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Der „Fels“, auf dem die Kirche steht

von Max

„Weide meine Schafe“

Hier wird im Kern greifbar, worum es geht. Auf diese Sätze gründet sich der Anspruch des Petrusamtes: Sowie dieser Kirchenbau buchstäblich über Petrus (der Name bedeutet „Fels“) – seinen sterblichen Überresten – errichtet wurde, so ruht die gesamte Kirche auf jenem Apostel, der von Jesus direkt beauftragt wurde, seine „Schafe zu weiden“, wie es an anderer Stelle (Joh 21,15 ff.) heißt.

Jeder der Nachfolger des Petrus – von dessen Zeitgenossen angefangen über Spätantike, Mittelalter und durch die weiteren Jahrhunderte der Neuzeit hindurch bis in unsere Gegenwart – steht katholischem Verständnis zufolge in dieser Tradition, in der Kontinuität apostolischer Überlieferung. Für jeden von ihnen gilt dem Prinzip nach: „Du bist Petrus …“

„Dass er Papst ist“

Es gibt weder im weltlichen noch im geistlichen Bereich eine vergleichbar aufgeladene Führungsposition. Und das macht auch das bleibende Faszinosum des Papsttums aus.

Deswegen konnte Kardinal Christoph Schönborn dieser Tage bei einem Pressegespräch auf die Frage, was er sich vom neuen Papst erwarte, auch schlicht antworten: „Dass er Papst ist.“ Dieser stehe, „ungeachtet der konkreten Person, für Einheit, Frieden und Gemeinschaft“, so der Kardinal. Daher auch der Jubel der Menschenmenge bereits beim Weißen Rauch bzw. beim Auftritt des Kardinalprotodiakons, wo noch nicht bekannt ist, wer gewählt ist, nur dass „wir einen Papst haben“ („Habemus Papam“). Dies habe ihn sehr berührt, bekannte Schönborn – und er zeigte sich überzeugt: „Wir brauchen solche Symbolgestalten.“

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Predigt, welche Papst Leo XIV. in seiner ersten Messe am Tag nach seiner Wahl hielt. Sie bezog sich auf jene Stelle im Matthäusevangelium, die unmittelbar vor der oben zitierten („Du bist Petrus“) steht (Mt 16,13 ff.). Da fragt Jesus seine Jünger, für wen ihn die Leute halten. Und sie antworten wahrheitsgemäß: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Will heißen: für irgendeine bedeutende, bemerkenswerte Gestalt. Und dann fragt Jesus seine Jünger: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Worauf Petrus antwortet: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Darauf folgen dann die wirkmächtigen Worte Jesu an Petrus.

Das Bekenntnis des Petrus

Der neue Papst hat also nicht von ungefähr in dieser Messe mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle das Petrusamt selbst thematisiert und dabei unmissverständlich deutlich gemacht, worin dessen Kern liegt – eben in jenem Bekenntnis Petri zu Jesus. „Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer oder Übermensch gesehen, und zwar nicht nur von Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Getauften“, so Papst Leo in seiner Predigt. Gerade deswegen sei es für die Kirche mit dem Papst an der Spitze „unerlässlich“, dieses Bekenntnis des Petrus („Du bist der Messias …“) ins Zentrum zu stellen. Dieses Bekenntnis ist freilich kein leeres, formelhaftes, sondern der Papst – jeder Papst, jeder Nachfolger Petri – ist von dem überzeugt, was Leo XIV. so ausgedrückt hat: „der Mangel an Glauben hat oft dramatische Begleiterscheinungen: dass etwa der Sinn des Lebens verloren geht, die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät, die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird, die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet“.

Keine Divisionen

All dies macht klar, worin die zentrale Aufgabe des Petrusamtes besteht: in der Verkündigung des Evangeliums von der Menschwerdung Gottes und der Auferstehung Jesu. Darin, die tiefe Schönheit des Glaubens sichtbar zu machen, sie den Menschen zu vermitteln. Nur daraus bezieht der Papst (der bekanntlich keine Divisionen hat), die Kirche als Ganzes ihre Stärke. Erst vor diesem Hintergrund ist der Pontifex maximus „politisch“.

Aber letztlich treten all die Themen, die – legitimer- und verständlicherweise – am Beginn eines neuen Pontifikats heftig diskutiert werden (innerkirchliche „heiße Eisen“, geo-, sozial- und ordnungspolitische Positionierungen) gegenüber dem Eigentlichen zurück. In diesen Fragen setzt jeder Amtsträger andere Akzente – geschuldet seiner Herkunft, seiner geistigen und sozialen Prägung und vielem mehr. Bei allen Dingen, die nicht an Glaubenswahrheiten rühren, dürfen im Übrigen auch gläubige Katholiken dem Papst widersprechen.

Auf dem Areopag

Gemessen wird Leo XIV. letztlich daran, inwieweit ihm gelingt, was er in der erwähnten Predigt selbst ansprach: die Kirche „zu einer rettenden Arche, die durch die Wogen der Geschichte steuert, zu einem Leuchtturm, der die Nächte der Welt erhellt“ zu machen. Dabei werden ihm die Erfahrungen des Paulus in Athen nicht erspart bleiben. Zuerst hören ihm die Leute noch zu, aber als er zum Kern der Sache kommt, der „Auferstehung der Toten“, da „spotteten die einen, andere aber sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören“ (Apg 17,32).

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