Startseite Kultur „Deadpool ist viel interessanter als all die Superhero-Typen“

„Deadpool ist viel interessanter als all die Superhero-Typen“

von Max

KURIER: Nach der ersten Fortsetzung von „Deadpool“ sagten Sie: „Ich sehe keinen dritten Teil, denn er ist eine Riesenpersönlichkeit, der sich nun endlich ein wenig selbst gefunden hat und glücklich ist. Man müsste ihm alles wegnehmen, ihn mit dem Rücken zur Wand stellen. Denn er ist witziger, je mehr Schmerz er erleidet.“ Wieso haben Sie Ihre Meinung geändert?

Ryan Reynolds: Wegen Hugh Jackman. Und weil ich wieder einen Film mit meinen besten Freunden drehen konnte. Das Glück hat man nicht oft. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Shawn Levy ist großartig. Und dazu kommt natürlich, dass ich eine große Leidenschaft für die Figur habe.

Wie würden Sie denn Deadpool beschreiben?

Ein Loser. Ein Idiot, der nicht mit guten Eigenschaften geboren wurde, aber danach strebt, ein anständiger Mensch zu werden. Das ist doch viel interessanter als all diese perfekten Superhero-Typen, die es sonst gibt. Von denen haben wir ohnehin genug.

Kann sich der private Ryan Reynolds mit der Figur identifizieren?

Es gibt eine Hassliebe. Deadpool ist in vieler Hinsicht das Gegenteil von mir. Abgesehen von der Liebe zu Schimpfworten. Die Figur ist laut und furchtlos. Ich war immer ein scheuer Mensch. Um Emotionen und Verletzlichkeit zu zeigen, bedarf es großen Mutes. Das habe ich möglicherweise durch Deadpool gelernt. Inzwischen sind die Grenzen zwischen uns verschwommen. Ich habe die Tendenz, in mir einen Knopf zu drücken – und die Folge ist ein ätzender, scharfer Witz. Und ich hatte Glück, weil ich in einer Familie mit drei älteren Brüdern aufgewachsen bin: Ich musste mich mehr auf meinen Mund verlassen können als auf meine Fäuste. Also habe ich diese bestimmten Aspekte meiner Persönlichkeit kultiviert, die ich eben nach Belieben ein- und ausschalten kann. Und in Interviews wie diesem versuche ich, es unter Kontrolle zu halten und die Fragen normal zu beantworten. Aber wenn ich das große, rote Ganzkörperkondom anziehe, dann geht’s los …

Wie spielt man in so etwas?

Ja, ich stecke in einem Trikot. Das Ding ist von Kopf bis Fuß ein Teil. Ich war wirklich dankbar, dass ich Produzent des Films war, denn so konnte ich Dinge durchsetzen, die ich normalerweise als Schauspieler nicht tun könnte. Ich konnte mit ein kleines Kamerateam schnappen und zwei Tage lang nur Forschung und Entwicklung betreiben. Ich habe buchstäblich wie ein Verrückter verbracht, bin im Raum immer wieder von den Wänden abgeprallt, nur um zu sehen, wie der Anzug aus jedem Winkel aussieht – und wie viel Emotionen man da rausholen kann. Wir waren überrascht, dass es kein Problem war.

Die Rolle ist allein dadurch eine Herausforderung. Wie viel trainieren Sie vor den Dreharbeiten?

Ich habe über die Jahre viel Training mit Schwertern gemacht. Ich fing schon 2009 mit Katana-Schwertern an, kurz bevor „X-Men Origins: Wolverine“ herauskam, als ich zum ersten Mal mit dieser Art Rolle in Berührung kam. Wir haben ja bereits davor versucht, einen eigenständigen „Deadpool“-Film zu machen, und ich war elf Jahre lang mit der Entwicklung von „Deadpool“ beschäftigt. Es war ein endloser Weg bis hierher, und ich bin dankbar, dass das Studio damals zugestimmt hat, den ersten Film zu machen.

Was bringt Sie zum Lachen?

Der „Deadpool“-Humor. Ich lache, wenn Menschen verletzlich und witzig sind, und ich liebe es, wenn sie etwas sehr, sehr Wahres ansprechen oder etwas, wofür wir uns alle sehr schämen. Das bringt mich zum Lachen. Und wenn das durch das Prisma des Humors gebrochen wird. Als ich aufwuchs, brach ich immer Schmerz durch Humor – und das war ein Glück, weil ich das jetzt in meiner Karriere nutzen kann. Als Kind war ich ein großer Fan von Bill Murray, Chevy Chase und Eddie Murphy, viele dieser Komiker der 80er-Jahre, die bei „Saturday Night Live“ waren und ihren Weg damit begonnen haben. In den Filmen gibt es eine Menge Popkulturreferenzen. „Deadpool“ spielt ständig auf Dinge an, die für den durchschnittlichen 17- oder 18-Jährigen teilweise unverständlich sind. Die jugendlichen Kolleginnen und Kollegen fragten mich: „Ripley aus ,Alien 3‘? Wovon redest du die ganze Zeit? Warum machst du Alan-Thicke-Witze aus ,Growing Pains‘?“

Welche Ihrer eigenen Filme mögen Sie am liebsten?

„Buried“, „Adventureland“, „The Voices“, „Mississippi Grind“. Und natürlich „Deadpool“. „Buried“ und „Deadpool“ haben übrigens ähnliche Wege genommen: Beide waren unglaublich schwer zu realisieren, und wahrscheinlich sind es die zwei Filme, auf die ich in meiner gesamten Karriere am stolzesten bin.

über uns

Wp logo2

Damit wir Ihnen möglichst schnell weiterhelfen können, bitten wir Sie, je nach Anliegen über die hier genannten Wege mit uns in Kontakt zu treten.

Aktuelle Nachrichten

Newsletter

2020-2022 – Wiener Presse. Alle Rechte vorbehalten