Die Menopause verbinden die meisten Frauen mit ihren 50ern. Dabei können sie auch schon in ihren 20er- und 30er-Jahren etwas tun, um sich darauf vorzubereiten und so viele Beschwerden abzuschwächen. Nur: Die wenigsten wissen das.
Hitzewallungen, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen, Altern, Tod, das letzte Tabu … Diese Bilder werden uns vermittelt, wenn Frauen in Serien oder Filmen über die Wechseljahre sprechen. Wenn dieser Lebensabschnitt denn überhaupt thematisiert wird. Erst seit ein paar Jahren brechen Celebrities wie Oprah Winfrey, Gwyneth Paltrow, Michelle Obama und Naomi Watts das Schweigen und teilen ihre Erfahrungen mit der Menopause. In der breiten Gesellschaft ist das Thema nach wie vor mit Scham behaftet. In der Schule gibt es keine Aufklärung und Mütter sprechen mit ihren Töchtern selten darüber. Im privaten und beruflichen Umfeld wird wenig bis gar nicht darüber diskutiert.
Dabei ist es für Frauen schon in ihren 20ern und 30ern durchaus sinnvoll, sich mit den kommenden Veränderungen ihres Körper auseinanderzusetzen, um später besser vorbereitet zu sein. Denn das Bild der dauerschwitzenden 50-Jährigen muss nicht die Realität sein.
Richtig vorsorgen
Frauen können in jungen Jahren schon einiges machen, um die späteren Wechselbeschwerden zu lindern. Neben gesunder Ernährung sei auch Sport wichtig, besonders eigne sich Pilates, da die Übungen den Beckenbogen stärken, so Yvonne Helmy-Bader. Die Wiener Gynäkologin begleitet in ihrer Ordination Frauen durch die Wechseljahre. Absolut zu vermeiden sind ihrer Ansicht nach Rauchen und ein übermäßiger Kaffee- und Alkoholkonsum. Empfehlenswert sind die Vitamine D und E sowie Antioxidantien. Diese finden sich unter anderem in Beeren, dunkler Schokolade, Zitrusfrüchten, Tomaten, Rotkraut und grünem Blattgemüse.
Die präventive Einnahme von Hormonen oder pflanzlichen Alternativen macht der Expertin zufolge in jungen Jahren allerdings keinen Sinn. Regelmäßige Psychohygiene – dazu gehören Reflexionen, Auszeiten und Verwöhnmomente – können schon helfen, so die Ärztin.
Symptome sind behandelbar
„Viele meiner Patientinnen empfinden diese Phase als etwas Schreckliches und etwas, was sie einfach durchmachen müssen. Aber das stimmt nicht“, erzählt Helmy-Bader.
Jede Frau erlebe die Wechseljahre anders. Während manche kaum Symptome spüren, haben andere starke Beschwerden. Zu möglichen Symptomen und Wechselbeschwerden zählen mehr als nur Hitzewallungen und das Ende der Periode: Nachtschweiß, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Gewichtszunahme, vaginale Trockenheit, Herzrhythmusstörungen, Gedächtnisprobleme, Hautquaddeln, Inkontinenz … Beim Lesen dieser Liste kann einen durchaus die Angst überkommen.
Yvonne Helmy-Bader rät besonders jungen Frauen, nicht in Panik zu verfallen: „Es gibt nichts, wovor ich mich fürchten muss. Manche Beschwerden sind sehr unangenehm, aber man kann sich Hilfe suchen.“
Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen unter anderem die Hormonersatztherapie, vaginale Laserbehandlungen für eine bessere Durchblutung der Scheide oder ein Stuhl, der elektromagnetische Impulse abgibt, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.
Eine Frage der Hormone
Die Wechseljahre bestehen aus vier Phasen: Prämenopause, Perimenopause, Menopause und Postmenopause. Die meisten Frauen erleben diese Phasen zwischen Ende 30 und Ende 50. Yvonne Helmy-Bader hat sich auf Hormone spezialisiert. Sie erklärt: „Beim langsamen Eintritt in die Wechseljahre reagiert der Eierstock nicht mehr so stark auf das Luteinisierende Hormon (LH) und das Follikelstimulierende Hormon (FSH). Dann kann es passieren, dass einzelne Eisprünge ausfallen.“ Je weiter die Wechseljahre voranschreiten, desto weniger ansprechbar ist der Eierstock. Der Körper produziert mehr LH und FSH, um einen Eisprung auszulösen. „Wenn LH und FSH sehr hoch sind, der Eierstock nicht mehr reagiert, er kein Östrogen mehr produziert und somit keine Eisprünge mehr stattfinden, dann befindet sich die Frau in der Postmenopause und der Wechsel ist abgeschlossen“, sagt Helmy-Bader.
