Startseite Kultur Ein irrwitziger Ausflug in die Prärie als grelle Revue

Ein irrwitziger Ausflug in die Prärie als grelle Revue

von Max

Regisseurin Mira Stadler hat diesen nun für das Landestheater St. Pölten dramatisiert und nochmals simplifiziert. Um 300 Seiten auf 100 Minuten zu verdichten, strich sie gleich einmal den Anfang und das Ende – abgesehen vom Satz, dass Christiane 62 sei, auch wenn sie darauf bestehe, wie 54 auszusehen.

Der besondere Gag des Buchs – alle zehn Seiten gibt es ergänzende oder korrigierende Fußnoten von Rösinger – geht in der Uraufführung verloren. Stadler hat die typografisch hervorgehobenen Anmerkungen eher unkenntlich eingebaut. Und sie hat leider nicht das Rowohlt-Lektorat korrigiert. Daher heißt es Piefkinesisch: „Ich soll in einem College unterrichten, obwohl ich selbst nicht mal Abitur habe.“ Ansonsten ist die Fassung solide, gespickt mit Bonmots: „Vielleicht sollte ich mir ADHS diagnostizieren lassen, das machen gerade alle Kreativen.“

Betont hässlich

Dargebracht wird der Erlebnisbericht in der Theaterwerkstatt so, wie man das heute eben macht: Vier Personen in grellen Kostümen und mit gackerlgelben Perücken (eine erinnert an Dolly Parton) rennen wie aufgescheuchte Hühner durch das betont hässliche Holzimitat-Saloon-Ambiente (von Jenny Schleif) und geben abwechselnd, immer dem Publikum zugewandt, die Steffi.

Nebenbei schlüpfen Laura Laufenberg, Doris Hindinger, Tobias Artner und Julian Tzschentke voll Enthusiasmus in viele andere Figuren. Sie bewegen sich in Zeitlupe, machen Schabernack und schauen entgeistert, sie tanzen zu „Texas Hold ’Em“ von Beyoncé und singen „Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht“. Auch Ennio Morricone darf nicht fehlen. Und dann ist die Revue urplötzlich aus: „Das war Iowa.“ Nette, harmlose Konfektionsware.

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