Zib2-Anchor Armin Wolf twittert nicht mehr: Wolf verlässt Twitter, neuerdings X, zumindest als aktiver Poster. Das gab der ORF-Moderator auf seinem Blog bekannt. Der Grund: „Elon Musk hat Twitter kaputt gemacht.“ Damit verliert die Plattform von Musk eine seiner einflussreichsten österreichischen Stimmen.
Auch weitere österreichische Medienmenschen verlassen koordiniert die Plattform in Richtung eines Konkurrenzangebots: Darunter Wolfs Kollegen Marcus Wadsak, Susanne Schnabl und Martin Thür, Falter-Chef Florian Klenk, Puls-4-Chefredakteurin Corinna Milborn, Eva Linsinger vom Profil oder der ehemalige Heute-Chef Christian Nusser.
„Im Februar 2009 hat meine Beziehung mit Twitter begonnen – knapp 16 Jahre und 126.725 Tweets später hört sie jetzt wieder auf“, schrieb Wolf. „Jetzt mag ich nicht mehr. Ich lege meinen Twitter-Account heute nach 5.757 Tagen still. Ich lösche ihn noch nicht ganz, weil ich die Plattform leider als tagesaktueller Journalist für meine Arbeit noch brauche.“ Aber er werde dort „kein Wort mehr posten, keine Kommentare mehr lesen und nicht mehr reagieren, vor mir gibt es keine neuen Inhalte mehr. (Ob ich meine alten Tweets alle lösche, überlege ich noch.)“
Wolf, der viele Menschen in diesem Land in erstaunlichem Ausmaß emotionalisiert, war auf der auf Emotionen setzenden Plattform eine heimische Hausmacht. Seine Tweets interessierten so viele Menschen, dass nach Reichweite schielende Medien regelmäßig über seine Twitteraktivitäten berichteten. Diese nützten politische Parteien ebenso als Aufregungsvorlage wie Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
„Twitter wurde X —und von Irren geflutet: Propaganda-Bots, Neonazis, Rassisten, Sexisten, Incels, Verschwörungsparanoiker, Fake News und Bullies ohne Ende. Und alles ohne Konsequenzen“, resümiert er. „Über die vielen Jahre habe ich Twitter etwa 25 dicht bedruckte Bücher an Content geschenkt. Eigentlich irre — und trotzdem war das lange ein vernünftiges Geschäft: Ich bekam dafür sehr, sehr viel nützliche Information, viel Spass und ein großes Publikum für meine Tweets. Aber dieser Deal funktioniert nicht mehr.“
Die Aktion der heimischen Medienschaffenden reiht sich ein in eine internationale und nationale Austrittswelle, deren Gesamtgröße aber schwer einzuschätzen ist. Der Guardian, der Presseclub Concordia oder auch die Wiener Linien haben die Plattform bereits verlassen oder ihre Accounts stillgelegt. Manche, die mit viel Pomp die Plattform verlassen haben, sind auch schon wieder zurückgekehrt.