Startseite Sport Der erste WM-Titel für China im Snooker soll nur der Anfang sein

Der erste WM-Titel für China im Snooker soll nur der Anfang sein

von Max

Die chinesische Fahne war rasch zur Hand. Zhao Xintong warf sich das rote Banner mit den gelben Sternen um die Schultern und ließ sich ausgiebig feiern – erst ein bisschen schüchtern, dann doch etwas ausgelassener. Kurz zuvor hatte sich der 28-Jährige zum ersten Snooker-Weltmeister aus China gekrönt.

Ein wenig verschämt hob Zhao nach dem 18:12-Finalsieg über Routinier Mark Williams den Deckel des Siegerpokals an und schaute nach, ob noch etwas in der riesigen Silber-Trophäe verborgen ist. Einen ordentlichen Drink wollte sich Zhao dann später spendieren, und auch das Preisgeld von einer halben Million Pfund (rund 587.000 Euro) gibt es erst später für den zwischenzeitlich wegen eines Manipulationsskandals gesperrten neuen Star der Billard-Variante.

In bestem Englisch erklärte er im Crucible Theatre in Sheffield, wie er sich fühlt. „Ich kann nicht glauben, dass ich so schnell Weltmeister geworden bin. Deswegen bin ich sehr stolz auf mich. Ich glaube, dass ich träume“, sagte Zhao und blickte dabei auch auf seine 20-monatige Sperre und die damit verbundene Spielpause zurück.

2021 gewann Zhao die UK Championship, eines der drei prestigeträchtigsten Turniere. Dann wurde er, wie neun weitere chinesische Profis, gesperrt. Er soll von Manipulationen eines Spielers gewusst und selbst gewettet haben. Wegen der Sperre ist Zhao der erste Amateur, der Weltmeister wurde. Er musste zunächst vier Qualifikationsmatches gewinnen, um wie neun andere Chinesen in das Hauptfeld mit 32 Spielern einzuziehen.

Opfer für den Erfolg

Der aus der zentralchinesischen Millionenstadt Xi’an stammende Zhao lebt seit 2016 in England. Den Abschied aus der Heimat sieht er als notwendiges Opfer: „Wenn du ein guter Spieler werden willst, musst du das tun, auch wenn es hart ist.“

In China bangten Millionen Zuschauer bis tief in die Nacht vor den Bildschirmen mit Zhao um den Titel. Am Tag danach gratulierte ihm das Nationale Olympische Komitee. Zhao ist der erste Snooker-Weltmeister überhaupt aus Asien. Von höchster Regierungsstelle kamen zunächst keine offiziellen Glückwünsche.

Snooker-Boom in China

„China schreibt Snooker-Geschichte“, titelte jedoch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. „Wir sind gemeinsam durch die Dunkelheit gegangen, damit jeder das Licht sehen kann“, schrieb Ding Junhui, der WM-Finalist von 2016 und Auslöser des chinesischen Snooker-Booms, auf Weibo, Chinas Pendant zur Online-Plattform X.

Zhao möchte Kinder und Jugendliche daheim inspirieren. „Das wird ihnen jetzt Kraft geben. In der Zukunft können dies viele chinesische Spieler schaffen.“

Er entzauberte im Halbfinale den siebenmaligen Champion Ronnie O’Sullivan aus England und nun den mit 50 Jahren ältesten Finalisten Mark Williams. Als künftigen Superstar würdigte der dreimalige Champion Williams seinen Bezwinger, der als Nummer elf in die Weltrangliste zurückkehrt. „Ich werde zum Glück zu alt sein, wenn er den Sport dominiert“, sagte der mit trockenem Humor ausgestattete Waliser.

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