Startseite Wirtschaft Einwegpfand kostet ARA 45 Millionen Euro

Einwegpfand kostet ARA 45 Millionen Euro

von Max

Seit Anfang des Jahres wird auf Plastikflaschen und Getränkedosen ein Pfand von 25 Cent eingehoben. Die Altstoff Recycling Austria (ARA) bekommt das zu spüren. 

55.000 Tonnen der Verpackungen für die gelbe Tonne seien durch den Einwegpfand abhandengekommen, sagte ARA-Vorstand Harald Hauke bei der Präsentation der Sammelbilanz. Man habe 20 Prozent des Umsatzes oder rund 45 Mio. Euro verloren.

Betroffen sind ein Viertel der Verpackungen, die sonst im gelben Sack oder in der gelben Tonne gelandet wären. Konkret sind das 30.000 Tonnen an PET-Flaschen und 25.000 Tonnen an Aludosen. Um deren Wiederverwertung kümmert sich jetzt der Pfandsystembetreiber EWP Recycling Pfand Österreich. Neben den entgangenen Lizenzgebühren wirken sich vor allem die fehlenden Alumniumdosen auf die Altstofferlöse des Unternehmens aus. „Die Dosen konnten gut verwertet werden“, sagte ARA-Vorstand Thomas Eck.

Gebührenerhöhungen 

Die Verluste durch das Einwegpfand holt sich die ARA über Gebührenerhöhungen wieder herein. Anfang des Jahres wurden die Sätze für Kunststoffverpackungen um 15 Prozent, die für Metallverpackungen um 50 Prozent angehoben. Am Land sollen  die Abholintervalle verlängert werden. Von vier auf sechs Wochen, wie ARA-Vorstand Thomas Eck sagte. In Wien bleiben sie mit ein bis zweimal die Woche gleich. Durch die geringere Anzahl an Fahrten werde auch der CO2-Ausstoß reduziert. 

Die Kosten-Nutzen-Relation des Einwegpfands zu beurteilen, werde spannend, sagte Eck. Denn das Pfandsystem koste viel Geld, die gesammelten Verpackungen müssten auch weite Strecken zurücklegen. Profitiert habe jedenfalls sein Sohn, erzählte der ARA-Vorstand. Der sammle die Plastikflaschen und Dosen und löse sie ein. „Er hat sein Taschengeld verdreifacht.“ 

Bei der Erfüllung der Recyclingziele sehen die ARA-Vorstände ihr Unternehmen auf gutem Weg. Die von der EU vorgegebenen Ziele werden erreicht und teilweise übertroffen. 

Herausforderungen sieht Hauke bei Kunststoff. Dass Österreich mit einer Recyclingquote von 30 Prozent beim Verpackungsrecycling EU-weit eher im hinteren Feld zu finden ist, kann er nicht nachvollziehen. Auch der EU-Rechnungshof habe bereits eine strengere Kontrolle der Zahlen gefordert. Sie seien in manchen Ländern „völlig unrealistisch“, wie Hauke sagte. Er ist zuversichtlich, die ab heuer geltende Anhebung der Recyclingquote bei Kunststoffen auf 50 Porzent zumindest im eigenen Unternehmen zu schaffen. Das jedenfalls würden aktuelle Hochrechnungen zeigen, so der ARA-Vorstand.

Neue Anlage

Dazu werden auch Anlagen modernisiert. In eine neue Anlage im oberösterreichischen Ennshafen wurden 70 Mio. Euro investiert. 100.000 Tonnen pro Jahr oder 50 Prozent der Leichtverpackungen in Österreich können damit verarbeitet werden. Die Sortiertiefe konnte gesteigert werden. 80 Prozent der Verpackungen können nach Polymeren, Farben, Folien oder Hohlkörper zum weiteren Recycling feinsortiert werden. Bei älteren Anlagen waren es  lediglich 30 Prozent. Viele der in die Jahre gekommenen Anlagen werden  ausgemustert. Die Zahl wird von 20 auf 4 reduziert.

ARA-Vorstände: Harald Hauke und Thomas Eck

Bürokratie bereitet Sorgen  

Zu schaffen macht dem gemeinnnützigen Entsorgungsunternehmen die Bürokratie. Die im Februar in Kraft getretene europäische Verpackungsverordnung (PPWR, Packaging and Packaging Waste Regulation)  bringe große Änderungen und werfe noch mehr Fragen als Antworten auf, kritisierte Hauke. Zahlreiche Rechtsakte seien hierzulande noch ausständig.

Bei der Gewerbesammlung, die Unternehmen seit mehr als einem Jahr verpflichtet, Verpackungsabfälle getrennt zu sammeln und an die Sammel- und Verwertungsssteme zu übergeben, sieht man noch viel Potenzial. Viele Gewerbetreibende würden sich nicht an die Vorgaben halten, sagte Hauke. Er spricht sich für eine Überarbeitung, aber auch strengere Kontrollen der Regelungen aus. Zwei Drittel der rund 100.000 Tonnen an Kunststoffverpackungen würden noch unsortiert im Gewerbemüll landen.

„Suboptimale Situation“ mit chinesischen Online-Händlern

Kontrollen wären auch bei Verpackungen nötig, die über chinesische Online-Handelsplattformen wie Shein und Temu ins Land gelangen. Das sollen, wie einschlägige Statistiken zeigen, immerhin Zehntausende Pakete täglich sein. Die  chinesischen Händler haben sich nämlich nicht, wie  durch die Anfang 2023 in Kraft getretene EPR-Regelung  vorgeschrieben, bei der zuständigen Stelle registriert und kommen für die Entsorgungskosten nicht auf. 

In Deutschland, wo es strengere Kontrollen gibt, hätten sich hingegen Hunderttausende Händler aus Fernost ins Verpackungsregister eingemeldet, sagte Hauke. 

Das Klimaschutzministerium hat im vergangenen Jahr zwar Maßnahmen angekündigt. Passiert ist aber offenbar wenig. Hauke spricht von einer „suboptimalen“ Situation unter der auch der heimische Handel leide. „Wir brauchen eine schärfere Regelung. Ob die Verpackungen entpflichtet wurden, müsste bereits beim Import kontrolliert werden“, forderte der ARA-Vorstand. 

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