Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach Angaben der örtlichen Behörden mehrere Gebäude, Straßen und Stromleitungen beschädigt worden. Nach vorläufigen Informationen habe es keine Verletzten gegeben, und alle Angriffsdrohnen seien abgeschossen worden, teilte der Chef der Militärverwaltung von Kiew, Serhij Popko, am Sonntag im Kurznachrichtendienst Telegram mit.
Allerdings seien durch herabstürzende Drohnentrümmer Eingänge oder Fenster von mindestens fünf Gebäuden in zwei Stadtteilen beschädigt worden. Unter anderem seien ein Hostel und ein Bürogebäude betroffen. Der Angriff sei in Wellen und aus verschiedenen Richtungen gekommen. Wie viele Drohnen Russland eingesetzt hatte, war zunächst unklar. Es war der zweite nächtliche Angriff auf Kiew in Folge.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb bereits am Samstagabend auf seinem Telegram-Kanal, dass es eine Explosion in einem Kiewer Vorort gegeben habe. Die Luftabwehr sei in der Region und in der Hauptstadt im Einsatz gewesen. Er forderte die Menschen in der Stadt dazu auf, in den Schutzräumen zu bleiben.
Nach Angaben des ukrainischen Armeechefs Oleksandr Syrsky widersetzt sich die Ukraine derzeit einer der heftigsten russischen Angriffswellen seit 2022. „Die Streitkräfte der Ukraine halten eine der stärksten russischen Offensiven davon ab, eine großangelegte Invasion zu starten“, schrieb Syrsky auf Telegram.
Das russische Militär zerstörte nach Angaben aus Moskau in der Nacht 19 ukrainische Drohnen. 16 Drohnen seien über der südlichen Grenzregion Rostow abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Die übrigen Drohnen seien über den ebenfalls an die Ukraine grenzenden Regionen Belgorod und Brjansk abgefangen worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte einmal mehr die Umgehung der westlichen Sanktionen gegen Russland. Allein im Oktober habe Russland mehr als 2.000 Drohnen gegen die Ukraine eingesetzt, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Für eine solch hohe Zahl an Flugobjekten seien mehr als 170.000 einzelne Bauteile notwendig, die Russland nie hätten erreichen dürfen. „Sie kommen von Unternehmen in China, Europa und Amerika, lauter kleine, aber stete Beiträge zum russischen Terror“, sagte er.
„Diese fortlaufende Lieferkette unterstreicht einmal mehr die dringende Notwendigkeit, dass die Welt die Ausfuhrkontrollen für spezielle Komponenten und Ressourcen verschärft“, betonte Selenskyj. Die Sanktionen müssten verschärft und effektiver werden. Deren Umgehung sei ein Verbrechen gegen die Menschen und die Welt, weil es Russland auf diese Weise gelinge, auch die Regierungen im Iran und in Nordkorea zu stärken.