Die aktuelle Auftragsschwäche in der Baubranche und in der Industrie hat auch die heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe voll erfasst. Im ersten Halbjahr 2024 gingen die Umsätze/Auftragseingänge wertmäßig um 3,8 Prozent, mengenmäßig um 7,5 Prozent zurück. Gleichzeitig gab es Preissteigerungen von 3,7 Prozent. Dies geht aus der aktuellen Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria hervor.
Besonders eklatant fiel das Minus in den investitionsgüternahen Branchen aus, z.B. in der Metalltechnik (-12,3 Prozent), im Holzbau (-11,9 Prozent) oder auch im Baugewerbe (-10,9 Prozent). „Die Rückgänge im Bau sind nun auch voll im Ausbaugewerbe angekommen“, erläuterte Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria. Auch der Auftragsbestand für das dritte Quartal 2024 ging deutlich zurück – bei den investitionsgüternahen Branchen sogar um 7,1 Prozent. Entsprechend verhalten sind derzeit die Personalpläne der Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Nur zwei Prozent gaben an, ihren Personalstand erhöhen zu wollen, „das ist deutlich geringer als im Vorjahr“.
Branchensprecherin: „Abschwung hat sich noch verschärft“
„Das Gewerbe und Handwerk steckt weiter in der Rezession, wobei sich der Abschwung noch verschärft hat“, resümiert Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ. Vor allem die schwächelnde Industrie und Bauwirtschaft treffe die Branche „wie ein Keulenschlag“. Um die Invesitionen anzukurbeln brauche es nun dringend Investitionsanreize. Die Sparte schlägt unter anderem vor:
Zweckwidmung der Wohnbauförderung
Die Unterstützung aus dem Baupaket sei bisher nicht bzw. noch zu wenig bei Wohnbauträgern und Bauwerbern angekommen, so die Branchensprecherin. Die Bundeszuschüsse zur Wohnbauförderung und Rückflüsse sollten daher wieder zweckgewidmet werden.
Eigene Wohnbauinvestitionsbank
Die strengere Kreditvergabe beim Wohnbau wirke derzeit „krisenverschärfend“, erklärt Scheichelbauer-Schuster. „Wir haben eine Baukrise, keine Überhitzung am Immobiliensektor.“ Die Sparte tritt daher für ein ersatzloses Auslaufen der KIM-Verordnung im Jahr 2025 ein, die die Kreditvergabe drosselt. Außerdem sollte eine eigene Wohnbauinvestitionsbank analog zur Tourismusbank ins Leben gerufen werden. Diese sollte ihren Fokus auf die Finanzierung von Wohnbauprojekten legen und Kreditrisiken durch eine Bundeshaftung abfedern. „Das gäbe Impulse für die Baubranche“, so Sparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz.
Weiters sollte der Investitionsfreibetrag erhöht werden, Bürokratie abgebaut und die Sätze für die steuerliche Absetzung für Abnutzung (Afa) angehoben werden.
Handwerkerbonus „brummt“
Als Investitionsanreiz schon umgesetzt wurde der Handwerkerbonus (bis zu 2.000 Euro Förderung für Handwerksarbeiten, Anm.). „Der Handewerkerbonus brummt. Derzeit gibt es 1.000 Anträge pro Tag“, berichtet Scheichelbauer-Schuster. Die auf zwei Jahre angelegte Förderung sei eine Win-Win-Situation, weil sie zu steuerlichen Mehreinnahmen führe und daher in Summe nichts koste.