Von vielen oft als ein „man of the markets“ gefeiert, hätten Trumps handelspolitische Pläne zu einem massiven Sturm an den internationalen Finanzmärkten geführt. Man müsse ernsthaft daran zweifeln, dass die von ihm angekündigten Zollpläne wirklich jemals so in die Umsetzung gehen soll(t)en.
Vielmehr dränge sich der Eindruck auf, dass die angekündigten Maßnahmen mehr einer Provokation entsprechen, welche im Endeffekt zu einem „Es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“ führen sollen. „Faktum ist, dass der einmal mehr undiplomatische und in vielen Aspekten vermeintlich irrationale Ansatz von Trump global massive Unsicherheit auslöst, ein Zustand, mit dem Finanzmärkte nicht wirklich gut umgehen können“, sagt Lobnig.
„Die USA haben beim Handelsdefizit ein strukturelles Problem. Dieses Problem ist in seiner Lösung aber nicht ganz trivial und der Ansatz von Trump entspricht eher einer Bazooka als einer wirtschaftspolitisch rationalen Strategie“, so Lobnig. Sie würde unmittelbar zu weniger Wertschöpfung und zu weniger Vermögen führen. „Man könnte also vielleicht verstehen, warum er es macht, aber nicht wie er es macht.“
Der falsche Grund
Richtig sei die kursseitige Korrektur trotz mancherorts hoher Bewertungen nicht, schlichtweg weil der Grund der Falsche sei. Viele Branchen und Unternehmen seien gesund, auch nach den jüngsten Ankündigungen. Selbst in den USA lag das Forward-KGV im S&P 500 mit Ende März bei rund drei Viertel der Unternehmen unter der Marke von 20. Das ist für Lobnig zwar nicht in allen Fällen günstig, aber es zeigt, dass es auch in den USA kaufenswerte Unternehmen zu vernünftigen Preisen gegeben hat und gibt.
Viele Titel seien schon sehr teuer gewesen, vor allem IT-Werte aus den USA. „Wir haben immer davor gewarnt.“ Es war für Anleger in unseren Augen auch nicht klug, sich am MSCI-World-Index zu orientieren. „Dieser hat mittlerweile eine sehr hohe IT- und USA-Gewichtung. Das ist ein Klumpenrisiko.“ Anleger sollten besser nach qualitativ hochwertigen Aktien und Vermögenswerten zu vernünftigen Preisen Ausschau halten.
Dabei sollten risikobewusste Anleger nicht nur den Aktienmarkt im Auge haben, sondern beispielsweise auch das Anleihensegment in ihre Überlegungen einbeziehen. „Aktien werden à la longue höhere Renditen erwirtschaften, die Beimischung von Anleihen und anderen Vermögensklassen ist jedoch nötig, damit der Anleger innerhalb seiner Risikotoleranz bleibt.“
Viele institutionelle Anleger wie etwa Pensionskassen haben laut Lobnig Aktien in dieser turbulenten Phase teilweise verkaufen müssen. „Institutionelle Anleger haben oftmals Zielvorgaben, insbesondere was ihre Risikobudgets betrifft. Bei solch starken Marktbewegungen werden oftmals Grenzwerte überschritten, welche dann automatisch Verkäufe zur Folge haben. Auch gewisse systematische Ansätze, wie beispielsweise Trendfolger-Produkte, können je nach Ausprägung ihres Handelssystems in einer Phase mit so starken Verlusten gezwungen sein, der Abwärtsspirale über Verkäufe von Aktien zu folgen.“
Swiss Life Select habe schon über die letzten Quartale Aktien aus Europa und Schwellenländern höher gewichtet, im Gegenzug US-Titel „deutlich untergewichtet“. Gold bleibe mit einem Anteil von 4 bis 8 Prozent ein wichtiger Aspekt im Veranlagungsmix, auch als etwaiger Inflationsschutz. „Die Inflationsthematik war in unseren Augen noch nicht komplett gelöst. Man hat gemerkt, wie schwer sich die Notenbanken getan haben, die Teuerung wieder in Richtung Zielwerte zu bekommen.