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Ein Dorfanger in der Stadt

von Max

Wie auf einem Dorfanger kommen die Menschen auf der zentralen Streuobstwiese zusammen. Hier gibt es Hochbeete zum gemeinschaftlichen Garteln, einen Spielplatz für die Kinder und Turngeräte für die Fitnessbewussten. Im Gemeinschaftshaus in der Mitte können Geburtstage gefeiert oder nachbarschaftliche Grillfeste veranstaltet werden. Um diese grüne Mitte liegen die kompakten Wohnhäuser mit Echtholzfassaden. Die Szenerie, die das Wohnquartier Kokoni One im nördlichen Berlin vermittelt, hat eindeutig dörflichen Charakter.

Alles Häuser des Quartiers Kokoni One sind in kreislauffähiger Holzbauweise errichtet.

Der Einfamilienhaus-Struktur ringsum hat sie einiges entgegenzusetzen: vom klimapositiven Energiekonzept und der kreislauffähigen Holzbauweise bis zum nachbarschaftlichen Freiflächenkonzept.

Sanfte Verdichtung am Stadtrand

Der städtebauliche Leitgedanke des neuen Quartiers beruht auf dem Prinzip der sanften Verdichtung. Während große Wohnblöcke die kleinteilige Siedlungsstruktur im bestehenden Wohngebiet gesprengt hätten, fügt sich die Gruppierung von jeweils acht bis zehn Häusern um einen grünen Hof in die städtebauliche Textur ein. „So entstehen innerhalb des Quartiers kleine Nachbarschaften“, erklärt das Team von ZRS Architekten Ingenieure, das das Wohnprojekt als Generalplaner umgesetzt hat.

Der städtebauliche Leitgedanke beruht auf der Gruppierung von acht bis zehn Häusern um Gemeinschaftshöfe. So entstehen innerhalb des Quartiers kleine Nachbarschaften. 

Die privaten Außenflächen hat man zugunsten der gemeinschaftlichen Freiflächen so klein wie möglich gehalten. Dadurch bleibt mehr Raum für alle übrig und die gefürchteten Thujenhecken, die das Grün sonst gerne parzellieren, entfallen. Angesichts der akuten Wohnungsnot in Berlin bildet die Siedlung am nördlichen Stadtrand ein Modell, das das Wohnen im Grünen boden- und ressourcenschonend umsetzt.

Kreislauffähige Holzbauweise

Die Typologie im ländlich inspirierten Wohnviertel reicht vom klassischen Doppelreihenhaus bis zum kompakten Wohnbau mit bis zu vier Einheiten. Die Wohnungen sind für unterschiedlich große Haushalte und Familienkonstellationen konzipiert und liegen größenmäßig zwischen 95 und 167 Quadratmeter.

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Das gesamte Quartier wird von einem LowEx-Nahwärmenetz versorgt.

„Aus einer Matrix mit verschiedenen Grundriss­varianten können sich die Bewohner*innen ihr Gebäude individuell zusammenstellen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Da die Innenwände großteils nicht tragend sind, lassen sich die Wohnungen auch einfach umbauen – sollten sich die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner zu einem späteren Zeitpunkt ändern.

Allen Neubauten gemeinsam ist die konstruktive Holzbauweise, die durch die Lärchenholzfassade auch von außen ablesbar ist. Die Außenwände sind in Holztafelbauweise errichtet, die Dämmung besteht aus Zellulose. Da die Geschossdecken aus Brettsperrholz in Sichtqualität gefertigt sind, verfügen alle Wohnräume über natürlich belassene Holzdecken.

Der Rohbau ist komplett kreislauffähig.

„Die Dächer sind geneigt und hinterlüftet, sodass auch hier eine diffusionsoffene Konstruktion mit Naturdämmstoffen zum Einsatz kommen kann. Der Rohbau ist somit komplett kreislauffähig“, erklärt das Architekten-Team.

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Die Dächer sind an das traditionelle Berliner Dach angelehnt und zur Gänze mit Solardachplatten gedeckt.

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Die Brettsperrholzdecken in Sichtqualität prägen die Atmosphäre in den Wohneinheiten.

Die Form der Baukörper leitet sich vom traditionellen Berliner Dach ab. Dabei handelt es sich um ein asymmetrisches Pultdach, das durch die steilere Neigung zur Straßenseite hin ein Satteldach vortäuscht. Im Vergleich zu einem Ziegelspitzdach kann es kostengünstiger ausgeführt werden und dabei mehr Wohnfläche generieren. Eine weitere Besonderheit der Dächer ist, dass sie komplett mit Photovoltaikmodulen bedeckt sind. So versorgen sie das gesamte Quartier mit Strom und bilden zusammen mit der Geothermie einen wichtigen Baustein des zentral gedachten Energiekonzepts.

Kleiner CO2-Fußabdruck

Zusammen mit der Holzbauweise und der guten öffentlichen Anbindung des Bezirks Pankow ergibt sich für die Bewohnerinnen und Bewohner des Kokoni One ein sehr kleiner CO2-Fußabruck. „Wir sind von der Idee angetrieben, Lebensqualität, gesundes Miteinander und den Schutz von Klima und Umwelt in Einklang zu bringen“, fasst der verantwortliche Projektentwickler Incept den Leitgedanken zusammen.

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Die einzelnen Elemente der Holztafelbauweise werden werkseitig komplett vorgefertigt.

Dem Wohnprojekt hat das durchdachte Konzept eine Auszeichnung beim diesjährigen Wettbewerb „Klimaschutzpartner des Jahres“ der Stadt Berlin eingebracht. „Das Kokoni One-Holzbauquartier an der Streuobstwiese zeigt mit einer Erdwärmesonden-Anlage, wie ein niedrigtemperiertes LowEx-Nahwärmenetz funktionieren und ergänzend mit Strom von Photovoltaikmodulen auf den Dächern zentral gebündelt im gesamten Quartier verfügbar sein kann“, sagte Jurorin Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, anlässlich der Preisverleihung.

Während die ersten Bewohner bereits in die fertiggestellten Häuser eingezogen sind, soll der Abschluss der Bauarbeiten für alle 84 Wohneinheiten bis 2025 erfolgen.

Text: Gertraud Gerst 

Fotos: ZRS Architekten Ingenieure, Paul Gerdes

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