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Energieversorgung der Zukunft | Wiener Zeitung

von Max

Auf dem Klimagipfel (COP29) in Baku, Aserbaidschan, wird die globale Energieversorgung zentrales Thema sein. Die WZ hat sich gefragt, wie es mit der Energieversorgung in Österreich aussieht und was wir jetzt schon über die Zukunft der Energie wissen.

Das Positive gleich vorweg: Der Energieverbrauch in Österreich sinkt. Das ist kein Zufall, sondern so gewollt und geplant von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

„Die gesamte Klima- und Energiepolitik ist bestrebt, den Energieverbrauch zu reduzieren“, weiß Franz Angerer, Geschäftsführer der österreichischen Energieagentur. „Dennoch verbrauchen wir in allen Bereichen immer noch deutlich zu viel.“

Die Mitglieder der Europäischen Union (EU) haben sich schon 2012 mit der Energieeffizienz-Richtlinie darauf geeinigt, den Energieverbrauch zu reduzieren. In Österreich tun wir das auch und zwar durchschnittlich jährlich um 0,4 Prozent. Wir sind also auf dem Weg, wir gehen ihn nur sehr langsam.

Im Jahr 2022 verzeichnete Österreich einen Energieverbrauch von 1.143,7 Petajoule. Das ist zu viel. Um genau zu sein, um mindestens 93,7 Petajoule zu viel. Mit diesem Verbrauch halten wir uns nämlich nicht an die von uns selbst mitbestimmten Klima- und Energieziele.

Mit dem Bundes-Energieeffizienzgesetz 2014 hat sich Österreich das Ziel gesetzt, „die Energieeffizienz derart zu steigern, dass (…) im Jahr 2020 die Höhe von 1.050 Petajoule (Energieeffizienzrichtwert) nicht überschreitet.

Wir lagen aber jedes Jahr darüber. Seit Juni 2023 gilt ein reformiertes Energiegesetz und auch darin stehen Energieeffizienzziele. Der „neue“ Plan ist, bis 2030 den Endenergieverbrauch auf 920 Petajoule zu senken.

Die Energie der Zukunft

Damit sich diese Ziele ausgehen, wird sich das Energiesystem in Österreich wandeln müssen. Der Trend geht weg vom Verbrauch von fossiler Energie hin zu erneuerbaren Energieträgern. Aus denen kommen inzwischen 33,8 Prozent des österreichischen Energieverbrauchs.

Am stärksten sind wir hier bei der Stromerzeugung durch Wasserkraft. Das erklärt Leo Lehr, Volkswirtschaftler bei der e-Control: „Wasserkraft ist die primäre Technologie bei der Stromerzeugung und hiervon beziehen wir auch den Großteil unseres Stroms.“

Der Sektor Verkehr hat uns über Jahrzehnte am meisten gequält.

Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur

Strom wird die Energiequelle Nummer 1

„Strom wird der wichtigste Energieträger der Zukunft werden“, sagt Franz Angerer. Vieles in der Energiepolitik zielt darauf ab, künftig jene Sektoren zu elektrifizieren, die derzeit noch mit fossiler Energie betrieben werden. Die Hinwendung zur Elektromobilität gilt als Paradebeispiel für diesen Wandel. „Der Sektor Verkehr hat uns über Jahrzehnte am meisten gequält, denn hier gibt es die größten Steigerungsraten, was fossilen Energieverbrauch betrifft“, erzählt Angerer.

Im besten Fall senkt das den Energieverbrauch auch insgesamt, denn laut Angerer „ist Elektromobilität einfach um das Vierfache effizienter“. Wenn künftig also mehr Autos mit Elektrizität statt Benzin angetrieben werden, senkt das den importierten fossilen Energieträgerverbrauch und steigert den Verbrauch von Energie, die wir selbst in Österreich produzieren.

Österreich wird unabhängiger

„Die Energie, die wir in Österreich verbrauchen, stammt zu zwei Dritteln aus dem Ausland. Darunter fallen Öl, Gas und Kohle, das restliche Drittel ist heimische erneuerbare Erzeugung“, fasst Angerer zusammen. Derzeit stützen sich viele Sektoren in Österreich auf den fossilen Energieträger Erdgas. „Österreichs Industrie ist extrem erdgasabhängig“, sagt Angerer. Diese Abhängigkeit hat auch damit zu tun, dass Gas jahrelang günstig war und einfach zur Verfügung stand.

Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich das geändert. „Innerhalb kürzester Zeit ist es in Österreich gelungen, fast ein Viertel des Gasverbrauchs einzusparen und das ist enorm“, findet Angerer. Das bestätigt auch Leo Lehr: „Wir haben gesehen, dass viele Haushalte und Betriebe gespart haben, die Gasanschlüsse gehen zurück.“ Die Reduktion von fossilen Energieträgern führt also zu einer geringeren Abhängigkeit von Energieimporten.

Netzausbau wird in den nächsten Jahrzehnten am meisten Anstrengungen brauchen.

Leo Lehr, Volkswirtschaftler der e-Control

Energieversorgung wird diverser

Derzeit ist der Energiemarkt von großen Energieversorgern geprägt. Firmen wie der Verbund, die OMV oder die Tiwag speisen die Netze. Die meisten Endverbraucher:innen beziehen über einige wenige große Energieversorger. Dieser Markt ist derzeit im Wandel und wird diverser.

