Zusammenfassung
- Die Bundeswehr benötigt nicht nur mehr Geld, sondern auch Bürokratiereformen, um ihre Einsatzfähigkeit zu verbessern.
- Es gibt erheblichen Bedarf an Entbürokratisierung und Modernisierung, etwa bei der Drohnenbeschaffung und -ausbildung.
- Die Bundeswehr kämpft mit Personalproblemen, sinkenden Soldatenzahlen und einer überalterten Infrastruktur.
Drei Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges befindet sich die Bundeswehr weiterhin in einem desolaten Zustand. Einem Zustand, der nicht nur durch mehr Geld verbessert werden kann. Das Sondervermögen haben die deutschen Streitkräfte mehr als nötig, gleichzeitig ist es unerlässlich, dass bei der Bürokratie – insbesondere bei der Beschaffung – Reformen umgesetzt werden.
Dort gingen in der Vergangenheit Milliarden Euro an Steuergeldern verloren – vor allem durch Großaufträge, die überkorrekten Vorgaben entsprechen sollten – zulasten der Einsatzfähigkeit. Ein viel zitiertes und doch treffendes Beispiel: Der Schützenpanzer Puma, bei dem ein Brand im Kabelraum ausbrach. Der Feuerlöscher war jedoch nach Vorgabe des Beschaffungsamts mit „umweltfreundlichem“ Pulver gefüllt, das wiederum die Elektronik des Panzers zerstörte.
Aufholbedarf
Auch wenn sich dahingehend laut der deutschen Wehrbeauftragten Eva Högl (SPD) einiges langsam zum Besseren wendet, gibt es weiter hohen Bedarf an der Entbürokratisierung. Wichtig wird das vor allem bei neuen Beschaffungsvorhaben sein – etwa bei Drohnen.
In diesem Sektor hat die Bundeswehr massiven Aufholbedarf. In dieser sich rasch entwickelnden Waffengattung könnte das deutsche Verteidigungsministerium nicht nur bei der Beschaffung, sondern auch bei der Ausbildung zeigen, dass es auch anders kann – und der Truppe mehr Freiheiten und Kreativität im Training ermöglichen.
Geld allein ist aber nicht das größte Problem der Deutschen Bundeswehr: Ziel ist es, 203.000 Soldaten zu erreichen, allerdings gibt es nach wie vor Schwierigkeiten, die 180.000 überhaupt zu halten.
Waren Ende 2023 181.500 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr bedienstet, sind es ein Jahr später 181.150. Högl warnt: „Gleichzeitig wird die Bundeswehr immer älter. Während das Durchschnittsalter Ende 2019 noch 32,4 Jahre betrug, ist es bis Ende 2024 auf 34 Jahre gestiegen.“
Eine Debatte über die Wiedereinführung des Grundwehrdienstes wird am Rande geführt, derzeit ist aber völlig unklar, ob der politische Wille überhaupt da ist. Und selbst wenn sich Berlin dazu durchringen sollte: Die Infrastruktur der Bundeswehr gehört zu den desolatesten Bereichen im jahrzehntelang vernachlässigten Ressort – und schreckt Neuzugänge ab. 67 Milliarden Euro müssten allein in die Instandsetzung oder Modernisierung der Kasernen fließen.