Digitalisierung, Energiekosten sowie Bildung und Arbeitskräfteangebot. Das sind die zentralen Themenfelder, die in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs stärken sollen. Das geht aus dem „Produktivitätsbericht 2024“ hervor, der vom 2022 von der schwarz-grünen Bundesregierung ins Leben gerufenen Produktivitätsrat am Mittwoch präsentiert wurde. Der Vorsitzende, Fiskalratspräsident Christoph Badelt, sieht „Österreich am Scheideweg. Steigende Arbeits- und Energiekosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure und zusätzlich hemmt der Arbeitskräftemangel das Wachstum.“
Er plädiert dafür, mehr in die Bildung junger Menschen zu investieren. „Wir können uns nicht leisten, auf diese Arbeitskräfte zu verzichten.“ Helfen könne neben der Digitalisierung von Arbeitsprozessen auch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Älteren und Frauen. Dafür seien mehr Kinderbetreuungsplätze und flexible Arbeitszeitmodelle nötig. Das Pensionsantrittsalter sollte an die Lebenserwartung gekoppelt und schrittweise angehoben werden. Und nicht zuletzt würde Badelt auf gezielte Migration setzen. „Das allgemeine Klima in dem Land gegenüber ausländischen Arbeitskräften ist dabei aber nicht gerade förderlich.“
Energiepolitik
Bezüglich Energie sollte der Ausbau von erneuerbaren Energien und der Energieinfrastruktur beschleunigt werden. In Österreich sei die Koppelung zwischen Erdgas- und Strompreisen stärker als in anderen Ländern, was den Preiseffekt verstärke, während die Substitutionsmöglichkeiten der Unternehmen gering seien, sagt Ökonom Andreas Reinstaller vom Büro des Produktivitätsrates in der Nationalbank.
Allerdings hätten bei den meisten Unternehmen die Energiekosten einen relativ geringen Anteil an den Gesamtkosten. „Selbst in den so genannten energieintensiven Sektoren liegt die durchschnittliche Energieintensität dort bei circa 3 Prozent der Kosten“, so Reinstaller. Bei einigen Unternehmen liege dieser Anteil wesentlich höher. „75 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der Industrie in Österreich werden von circa 170 Unternehmen bestritten.“ Das Problem sei daher überschaubar.
Badelt verwies auf das Elektrizitätswirtschaftsgesetz, „das im Parlament leider nicht die Zweidrittel-Mehrheit bekommen hat und damit in der letzten Legislaturperiode nicht mehr verabschiedet worden ist. Das ist wirklich ein Schaden, weil man da viele Dinge hätten klarstellen und regeln können, die wir brauchen werden.“ Das müsse dringend nachgeholt werden und ein Thema bei den Koalitionsverhandlungen sein.