„Wenn das Angebot schrumpft, weil Bühnen sterben, Aufführungen reduziert und Besetzungen unattraktiver werden, planen Menschen vermutlich keinen Kulturtrip mehr nach Berlin, sondern fahren nach München oder Wien“, sagt Thielemann, der derzeit an der Wiener Staatsoper die Wiederaufnahme von „Palestrina“ probt. „Da schütteln übrigens alle, mit denen ich hier während der Proben an der Staatsoper in Wien gesprochen habe, den Kopf. Den Kulturetat zusammenzustreichen, auf die Idee kommt hier keiner.“
Überlegungen, etwa die Staatsoper Unter den Linden und die Deutsche Oper zusammenzulegen, bezeichnete er als „wohl die dümmste Idee, die man sich vorstellen kann. Und die Diskussion hatten wir auch schon.“ Berlin verspiele mit den Einsparungen das, was die Stadt definiert: „die unvergleichliche, unglaubliche, einmalige Kulturlandschaft, das Angebot mit den drei Opernhäusern, den Orchestern, den Theatern, den Galerien und Museen“.
Kultur dürfe nicht “abhängig von der Gunst irgendwelcher Sponsoren sein“: „Am Ende wäre ich nicht mehr Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, sondern der Uber-Oper?“
Auch eine Erhöhung der Ticketpreise sei keine Lösung: „Nach Corona und Inflation kostet doch sowieso alles ein wahnsinniges Geld. Nach dem Theaterabend, dem Konzert gehen Sie noch etwas essen, und schon sind Sie gut und gerne 200 Euro los. Damit werden die Theater zuverlässig immer leerer.“