikampf – möglicherweise mit dem nächsten Gegenspieler – münden und einen Ballverlust zur Folge haben. Mmaee ist gerade in Zweikämpfen ein Spieler, der recht viele Ballverluste verzeichnet. Deutlich mehr als beispielsweise Beljo, der den Ball mit seinem wuchtigen Körper besser sichern kann.
Gegenpressingmomente gruppentaktisch lösen
Dies könnte Mmaee grundsätzlich abfedern, indem er schnell ins Gegenpressing kommt. Rein quantitativ schafft er das nicht und die Ballverluste sind deutlich häufiger als die erfolgreichen Gegenpressingmomente, was aber grundsätzlich normal ist. Eine Grafik aus dem letzten Jahr zeigt allerdings, dass die Zonen seiner Ballverluste für Rapid kein Beinbruch sind:
Mehr als die Hälfte seiner Ballverluste verzeichnete Mmaee im letzten Drittel. In der englischen Championship kam er pro 90 Minuten auf drei erfolgreiche Gegenpressingaktionen – ebenfalls zumeist im letzten Drittel. Da der Block, aus dem Rapid in diesen Situationen agiert, sehr eng und kompakt ist, muss es allerdings nicht gezwungenermaßen Mmaee selbst sein, der ins Gegenpressing kommt. Es kann sich dabei etwa auch um den nach vorne verteidigenden Sangaré handeln. Die Ballverluste sollten also in einer funktionierenden Mannschaft gruppentaktisch abzufedern sein. [ Alle Grafiken von Wyscout S.p.a. ]
Im klassischen Positionspressing geht Mmaee intensiver zu Werke, als es der lethargische Mayulu machte, geht aber auch nicht dieselben langen Wege, wie beispielsweise Burgstaller. Da er im Verlauf seiner Karriere nur recht wenige Balleroberungen aus dem Pressing heraus verzeichnete, ist er vor allem als erste Pressinginstanz bzw. Anläufer geeignet.
Stark im Abschluss, schwach mit dem Kopf
Eine Stärke von Mmaee liegt auch im Abschluss und er bewahrt vor dem gegnerischen Tor zumeist einen kühlen Kopf. Im Kopfballspiel hat er hingegen noch viel Potential nach oben und er ist nicht der typische Brecherstürmer, der mit hohen Bällen gefüttert werden will. Das liegt auch daran, dass Mmaee statisch ungern in Zweikämpfe geht. Gerade in der Championship zeigte sich, dass kraftvolle Verteidiger mit harter Gangart ihn relativ einfach aus dem Spiel nehmen konnten. Mmaee hat seine Stärken definitiv mit dem Ball am Fuß und wenn er ins Kombinationsspiel eingebunden werden kann, um sich dann frei von Gegnerdruck in neuralgische Räume zu bewegen.
Direkte Freistöße als zusätzliche Waffe
Eine weitere Facette, die durchaus einen Unterschied ausmachen kann, sind seine guten Standards. Mmaee kann präzise, direkte Freistöße schießen, war Zeit seiner Karriere stets ein sicherer Elfmeterschütze. Auch für Freistoßflanken ist er durchaus geeignet, wenngleich man sich hier ein wenig Strafraumpräsenz nimmt – auch wenn Mmaee nicht der beste Kopfballspieler ist. Alleine zum Verschleppen oder Blocken von Gegenspielern ist der flinke Stürmer dennoch wertvoll, wenn eine Flanke in den Strafraum kommt.
Disziplinäre Auffälligkeiten
In seiner Stoke-Zeit wurde Mmaee für eine Partie „degradiert“ und in der „Premier League 2“ in der zweiten Mannschaft eingesetzt. Dem soll eine Meinungsverschiedenheit mit dem Trainerteam vorausgegangen sein. Im Fan-Forum der Stoke-Anhänger meinte ein User, dass es wohl nicht mal eine Randnotiz gewesen wäre, wenn Mmaee bereits mehr Tore erzielt hätte. Ein anderer kommentierte die Situation kritischer: „Er ist ein ausgezeichneter Fußballer, aber er hat die Arbeitsmoral eines Milliardärsohns“.
