Ronnie O’Sullivan hätte im WM-Semifinale genauso gut im Publikum Platz nehmen können. Es hätte keinen großen Unterschied gemacht. Die Snooker-Legende aus England war im Duell mit dem Chinesen Zhao Xintong meist nur stiller Beobachter.
Große Demütigung
O’Sullivan wurde selten einmal zu Tisch gebeten, am Ende setzte es für den siebenmaligen Weltmeister mit 7:17 eine der größten Demütigungen seiner Karriere. Die Session am Freitagvormittag endete sogar mit 0:8. „Er hat das ganze Turnier über brillant gespielt“, sagte O’Sullivan.
Zhao Xintong marschiert mit traumwandlerischer Sicherheit durch diese WM im ehrwürdigen Crucible Theatre in Sheffield und könnte im Finale am Sonntag und Montag Geschichte schreiben: Als erster chinesischer Snookerspieler, der sich den begehrten WM-Titel sichert.
Boomsport in China
Der Snookersport genießt im Reich der Mitte eine hohe Popularität. Die WM in Sheffield verfolgen in China 100 Millionen Menschen, die aufstrebenden Ausnahmekönner rund um Zhao Xintong laufen den Altstars aus dem Mutterland Großbritannien zusehends den Rang ab. Bei der WM standen zehn Chinesen im Hauptbewerb der Top 32.
Finalist Zhao Xintong musste dabei sogar durch die Qualifikation. Der 28-Jährige war im Sommer 2023 wegen der Teilnahme an illegalen Ergebnisabsprachen für 14 Monate gesperrt worden und hat deshalb offiziell noch Amateurstatus. Am Snookertisch präsentiert sich der Chinese bei dieser WM freilich alles andere als amateurhaft.