Die Abonnementkonzerte der Wiener Philharmoniker sind, egal, welchen Maßstab man anlegt, keine normalen Konzerte. Jedenfalls, weil man hier eines der allerbesten Orchester der Welt im Austausch mit den Top-Dirigenten hören kann. Und darüber hinaus, weil man hier alle paar Wochen im Kleinen das Land im Großen erleben kann: Die Konzerte sind jener Ort der Alpenrepublik, an dem man zu den vielleicht schönsten Hörerlebnissen, die man im Leben haben kann, das Land bei der Selbstbeobachtung beobachten kann.
Denn wer ein Abo ererbt oder ersessen hat (man wartet immer noch viele Jahre, bis man eines erwerben darf), hat etwas hochzuhalten, das man gewichtig auf die gesellschaftliche Goldwaage legen kann.
Und hier werden, wo gibt es das sonst noch, die alten Rituale der Kulturnation mit allen Mitteln verteidigt: Man knurrt „deppate Touristen“, wenn jemand – huch – die Applausordnung nicht einhält. Die Abokonzerte sind, kurz gesagt, nicht der Ort, von dem aus die Republik rasant in die Zukunft eilt.
Und sie bewegen sich doch.