Dass Mmaee kein einfacher Charakter sein soll, hört man immer wieder. Wenn es gut läuft, kann er ein absoluter Unterschiedsspieler sein, wie man es etwa bei Ferencvaros beobachten konnte. Wenn die Situation beim Klub oder seine persönliche im Team schwierig ist, kann das aber auch zu Problemen führen, wie man in Stoke sah. Die Möglichkeit in der Conference League zu spielen und sich mit Rapid in der Tabelle nach oben zu orientieren, sollte für den Marokkaner aber Motivation genug sein, um sich reichlich aufzuopfern und neuerlich in die Auslage zu spielen. Wenn alle Stürmer fit sind und Robert Klauß womöglich unangenehme Entscheidungen treffen muss, könnte allerdings auch pädagogische Arbeit auf den Rapid-Trainer zukommen.
Immer wieder kleinere Verletzungen
Neben einer etwas langwierigeren Sprunggelenksverletzung in seiner Ferencvaros-Zeit gab es auch immer wieder kleine Blessuren, die Mmaee einige Wochen außer Gefecht setzten. Beobachter beschreiben ihn diesbezüglich eher als filigran und „übervorsichtig“. Auch in der vergangenen Sommervorbereitung fehlte er weitgehend, stieg erst eine Woche vor Saisonstart wieder voll ins Training ein, befindet sich nun aber schon seit einem Monat voll im Saft.
Fazit
Mit Ryan Mmaee dürfen sich die Rapid-Fans auf einen außerordentlich guten Fußballer freuen, der an guten Tagen den Unterschied ausmachen kann. Gleichzeitig bringt der Stürmer aber auch einige, vor allem körperliche Schwächen mit, die man mannschafts- oder gruppentaktisch abfedern muss.
Am Ball kann Mmaee „alles“, gleichzeitig ist er aber kein Freund von hoher Zweikampfintensität. Wenn er im Zweiersturm Rapids aufläuft, kann sein jeweiliger Sturmpartner aufgrund von Mmaees Drangs abzukippen, eher eine Etappe weiter vorne spielen und der Neuzugang den spielerischen Part einnehmen. Der 26-Jährige ist also kein klassischer Mittelstürmer, sondern eher ein spielender Angreifer, der aber dennoch häufig in Abschlusssituationen kommt.
Disziplinär gibt es das eine oder andere Fragezeichen – allerdings gab es lediglich in Stoke einen Vorfall, der auch mit der allgemeinen Unzufriedenheit im Rahmen einer schwachen Saison zu tun hatte. Gerade wenn es bei einem Team gut läuft, funktioniert auch Mmaee. Fraglich ist, wie sich die Hierarchie im Rapid-Angriff entwickelt, wenn alle Stürmer fit sind.
Klar ist, dass Rapid mit Ryan Mmaee einen hochveranlagten Spieler bekommt, der zum Leistungsträger werden kann, wenn man ihn richtig ins Team integriert. Seine Art Fußball zu spielen, sollte Rapid spielerisch noch etwas flexibler machen, zumal es seinen Spielertypus bisher nicht im grün-weißen Kader gab. Eine Option für hohe Bälle in den Strafraum und „Brechstangenfußball“ ist er hingegen eher nicht – das wird weiterhin Spielern wie Beljo, Bischof oder Dursun vorbehalten sein.
Etwas komplex wird die Situation lediglich dann, wenn Mmaee richtig gut performt. Dann könnte Stoke City nämlich im Jänner die Reißleine ziehen und ihn zurück nach England holen. Die „unmittelbaren Hausaufgaben“ hat Rapid allerdings mit der Leihe des athletischen Offensivmannes erfüllt. Die Kaderplanung für diesen Sommer ist in Hütteldorf abgeschlossen.
Daniel Mandl, abseits.at