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Eine Mure hat alles verschüttet

von Max

Das Rauschen von Regenkaskaden, das wie eine Ouvertüre das Geschehen anhebt, und die grauen T-Shirts, die zu einem Vorhang verbunden sind, verheißen nichts Gutes. Eine zarter Sopran stimmt „Guten Abend, gute Nacht“ an.

Gigantischer Kanister

Als der Blick auf die fast leere Bühne mit einem gigantischen Kanister im Hintergrund freigegeben wird und der Text gleich zur Sache kommt, glaubt man zunächst seinen Ohren und Augen nicht zu trauen. Die Bilder, die zur selben Zeit in den Nachrichten vom überfluteten Niederösterreich berichten, werden hier zu Literatur.

Kaum zu glauben, dass Scheucher diesen Text bereits im Sommer fertiggestellt hat. Ein Erzähler-Ich, das in diesem Stück auf drei Personen aufgeteilt ist, sucht das Haus der verstorbenen Großmutter auf. Doch das gibt es nicht mehr. Der Hang ist gerutscht, eine Mure hat alles verschüttet. Verstörend, wie Scheucher mit klarer Sprache von der Katastrophe berichtet.

Beklemmend werden die Versäumnisse dieses Ichs spürbar, etwa, dass die Großmutter zu Lebzeiten nicht oft genug besucht wurde, oder die Flucht aus der Einschicht ins Stadtleben. Mit wenigen Sätzen wird die Absurdität einer „Freiheit auf 40 Quadratmetern“ ausgeleuchtet.

Der Text lässt an Elfriede Jelineks Roman „Die Kinder der Toten“ denken, auch an die heute prophetisch anmutenden Romane des Amerikaners T. C. Boyle, hier aber geschieht das Schlimme in der Kompaktheit von etwa eineinhalb Stunden. Scheucher setzt den eigenen Text, der abwechselnd auf Deutsch und Englisch gesprochen wird, mit einem hervorragenden Ensemble (Luca Bonamore, Nada Darwish, Heidi Scheucher, Lara Sienczak) packend in Szene. Zurecht viele Bravos!

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