Zusammenfassung
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- Paris-Roubaix, bekannt als ‚Hölle des Nordens‘, fasziniert Fans und Athleten mit seinen einzigartigen Kopfsteinpflaster-Abschnitten.
- Die Zuschauer erleben das Rennen hautnah, während Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit die steinigen Wege bewältigen.
- Vorbereitung und Materialabstimmung sind entscheidend, da das Rennen große Herausforderungen für Teams und Fahrer darstellt.
Ach, du Scheiße! Man möge den deftigen Ausdruck bitte verzeihen, aber genauso fühlt es sich in diesem Moment an. Jetzt bloß nichts falsch machen. Nur ja keine unüberlegte Bewegung. Einfach nur ruhig dastehen und … genießen.
Und das ist bei Gott leichter gedacht als getan, wenn einem die Radfahrer direkt an der Nase vorbeiflitzen. In einem Höllentempo. Obendrein auf einer rumpeligen Straße, die nur aus Kopfsteinpflaster besteht. Und dabei so viel Staub und Steine aufwirbeln, dass es bis hinauf an die Unterschenkel wehtut.
Wo, zum Teufel, ist man hier nur gelandet?
Willkommen in der Hölle des Nordens, willkommen bei Paris–Roubaix, dem wohl berühmtesten und dank seiner vielen Kopfsteinpflaster-Passagen zugleich wildesten Eintagesrennen der Welt.
Tollkühn & furchtlos
Stellen Sie sich vor, sie stehen an der Streif und Vincent Kriechmayr rast so nahe an Ihnen vorbei, dass sie seinen Windzug spüren und ihm in die Augen schauen können. Bei Paris–Roubaix ist das ganz normal, und das praktisch auf einer Strecke von 259 Kilometern. Vom Start bis ins Ziel fahren die Radprofis durch ein Spalier an Menschen, die alle entweder tollkühn oder furchtlos sind. Die meisten sind wohl beides.
Die Epizentren dieser Begeisterung sind die sogenannten Pavés, die Abschnitte mit Kopfsteinpflaster, die dieses Rennen so einzigartig machen. Über eine Länge von 55 Kilometern verteilen sich die 30 Passagen, die die Profis ähnlich an die Grenzen bringen wie die Fahrräder.
Favorit Tadej Pogacar kam zu Sturz
Lokalaugenschein an Pavé Nummer 27, dem vierten Pflasterabschnitt auf dem steinigen Weg nach Roubaix im Norden Frankreichs. Mit 2 von 5 Sternen auf der Schwierigkeitsskala ist es noch einer der vergleichsweise angenehmeren Pavés, aber davon war bei der Fahrt im Servicebus nichts zu merken. Schon bei Tempo 35 bockt und springt das Auto wie ein störrischer Esel über die spitzen Pflastersteine. Jede Achterbahnfahrt ist gemütlicher. Wie schaffen es die Profis nur, mit ihren dünnen Reifen mit 50 km/h über diese Wege zu rasen?
Auch deshalb übt Paris – Roubaix seit jeher auf Fans wie Athleten eine so enorme Faszination aus. An Pavé 27 stürmt es am Sonntag wie in der Arktis, trotzdem harren hier Hunderte seit den frühen Morgenstunden aus, um das Feld dann in wenigen Sekunden vorbeihuschen zu sehen.
Um & Auf
Die meisten von ihnen sind zu Fuß quer über die zerfurchten Äcker und nassen Wiesen hierhergekommen. Es ist eine dreckige Angelegenheit. Jeder, der das erste Mal bei Paris–Roubaix ist, lernt schnell: Weiße Turnschuhe sind nicht unbedingt das ideale Schuhwerkzeug. Ein anderer wertvoller Tipp: Man muss höllisch aufpassen, wo man hintritt. Das sind nämlich nicht nur Hundstrümmerl, die hier in der freien Wildbahn herumliegen.
Vorbereitung ist überhaupt das Um- und Auf bei Paris–Roubaix. Kein anderes Rennen stellt die Teams und Fahrer vor so große Herausforderungen wie der Frühjahrsklassiker, der am Sonntag seine 122. Auflage erlebte. So wurden bei der Equipe Red Bull-Bora-hansgrohe die Kopfsteinpflasterabschnitte bereits im Winter mehrfach abgefahren. Mit Sensoren an den Rädern sollte die ideale Materialabstimmung für das Rennen gefunden werden.
Lange Zeit waren die Profis mit Spezialrädern unterwegs, die einmal im Jahr bei Paris–Roubaix zum Einsatz kamen. Diese Räder waren deutlich besser gefedert und schonten die Handgelenke, die auf dem Kopfsteinpflaster extrem in Mitleidenschaft gezogen werden. Davon kam man inzwischen ab, weil die herkömmlichen Räder schlicht schneller sind. Auf den Komfort wird gepfiffen.
„Mit unseren alten Rädern und den dünneren Reifen war es noch viel härter“, erinnert sich Rolf Aldag, der Sportliche Leiter beim Team Red Bull. „Ich konnte am Tag nach Paris–Roubaix das Marmeladenglas nicht öffnen. Ich hatte vom Kopfsteinpflaster nur Krämpfe in der Hand.“
„Ich denke, er sollte vor Gericht gestellt werden, denn das war versuchter Totschlag. Es war direkt in mein Gesicht“
Gut möglich, dass auch die Autogramme von Mathieu van der Poel am Montag ein wenig verwackelt ausgefallen sind. Wie allen anderen waren dem Niederländer im Ziel die Strapazen der Tortur anzusehen. Van der Poel hatte Glück, dass er überhaupt seinen dritten Sieg in Folge feiern konnte. Auf einem der letzten Pavés war der Superstar von einer vollen Wasserflasche mitten im Gesicht getroffen worden.
Da bekommt der Begriff Drahtesel eine ganz neue Bedeutung. Dieser Fan, der sich inzwischen gestellt hat, war der einzige Spielverderber bei diesem himmlischen Vergnügen in der Hölle des Nordens.