Immer mehr private Haushalte stellen ihre eigenen Photovoltaik-Anlagen auf und werden somit zu kleinen Kraftwerken. Immer mehr Firmen schaffen sich ihre eigenen Wärmeanlagen und immer häufiger entstehen Energiegemeinschaften in den Gemeinden.

Diese müssen auch an die Netzversorgung angeschlossen werden, was wiederum mit Investitionen einhergehen wird. „Der Netzausbau wird in den nächsten Jahrzehnten am meisten Anstrengungen brauchen“, sagt Lehr.

Energie wird intelligenter

„Wir können deutlich weniger verbrauchen, wenn wir Energie effizienter einsetzen, und hier gibt es unzählige Maßnahmen, die bereits Erfolg zeigen“, erklärt Franz Angerer. Als Beispiel nennt er den Sektor Bauen und Wohnen. „Seit 30 Jahren gibt es Bemühungen, diesen Verbrauch zu reduzieren, und sie sind erfolgreich, denn der Verbrauch ist nicht gestiegen, obwohl die Wohnfläche in Österreich sich fast verdoppelt hat“, sagt er. Viele Gebäude sind also in den letzten Jahren energieeffizienter geworden. Potenzial sieht er in den vielen Beständen, die noch nicht saniert wurden.

Mit sogenannten Steuerungssystemen wird der Energieverbrauch der Zukunft auch intelligenter. Sie zielen darauf ab, Energie zu verbrauchen, wenn sie vorhanden ist. „Die Flexibilität des Verbrauchs wird ein großes Thema werden, wenn Verbraucher ihren Energiebezug zeitlich nach Verfügung richten können“, sagt Lehr.

Wenn die Sonne nicht scheint, oder der Wind nicht weht, wird auf Batterien zurückgegriffen. Diese Energieflexibilität soll so gestaltet sein, dass der Energieverbrauch sich am Bedarf und an die Umgebungsbedingungen anpasst und dabei zuverlässig der Strom fließt.

Wir sind also auf dem Weg in eine energieeffiziente, nachhaltige und unabhängige Energieversorgung. Wie schnell und zielstrebig wir diesen Weg gehen, hängt aber nicht zuletzt von den Ergebnissen des COP29 und der Energiepolitik der künftigen österreichischen Regierung ab.


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Infos und Quellen

Genese

Am COP29 besprechen die Staaten der Welt wieder mal globale Klimaziele. Zentrales Thema wird auch die Zukunft der Energieversorgung sein. Wir haben uns deshalb gefragt, wie sieht es mit der Energieversorgung in Österreich aus und was wissen wir jetzt schon über die Zukunft der Energie.

Gesprächspartner

  • Leo Lehr, Stv Leiter Abteilung Volkswirtschaft der E- Control. Die Regulierungsbehörde hat den Auftrag, den Zugang zu Netzinfrastruktur zu regulieren.

  • DI Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Er war zuletzt Leiter des Sachgebiets Energie und Klima am Amt der Niederösterreichischen Landesregierung.

Daten und Fakten

  • Österreich verbrauchte im Jahr 2022 1.022,0 Petajoule an Energie. Der Bruttoinlandsverbrauch bewegt sich rückläufig. Diese Entwicklung spiegelt die Effizienzsteigerungen in der Energienutzung sowie den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien wider.

  • Der aktuelle Energieträgermix in Österreich setzt sich aus verschiedenen Quellen zusammen. Öl hat mit 36,3 Prozent den größten Anteil, gefolgt von elektrischer Energie mit 21,5 Prozent. Biogene Energie macht 15,9 Prozent aus, während Erdgas 14,1 Prozent zur Energieversorgung beiträgt. Fernwärme hat einen Anteil von 6,6 Prozent, gefolgt von Umgebungswärme mit 3 Prozent und Kohle mit 1,5 Prozent. Brennbare Abfälle machen ebenfalls 1 Prozent des Verbrauchs aus.

  • Österreich importiert hauptsächlich fossile Energie und zwar fast fünfmal so viel, wie es exportiert. Die Gesamtenergieimporte konnten im letzten Jahr gesenkt werden, was auch auf einen starken Rückgang der Erdgasimporte zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu stiegen die Gesamtenergieexporte. Das bedeutet, dass Österreich mehr Energie ins Ausland verkauft, während es weniger Energie aus anderen Ländern kauft.

  • Die Energieeffizienz-Richtlinie (EED) der Europäischen Union ist ein rechtlicher Rahmen, der darauf abzielt, die Energieeffizienz in den Mitgliedstaaten zu steigern. Sie wurde eingeführt, um die Energieverbrauchsziele der EU zu unterstützen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Die Energieeffizienz-Richtlinie ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Klimapolitik.

  • Die Umsetzung der Energieeffizienz-Richtlinie (EED) in Österreich erfolgt hauptsächlich durch das Bundes-Energieeffizienzgesetz. Dieses Gesetz wird derzeit novelliert, um die neuesten Vorgaben der EED III zu integrieren. Mit diesen Maßnahmen verfolgt Österreich das Ziel, die EU-Vorgaben zur Energieeffizienz effektiv umzusetzen und aktiv zur Erreichung der europäischen Klimaziele beizutragen. Die Anpassungen im Gesetz sollen sicherstellen, dass sowohl öffentliche als auch private Sektoren ihre Energieeffizienz weiter steigern und nachhaltige Lösungen fördern.

Quellen

Das Thema in der WZ

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