Der Ferrari unter den Rockbands
„Oasis war so etwas wie ein Ferrari: Toll anzusehen, toll zu fahren und ab und zu verlor man die Kontrolle.“ Mit diesen Worten wird die offizielle, von beiden Gallagher-Brüdern abgesegnete, und 2016 veröffentlichte Band-Dokumentation „Supersonic“ eröffnet. Der Film zeigt Archivaufnahmen von verlorenen Jungs aus der Arbeiterklasse, die aufgrund fehlender Zukunftsaussichten viel Zeit im Pub und Proberaum verbrachten.
Die Brüder wuchsen in Burnage auf, einem Arbeiterviertel am Stadtrand Manchesters. Ihr Vater war Alkoholiker und hatte für seine Jungs und seine Frau nicht viel übrig – außer ein paar Watschen, wenn er mal wieder besoffen nach Hause kam. Der weitere Weg war damit vorgezeichnet: Noel wurde mit 13 wegen Raub verurteilt, mit 15 wegen eines Angriffs auf einen Lehrer aus der Schule geworfen. Auch Liam ist Schulabbrecher. In der Musik fand man aber ein Ventil, einen Halt. Nach ein paar Auftritten in diversen Pubs ging es mit der Welteroberung relativ zügig voran: Mit ihren in erster Linie auf die Beatles und die Kinks Bezug nehmenden, millionenfach verkauften ersten beiden Alben „Definitely Maybe“ und „(What’s the Story) Morning Glory?“ hat sich die Band Mitte der Neunziger an die Spitze der Charts und der Rockwelt gespielt. Mit Liedern wie „Wonderwall“, „Don’t Look Back in Anger“ und „Supersonic“ prägte die Band aus Manchester eine ganze Generation.
Aufschwung
Der Hype um Oasis war in den Neunzigerjahren enorm, endlich war wieder eine Band aus der Arbeiterklasse da, ganz schlichte Typen von der Insel, mit der sich viele identifizieren konnten. Im Gegensatz dazu standen die Rivalen von der anderen großen Britpop-Band Blur: Artschool-Kids aus der gebildeten Mittelschicht.
Mitte der 1990er-Jahre war nach einer langen Phase des wirtschaftlichen und sozialen Niedergangs wieder so etwas wie Aufschwung in Großbritannien zu spüren. Endlich war die von vielen Briten gehasste Margit Thatcher weg und es regierte mit Tony Blair die Labour Party und damit eine neue Leichtigkeit. Unter dem Schlagwort „Cool Britannia“ ging es vor allem auch in der Kultur, und hier hauptsächlich in der Musik, mit einem gewissen Nationalstolz wieder aufwärts. Selten hat man blasse Briten so glückselig erlebt.
Nostalgie
Mit dem nun angekündigten Comeback kommen natürlich auch Erinnerungen hoch: an die ewig gedehnten Vokale von Liam, seine arrogante Haltung vor dem Mikrofon (sonnenbebrillt, mit Lederjacke und Fischerhut); an seine näselnde Stimme und das immer schon großartige Songwriting seines Bruders Noel; an den aus allen Poren dringenden Hedonismus und die großkotzige „Mir doch egal“-Haltung. Und an das Gefühl, das alles im Leben möglich sei: Eine Einstellung, die heutzutage kaum noch jemand versprüht.
Mit dem Comeback von Oasis wird vielleicht auch die seit Jahren eher egale Gitarrenmusik wieder mehr ins Rampenlicht gerückt. Ein Anliegen, dass den Gallaghers immer schon wichtig war. Denn „Adele Macht Musik für Omas“ und „In einer Welt, in der Ed Sheeran im Wembley-Stadion spielt, kann ich nicht leben“, das hat Noel Gallagher einmal gesagt, einer, der sich selbst als einer der letzten großen Rockstars auf diesem Planeten sieht. Wenn Noel auf seine Zeit mit Oasis zurückblickt, dann treibt es ihm Tränen in die Augen, „so verdammt gut waren wir“.
Ticketvorverkauf
Mit den Worten „The guns have fallen silent. The stars have aligned. The great wait is over. Come see. It will not be televised“ wurden 14 Konzerte im Jahr 2025 in England und Irland angekündigt. Oasis werden nicht, wie in den vergangenen Tagen spekuliert, Headliner beim Glastonbury Festival sein. Ebenso wenig werden sie an zehn Tagen jeweils das Wembley in London und das Etihad Stadium in Manchester füllen. Aber immerhin: Vier Termine sind es in Wembley (25./26. Juli und 2./3. August). Zwei in Cardiff (Principality Stadium, 4./5. Juli), vier im Heaton Park in Manchester (11./12./19./20. Juli). Dazu Dublin und Edinburgh. Bislang. Gut möglich, dass das noch mehr wird. Fix ist, dass am Morgen des 31. Augusts ab neun Uhr die Server der Ticketseiten zusammenbrechen werden. Von da an kann man die Karten offiziell kaufen.
Ungewiss ist, in welcher Besetzung. In den meisten Spekulationen ist die Rede davon, dass die High Flying Birds, also die Musiker von Noel Gallaghers Soloprojekt, als Begleitband fungieren. Ausgeschlossen haben die Brüder nach Informationen des „Guardian“, dass sie ins Studio gehen, um neue Musik aufzunehmen. Wozu auch. Es will eh nur jeder die alten Songs hören: „And after all you’re my wonderwall …“
Infos zum Kartenvorverkauf: Die Tickets zu den Shows in England sollen über die Ticket-Plattformen www.ticketmaster.co.uk, www.gigsandtours.com und www.seetickets.com verkauft werden. Karten für Dublin sind unter www.ticketmaster.ie erhältlich. Auf der Oasis-Website heißt es nach der Ticketinfo noch: „Wir raten allen, die Karten kaufen möchten, sich vor dem Verkauf bei den entsprechenden Vorverkaufsstellen zu registrieren.“