Osten für einheitliche Netzentgelte
„So wie die Autobahnvignette und auch die Post- und Handytarife in allen Bundesländern gleich hoch sind, muss es auch machbar sein, die Netztarife einheitlich zu gestalten“, sagte SPÖ-Landesgeschäftsführer Andreas Sucher erst vor wenigen Tagen. Die Kärntner Landesregierung setzt sich für eine Aufhebung der regionalen Unterschiede ein. Das Bundesland verrechnet mit 11,77 Cent pro Kilowattstunde derzeit die höchsten Stromnetzentgelte im Land. Auch in Niederösterreich und Wien regt sich Widerstand gegen die derzeitige Regelung.
Wie hoch die Netzentgelte ausfallen, das legt die Systemnutzungsentgelte-Verordnung fest. Die regionalen Unterschiede ergeben sich daraus, wie viel in das Netz investiert wird. In einigen Regionen, v. a. im Osten Österreichs, werden Netze etwa rasch ausgebaut, um die Vielzahl neuer Solar- und Windkraftwerke anschließen zu können. Zersiedelung spielt auch eine Rolle: Je mehr Leitungen benötigt werden und je weniger Stromabnehmer es in einem Gebiet gibt, desto höher sind die Kosten. Investitionen in die Infrastruktur steigen aber u. a. auch, wenn Schäden nach Naturkatastrophen behoben werden müssen.
Angleichung hätte brisante Folgen
Relativ niedrig sind die Netzgebühren im Westen des Landes, wo der Ausbau erneuerbarer Energien eher schleppend voranschreitet. Eine bundesweite Angleichung der Entgelte hätte hier eine Erhöhung der Kosten zur Folge. Für Wirtschaftsstandorte mit bisher attraktiven Stromkosten wäre dies eine schlechte Nachricht, meint Alfons Haber, Vorstand des Stromregulators E-Control. Werden die Tarife auf ein gemeinsames Niveau gehoben, müsste es auch viel mehr Ausgleichszahlungen innerhalb Österreichs geben. Die Durchführung wäre sehr komplex.
Alternative Mittel zur Deckung von Mehrkosten
„Die Historie hat sich etwas dabei gedacht“, als Netzentgelte mit Beginn der Strommarktliberalisierung 2001 regional aufgeteilt wurden, sagt Haber. Dass Stromnetzbetreiber in manchen Regionen beim Ausbau erneuerbarer Energien stärker belastet sind, könne auch durch andere Maßnahmen als eine Reduzierung der Netzgebühren ausgeglichen werden. Eine Möglichkeit sind Infrastrukturfonds, um Energiewende-Projekte von Netzbetreibern zu günstigen Bedingungen zu finanzieren.
Grundsätzlich sei die ganze Thematik eine Angelegenheit für die Politik. Welcher Weg der richtige ist, dazu gebe es derzeit laut Haber noch viele offene Diskussionen.