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Die Kirche unserer Kindheit ist vorbei

von Max

Es war das Jahr der großen Flüchtlingsbewegung, als sich 2016 eine kleine Gruppe von Wissenschaftern mit der Demographie und der Religion in Österreich auseinandersetzte. Ziel war, Szenarien bis in das Jahr 2046 zu entwickeln. 

Das Ergebnis war vor allem für die katholische Kirche mehr als ernüchternd. Deren Anteil an der Bevölkerung wird klar unter 50 Prozent fallen. 2016 waren es noch 64 Prozent. Gleichzeitig wächst der Anteil der Muslime. 2046 wird – je nach Grad der Zuwanderung – mit 21 Prozent gerechnet. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 waren es bloß 8 Prozent.

Konflikte mit dem Islam

Einer, der diese Entwicklung genau verfolgt und sich nicht um klare Worte drückt, ist Pater Karl Wallner. In seiner Funktion als Nationaldirektor von „missio“ ist er in Österreich für die Weltkirche zuständig. Er sieht, dass weltweit – vor allem in Afrika – die Zahl der Katholiken und auch der Christen wächst, während die Kirche in Europa schrumpft. Er sieht auch, dass der Konflikt zwischen den christlichen Kirchen und den islamischen Gemeinschaften weltweit immer härter wird.

Wenn es darum geht, dass man sich zwar vor dem Islamismus, aber nicht vor dem Islam fürchten muss, ist für ihn die Antwort nicht klar. Karl Wallner: „Das weiß ich nicht, ob man das einfach so sagen kann. Der Islam beinhaltet schon ein Potenzial, wo es um eine Überlegenheit gegenüber anderen Religionen geht. Das darf man nicht einfach wegthematisieren.“ Und er verweist darauf, dass „in Staaten, wo der Islam eine Dominanz hat, Christen benachteiligt werden.“

Man könne einfach nicht das Christentum und den Islam als vergleichbare Weltreligionen sehen. Karl Wallner: „Unsere Freiheitskultur, die wir hier haben, dass hier jeder jede Kritik äußern kann, dass man Religion wechseln kann, das gibt es im Islam nicht. Bei uns ist Religion die Schlagsahne auf der Sachertorte unserer Lebenseinstellung, ein Ornament, das zu dem Ganzen dazukommt, aber im Islam ist es die Substanz des Ganzen. Das religiöse Denken, das im Islam da ist, ist uns in Europa mittlerweile ganz fremd geworden.“

Die gefährlichere Stufe sei allerdings der extreme Islamismus. „Den Islam zu bewerten, ist eigentlich nicht meine Aufgabe. Den Islamismus schon und der nimmt weltweit dramatisch zu.“ Das sei weltweit zu beobachten. „Wir haben jetzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Christenverfolgung, wie wir sie in unserer 2000-jährigen Geschichte nicht hatten. Und es ist nicht die Verfolgung von irgendjemandem, sondern es ist sehr bewusst eine Verfolgung von Christen, weil sie Christen sind. Wir haben mittlerweile eine Ökumene des Blutes, wovon man hier nichts hört.“

Pater Karl Wallner: "Die Kirche unserer Kindheit ist vorbei"

Zu wenig Glaubensvermittlung

Dass in Österreich der Dialog mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft IGGÖ gepflegt wird, hält Pater Karl Wallner für einen ganz wichtigen Schritt. „Man muss dankbar sein, dass es im Islam auch Richtungen gibt, mit denen ein Dialog geführt werden kann. Und ich wünsche mir schon von Papst und Bischöfen, dass sie diesen Dialog nun bis zum Geht-nicht-mehr führen, weil dieser Dialog die einzige Chance ist.“ Aber: „Faktisch haben wir auch hier einen Islam bei uns, der sich ablehnend gegenüber unseren Freiheitsrechten verhält, weil er sich überlegen gegenüber anderen hält. Das ist mittlerweile auch in den Schulen angekommen.“

Der Zisterzienser verweist darauf, dass das Schrumpfen der christlichen Kirchen zu lange ignoriert worden wäre. Dabei ist Europa auf christlichen Werten als Fundament aufgebaut worden. „Ja, aber wer will das noch? Die Führungseliten offensichtlich nicht. Das haben wir bei Olympia gesehen. Da haben die Franzosen, die mit dem Islamismus in Paris die größten Probleme haben, bei der Olympia-Eröffnung über uns gespottet, über das, was uns Christen am heiligsten ist: das letzte Abendmahl.“

In Österreich ist Pater Karl Wallner zwar für die Weltkirche zuständig, sein Missionsgebiet ist aber sein Heimatland. „Wir schrumpfen wirklich sehr schnell. Ich versuche da, ein bisschen Mut zu machen. Ich versuche, die Depression herauszubringen, indem ich auf die Weltkirche zeige, vor allem Afrika, und sage, es geht, die Kirche lebt.“ Aber: „Die Kirche, die wir in unserer Kindheit erlebt haben, wird es nie wieder geben. Man sollte sich von den Sentimentalitäten verabschieden.“ Und: „Wir Christen müssen uns auf eine völlig neue Situation einstellen. Und das ist es, was Papst Franziskus schon seit seinem Amtsantritt tut. Wir müssen missionarisch werden.

Entscheidend sei, dass man sich wieder mehr auf die Glaubensvermittlung konzentriere. In dem Zusammenhang zitiert Pater Karl immer gerne die Worte des Propheten Jesaja zu den Israeliten: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“

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