Der Mythos, dass die Menstruation von einem auf den anderen Tag einfach aufhört, ist falsch. „Das ist ein sehr langer Prozess. Es kann sein, dass der Zyklus ein bisschen unregelmäßiger wird, dass zwischen zwei Zyklen Schmierblutungen kommen oder dass die Blutungen sehr stark sind“, so Helmy-Bader.
Frauengesundheit als vernachlässigtes Thema
Warum haben wir so wenig Informationen über die Wechseljahre? Das könnte daran liegen, dass das Thema Frauengesundheit im Gesundheitssystem noch zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Und das, obwohl es 51 Prozent der Bevölkerung in Österreich betrifft. Dass die Menopause auch in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema ist, spiegelt sich in der aktuellen Datenlage zur Frauengesundheit wider. Das weiß auch Sylvia Gaiswinkler, Soziologin, Senior Health Expert an der Gesundheit Österreich GmbH und Studienautorin des Frauengesundheitsberichts 2022 und des Menstruationsberichts 2024. „Während der Frauengesundheitsbericht 2022 großteils auf einer Literatur- und Datenrecherche basiert, haben wir für den Menstruationsbericht 2024 1.300 Mädchen und Frauen von 14 bis 60 Jahren befragt“, sagt Gaiswinkler. Damit gibt es erstmals repräsentative Daten zu Menstruation und Menopause. Rund 70 Prozent berichten von Hitzewallungen, je 60 Prozent von Nachtschweiß und Schlafproblemen während der Wechseljahre. Zehn Prozent der Befragten fühlen sich in Bezug auf ihre Beschwerden nicht ernst genommen. Knapp 30 Prozent empfinden die Veränderungen aufgrund des Wechsels als psychische Belastung.
Qualitätsgesicherte Informationen über die Wechseljahre müssen für alle Frauen kostenfrei und niederschwellig zugänglich sein, so die Soziologin. Denn zu wenig Informationen können auch gesundheitliche Folgen haben. „Wir haben unter anderem gehört, dass manche Frauen – fälschlicherweise – glauben, sie müssen nach der Menopause nicht mehr zur Gynäkologin“, erzählt Gaiswinkler.
Der Menstruationsbericht 2024 hat aber auch gezeigt, dass die Menopause trotz Herausforderungen vieles für sich hat. 70 Prozent der Frauen, die in der Postmenopause sind, fühlen sich „frei und unabhängig“.
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Infos und Quellen
Genese
Aufgeklärt? Fehlanzeige! Nadja Riahi ist dieses Jahr 30 geworden und wusste kaum etwas über die Wechseljahre. In Gesprächen mit ihrer Schwester und Kolleginnen wurde schnell klar: Niemand hat so wirklich eine Ahnung, sondern eher Angst davor.
Gesprächspartnerinnen
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Yvonne Helmy-Bader ist Fachärztin für Frauenheilkunde in Wien. Ihre Ausbildung absolvierte sie in Deutschland und Österreich sowie in Spanien und den USA. Sie beschäftigt sich viel mit Hormonen, den Wechseljahren und Infertilität.
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Sylvia Gaiswinkler ist Soziologin und arbeitet als Senior Health Expert an der Gesundheit Österreich GmbH. Seit 2016 koordiniert sie den strategischen Prozess zur Umsetzung des Aktionsplans Frauengesundheit, seit 2022 ist sie für die Koordinationsstelle Frauen- und Gendergesundheit verantwortlich.
Daten und Fakten
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Die Menopause ist der Begriff für die letzte Periode, wenn zwölf Monate lang keine Blutung mehr nachgekommen ist.
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Die Wechseljahre werden auch Klimakterium genannt. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Sprossen einer Leiter“.
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Entgegen weitreichender Behauptungen führt die Sterilisation der Frau nicht dazu, dass die Wechseljahre früher einsetzen.
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Umfrage „Tabuthema Wechseljahre“ von pro medico: Eine österreichweite Umfrage von Promedico aus dem Jahr 2024, in der 700 Frauen zwischen 45 und 70 Jahren befragt wurden, zeigt:
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Zwei von drei Frauen (64 Prozent) wünschen sich eine offene Kommunikation im privaten Umfeld.
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Fast jede zweite Frau befürchtet, nicht ernst genommen zu werden (47 Prozent) oder Abwertung zu erfahren (45 Prozent).
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34 Prozent haben Angst, als weniger leistungsfähig gesehen zu werden.
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Jede dritte Frau (33 Prozent) wünscht sich eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz, für 27 Prozent ist das Thema im beruflichen Kontext jedoch ein Tabuthema. Darüber gesprochen wird vor allem im privaten Bereich mit Freund:innen und Bekannten (66 Prozent).
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Die Hälfte der befragten Frauen (48 Prozent) bewertet die Aufklärung über die Wechseljahre als mittelmäßig bis schlecht, 17 Prozent als schlecht oder sogar sehr schlecht.
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58 Prozent der Befragten würden sich von ihren Ärzt:innen mehr Einfühlungsvermögen wünschen.