Die Dividendenausschüttungen der Konzerne im Frankfurter DAX-Index liegen heuer nur minimal – um 0,2 Prozent – niedriger als im Vorjahr und damit auf dem zweithöchsten Wert aller Zeiten: Insgesamt 54 Milliarden Euro zahlen die 40 Unternehmen ihren Aktionären in diesem Jahr. 14 der 40 DAX-Konzerne schütten so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor – nur drei Unternehmen zahlen keine Dividende. Das zeigt eine Erhebung des Beratungsunternehmens EY.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Österreich. Auch hier zahlen von 20 Unternehmen drei keine Dividende aus (CPI, AT&S, Lenzing). Bei vier Titeln fällt sie für 2024 geringer aus als im Jahr zuvor, bei zwei bleibt sie gleich, beim großen Rest steigt sie. So etwa die Vienna Insurance Group (VIG), die für 2024 eine Dividende von 1,55 Euro je Aktie ausschüttet – ein Plus von 10,7 Prozent zum Vorjahr. Die Dividendenrendite betrug im Vorjahr zum Zeitpunkt der Ausschüttung 4,45 Prozent. Spitzenreiter waren Telekom Austria (10,9 Prozent) und Bawag (8,4 Prozent).
BASF top
Die Ausschüttungsquote über alle 40 DAX-Unternehmen hinweg liegt für das Geschäftsjahr 2024 bei 56,3 Prozent (siehe Grafik), das sind 11,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und 8,8 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2023 (47,5 Prozent). „Etliche DAX-Unternehmen haben sehr gute Zahlen für 2024 vorgelegt und sind auf gutem Weg, auch 2025 zu einem Rekordjahr zu machen“, so EY-Managing Partner Jan Brorhilker.
Spitzenreiter ist BASF, der 155 Prozent des Jahresgewinns ausschüttet, gefolgt von Fresenius (120 Prozent) und SAP (88 Prozent). Ab wann ist eine solch hohe Dividende ungesund? „Das kommt auf den Einzelfall an. Über 100 Prozent geht nur kurzfristig aus der Substanz. Generell sind Ausschüttungsquoten über 60 Prozent kritisch zu hinterfragen“, sagt Thomas Schüssler, Fondsmanager des DWS Top Dividende, im KURIER-Gespräch. „Man muss drauf schauen, dass sie sich die Dividende leisten und zahlen können.“ Werde der Ausschüttungsgrad erhöht, desto höher ist die Gefahr einer Kürzung oder Wegfall. Die Ausschüttung sollte in einem gewissen Band gehalten werden.
Schüssler selbst will „gute Unternehmen mit ansprechender Dividendenrendite kaufen und langfristig halten. „Ich wähle oft Unternehmen, die nicht konjunktursensitiv sind oder zumindest eine gute Bilanz haben, das heißt etwa ein niedriger Verschuldungsgrad oder ein gutes Kreditrating.“
Mehr Bescheidenheit
„Am besten ist eine interessante Dividende über dem Marktdurchschnitt bei einer geringen Ausschüttungsquote“, sagt Schüssler. „Was bringt eine achtprozentige Dividendenrendite, wenn sie nicht dauerhaft gezahlt werden kann und daher der Kurs schwächelt? Mehr Bescheidenheit ist angebracht.“
Im Vorjahr seien die Dividenden hoch einstellig gestiegen. Für heuer ist er nicht so optimistisch. „Das Gewinnwachstum ist im Rückwärtsgang unterwegs, die Handelslage ist Gift. Die Unsicherheit klebt wie Mehltau auf der globalen Wirtschaft und damit auch auf dem Dividendenwachstum.“ In den USA etwa sei die Rendite mit 1,3 Prozent historisch tief.
Beim DWS Top Dividende steht laut Schüssler Kapitalerhaltung und Risikominimierung im Vordergrund. „Ich will keine Achterbahn, sondern eine risikoadjustierte Wertentwicklung.“ Langfristig will er 8 Prozent Rendite erzielen, davon allerdings nur 3 bis 4 Prozent aus Dividenden, der Rest aus Kursgewinnen. Aktuell setze der Fonds auf relativ wenig Technologie, dafür mehr Versorger und relativ viel in Finanz- und Gesundheitstitel sowie nicht zyklische Aktien.
Insgesamt finden sich 70 bis 80 Titel im Fonds, davon werden pro Jahr im Schnitt rund 20 Prozent ausgetauscht. Manche würden sogar 10 Jahre und länger gehalten. „Es ist eigentlich ein langweiliger Fonds.“ Die Aktienquote liege aktuell bei gut 80 Prozent, 9 Prozent sind in Staatsanleihen investiert, außerdem ein kleinerer Teil in Gold sowie in liquiden Mitteln.