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Ein Land zwischen Lebensfreude und Hungersnot

von Max

Er ist zu klein für sein Alter, sieht höchstens aus wie vier. Aber er lächelt hin und wieder, plaudert, seine großen Augen sind wach.

„Es geht ihm schon besser als früher“, sagt seine Mutter Gloriosa. Seit zwei Jahren komme sie hier her. Früher habe man Fistons Rippen zählen können und er sei sehr schwach gewesen. Mittlerweile könne ihr Sohn aber sogar schon manchmal den Kindergarten besuchen.

Finanziert von der Caritas

Von der Hilfseinrichtung hat sie von Nachbarn erfahren. Insgesamt werden hier 400 Mütter mit ihren mangelernährten Kindern von den Schwestern des Ordens „Neues Leben in Versöhnung“ betreut, finanziert wird das Projekt von der Caritas Graz-Seckau.

Burundi ist eines der Länder mit der höchsten Kinderarmut weltweit. 56 Prozent leiden an chronischer Unterernährung, sagt Dr. Louis Mujawamariya. „Das ist schlecht für das ganze Land. Mit zwölf Jahren sind sie noch wie Kleinkinder. Diese Kinder werden auch später nicht viel arbeiten können.“

Mujawamariya war während des Bürgerkriegs (1993 bis 2005) als Flüchtling in Tansania und wurde danach vom Orden finanziell unterstützt, um studieren zu können. Als Jugendlicher war er knapp davor, sich den Widerstandskämpfern anzuschließen, wie er erzählt. Fast alle, die das getan hätten, seien gestorben. „Es ist eine Chance, dass ich noch lebe“, sagt er. 

Eine Chance, die er unter anderem damit nutzt, die Frauen zu unterrichten.

Klimawandel und viele Flüchtlinge

Die Probleme in Burundi sind vielfältig: Die erneut angespannte politische Lage im Land hat die ohnehin schon schlechte wirtschaftliche Situation weiter verschärft. 

Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Ernten aus, Flüchtlinge aus dem benachbarten kriegsgebeutelten Kongo kommen in das stark bevölkerte Land. Burundi ist in etwa so groß wie Oberösterreich und Steiermark zusammen, hat aber mehr als 13 Millionen Einwohner. Tendenz steigend.

Neben Tipps zur ausgewogenen Ernährung – besonders Eiweiß-Mangel ist ein Problem – wird darum bei den Schulungen auch über Familienplanung gesprochen. „Wenn eine Mutter ein Baby nach dem anderen bekommt, bekommt das erste Kind oft nicht genug“, erklärt Schwester Patrice.

Keine Aufklärung

Familienplanung sei aber nicht nur eine Sache der Frauen, betont sie. Mit dem Partner solle man besprechen, wie viele Kinder man sich leisten kann. Viele hören zum ersten Mal von Aufklärung.

Gloriosa hat selbst acht Kinder. Bisher hätten die finanziellen Mittel aber ausgereicht, um alle Kinder zu ernähren. Fiston, der jüngste, ist der Erste, bei dem es das nun nicht mehr tut. Der Vater ist psychisch erkrankt, wie Gloriosa erzählt. 

Der ehemalige Händler könne seiner Arbeit nicht mehr nachgehen, die Burundierin muss nun alleine für die Familie sorgen. Das schafft sie aber nur mithilfe der Caritas. „Dank dieses Zentrums ist Fiston noch am Leben“, sagt sie. „Ohne wäre er tot.“

Von Frau zu Frau

Die Ratschläge nehme sie gerne an. „Ich würde alles machen, damit mein Sohn überlebt!“ Selbst spricht sie auch andere Frauen an, wenn sie Unterernährung bei deren Kindern erkennt und empfiehlt das Zentrum weiter.

Die Weitergabe von Wissen der Frauen untereinander ist immens wichtig, Bildung ist Mangelware. Viele der Frauen waren nicht oder nur kurz in der Schule. Fast alle arbeiten in der Landwirtschaft.

Auch am Feld wird gesungen, während die Frauen die Erde beackern, teilweise eine Art Selbstsuggestion, um sich zum Weitermachen zu motivieren.

Es gibt aber auch ganz andere Beispiele. Die 52-jährige Esperance Ndizeye hat studiert, ist Agrar-Ingenieurin und gibt nun im Auftrag der Caritas Bujumbura ihr Wissen an Frauen auf Farmen weiter. Ihren Job hat sie bekommen, weil sie eine der wenigen Frauen ist, die Motorrad fahren können, in der hügeligen Landschaft mit den unbefestigten Straßen ein Muss.

„Für die nachhaltige Entwicklung sind die Frauen entscheidend“, meint Ndizeye. Sie erklärt ihnen, wie man Landwirtschaft verbessert, welchen Wert einzelne Sorten haben und was man ändern muss, um einen besseren Ertrag zu erzielen. „Manche sehen mich als Heldin an.“

Sie stand vor dem Nichts

Einmal hätte sich ein Mann von seiner Frau scheiden lassen, diese stand dann, in Burundi nicht unüblich, vor dem Nichts. 

Mit Ndizeyes Hilfe hätte sie aber ein als unfruchtbar geltendes Land zum Blühen gebracht. Der Mann wollte sie wieder zurückhaben, sie habe aber verneint, weil sie sich auf die Arbeit konzentrieren wollte. Mittlerweile lebt sie in einem großen Haus.

Es gibt sie also, die Lichtblicke. Bis alle Schatten vertrieben sind, wird es aber noch einige Tänze brauchen, um den Mut nicht zu verlieren.

Die Reise erfolgte auf Teil-Einladung der Caritas.

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