Sie hat seine Wahl-Kampagne erfolgreich gesteuert; und das gegen alle Widerstände und die Unberechenbarkeit des Kandidaten. Dafür wird Susie Wiles jetzt von Donald Trump mit einem Schlüssel-Job im Weißen Haus belohnt. Die 67-Jährige aus Jacksonville/Florida, die bereits 1980 für Ronald Reagan arbeitete, wird ab Ende Januar Stabschefin des 47. Präsidenten und damit die zentrale Figur in der Regierung.
„Susie Wiles hat mir dabei geholfen, einen der größten politischen Erfolge in der amerikanischen Geschichte zu erringen. Ich habe keinen Zweifel, dass sie unser Land stolz machen wird“, schrieb Trump am Donnerstagabend in einer Mitteilung. Die 67-jährige Wiles, Großmutter und in ihrer Freizeit eine leidenschaftliche Vogelbeobachterin, ist die erste Frau als „Chief of Staff“ in der US-Geschichte.
Geräuschlose Wahlkampf-Führung
Wiles meidet das Scheinwerferlicht so sehr, dass man sie manchmal aus den Augen verliert. Den Wahlkampf managte sie diszipliniert, geräuschlos und effektiv.
Wiles und Trump kamen 2015 zum ersten Mal zusammen. Er war skeptisch, als sie ihm Wahl-Chancen in Florida bescheinigte. Trump holte den Sunshine-State 2016 mit 49 Prozent der Stimmen; einen Bundesstaat, den der Demokrat Barack Obama zweimal hintereinander gewonnen hatte. Vier Jahre später, mit Wiles an der Spitze, gewann er Florida mit einem noch größeren Vorsprung, 51 Prozent der Stimmen; auch wenn es zum Weißen Haus nicht reichte.
Vor der Wahl am Dienstag war die unscheinbare Frau, die ihre Augen oft hinter einer verspiegelten Sonnenbrille verbirgt, optimistisch, dass ein Sieg gegen Kamala Harris gelingen kann. „Wenn er das schafft, ist das wahrscheinlich das größte Comeback in der amerikanischen Geschichte“, sagte sie dem Wall Street Journal. Worte, die auch Donald Trump in seiner vorzeitigen Siegesrede verwendete. „Und ich habe sicherlich einen Platz in der ersten Reihe dafür.“
Stille Strategin
Es war auch Wiles, die mit stählerne Ruhe an Trump appelliert hat, dass es keinen Sinn mache, ein wichtiges Instrument der Wahl zu diskreditieren: die Briefwahl. Über Jahre behauptete Trump, die Methode sei betrugsanfällig. Er riet seinen Anhängern streng davon ab. Heute nicht mehr. Trump sagte im Wahlkampf das Gegenteil, weil Susie Wiles ihn überzeugt hat, dass es seine Erfolgsaussichten erhöhen kann.
Wiles, die bereits 1980 im Wahlkampf des ehemaligen Präsidenten Ronald Reagan mitarbeitete und später den bekannten republikanischen Abgeordneten Jack Kemp unterstützte, hätte 2016 in Florida auch andere Top-Leute wie Jeb Bush oder Marco Rubio unter ihre Fittiche nehmen können. Sie entschied sich für Trump, in dem sie etwas „Einzigartiges“ sah.
Mit Chris LaCivita holte sie einen bärbeißigen Ex-Marine an ihre Seite, dessen kämpferischer Auftritt der Gegenpol zu ihrem eigenen Stil ist. Gemeinsam gelang es ihnen, die Trump-Kampagne durch schwere Stürme – zwei Mordanschläge, Bidens historischer Ausstieg etc. – zu lotsen. Dabei scheut sie auch das klare Wort an den Chef nicht. „Wenn sie zusammen sind, zur richtigen Zeit. Sie spielt keine Spielchen“, sagt der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy.
Susie Wiles verbringt ihre karge Freizeit mit Vogelbeobachtung. Für ihren achtjährigen Enkel backt sie Kuchen. Ansonsten hält sie sich zurück. Es sei denn, irgendwer packt sie bei der Ehre. Als der Trump-Hasser Mark Cuban neulich ätzte, dass man Trump „nie in der Nähe starker, intelligenter Frauen sieht“, schoss Wiles in sozialen Medien zurück: Sie postete ein Foto von sich, Linda McMahon, die bei der Leitung von Trumps Übergangsteam mithilft, und Lara Trump, Co-Vorsitzende des Republikanischen Nationalkomitees. Bildunterschrift: „Nun, hier sind wir!“