Gazprom hat für jene Gasmengen, die nun nicht mehr an die OMV gehen, rasch andere Abnehmer gefunden – teils über neue Käufer und Zwischenhändler, teils über die Börse. Da das russische Gas deutlich günstiger ist als jenes aus anderen Quellen, ist das Interesse entsprechend groß.
Gazprom-Gas einfach an der Börse eingekauft
Auch die OMV dürfte über die Börse zukaufen, sagt Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung bei der E-Control, zur Austria Presseagentur. Und ein wesentlicher Teil davon könnte indirekt auch von der Gazprom stammen, so Christoph Dolna-Gruber, bei der Energieagentur für Strategie zuständig. Schließlich lasse sich nicht nachvollziehen, woher das an der Börse erworbene Gas stammt. Allerdings bleibe der OMV nichts anderes übrig, um die Lieferverpflichtungen kurzfristig zu erfüllen.
Wie in den vergangenen Wochen bereits zigfach von allen Seiten betont, ist die Gasversorgung in Österreich in diesem Winter gesichert. „Die heimischen Gasspeicher sind zu 93 Prozent gefüllt, was einem ganzen österreichischen Jahresbedarf entspricht“, heißt es aus dem Bundesministerium für Klimaschutz (BMK). So gut wie alle Energieunternehmen, auch die OMV, versichern, nicht mehr von russischem Erdgas abhängig zu sein und alternative Bezugsquellen zu besitzen. In Zukunft will die OMV auch eigene Gasquellen stärker anzapfen.
Neuer Gasfund könnte Bedarf ein halbes Jahr decken
Im Sommer 2023 verkündete die OMV den größten Gasfund in Österreich in den vergangenen 40 Jahren. Bei Wittau im Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich, wurde in fünf Kilometer Tiefe ein vielversprechendes Reservoir entdeckt. Schätzungsweise ist es so groß, dass insgesamt 48 Terawattstunden Gas daraus gefördert werden könnten. Zum Vergleich: Ganz Österreich verbraucht derzeit etwa 90 TWh pro Jahr. Man könnte das Land also quasi ein halbes Jahr lang versorgen, dann wäre das Vorkommen leer.
Das spiegelt auch die Größenordnung gut wieder, zu der sich Österreich derzeit selbst mit Erdgas versorgen könnte. Durch Gasförderung im Inland wird derzeit jährlich maximal 8 Prozent des Bedarfs gedeckt. Neben der OMV sind nur zwei andere Unternehmen, RAG Austria und ADX Energy aus Australien, im Inland produktionsberechtigt. Der Gasbedarf im Land geht durch Klimaschutzbemühungen und durch das Bestreben, unabhängiger von Russland zu werden, stetig zurück.
„Unser Ziel muss es sein, die Abhängigkeit von Gas zu verringern und den Verbrauch insgesamt zu reduzieren. Langfristig müssen wir den Fokus weiter auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz legen“, heißt es aus dem BMK.
Förderung in Wittau ab 2026 möglich
Das OMV-Gasfeld in Wittau muss zunächst erschlossen werden. Um die potenziell förderbaren Ressourcen des Gasfeldes „Wittau Tief-2a“ genauer zu bestimmen, ist eine weitere Bohrung im dritten Quartal 2025 geplant. Die Gasförderung soll in der zweiten Jahreshälfte 2026 starten. Der Gasfund unterstütze laut OMV die laufende Diversifizierung der Gas-Bezugsquellen.
Neptun Deep nicht vor 2027 betriebsbereit
Etwas weiter östlich arbeitet die OMV an der Erschließung eines noch viel größeren Gasvorkommens. Über die Tochter OMV Petrom hält sie eine 50-Prozent-Beteiligung am Projekt Neptun Deep im Schwarzen Meer. 160 Kilometer vor der rumänischen Küste befindet sich ein 7.500 Quadratkilometer großes Meeresgebiet, unter dessen Grund sich ein riesiges Vorkommen mit einem Volumen von rund 100 Milliarden Kubikmetern Erdgas befinden soll.
Die Förderung ist hier ungleich schwieriger. Zunächst soll die mobile Offshore-Bohranlage Transocean Barents Probebohrungen am Meeresgrund vornehmen. Dieser ist im Neptun-Deep-Gebiet 100 bis 1.000 Meter tief. Die Bohrplattform ist am Montag in der rumänischen Stadt Constanta eingelangt. Bis Gas im Regelbetrieb fließt, wird es noch dauern. Die Projektpartner rechnen derzeit mit 2027. Das notwendige Investitionsvolumen wird auf vier Milliarden Euro geschätzt.