Die FPÖ gilt laut dem Meinungsforscher Peter Hajek seit der Nationalratswahl als neue „Catch-all Party“ oder Volkspartei, weil sie in zahlreichen Wählersegmenten reüssiert hat. Wie eine Umfrage für die TV-Sender ATV und Puls 24 zeigte, ist seit Sonntag nicht nur der „Gender-Gap“ bei den Freiheitlichen Geschichte: Fast genauso viele Frauen (28 Prozent) wie Männer (30 Prozent) wählten die FPÖ – und damit mehr als jede andere Partei.
Insgesamt wählte rund jede vierte Frau ÖVP, jede fünfte SPÖ und jede zehnte die Grünen oder die NEOS. Bei den Männern folgt auf Platz zwei die Volkspartei (28 Prozent), auf Platz drei die SPÖ (18 Prozent).
Führend bei den U30-Jährigen
Auch bei den Unter-30-Jährigen (28 Prozent) waren die Freiheitlichen heute klare Nummer 1. Bei den Jungen folgten erst mit deutlichem Abstand ÖVP (18 Prozent) und SPÖ (17 Prozent). Die Grünen, die in dieser Altersgruppe vor fünf Jahren noch sehr gute Werte erzielen konnten, fielen auf 8 Prozent und hinter die NEOS (12 Prozent) zurück. Das Wählersegment der Unter-30-Jährigen war laut der Umfrage übrigens das einzige, in dem die Bierpartei und die KPÖ klar den Einzug in den Nationalrat geschafft hätten.
Und auch bei den Berufstätigen dominiert die FPÖ mit 33 Prozent klar. Die ÖVP (21 Prozent) und die SPÖ (19 Prozent) folgen erst mit großem Abstand. Etwas über ihrem nationalen Gesamtergebnis liegen in dieser Gruppe auch die NEOS (12 Prozent). Bei den Pensionistinnen und Pensionisten hat die FPÖ (24 Prozent) indessen zur SPÖ (23 Prozent) aufgeschlossen. Hier dominiert aber nach wie vor die laut Hajek „signifikant überalterte“ ÖVP mit 39 Prozent.
Fünfte Hochrechnung: FPÖ auf Platz eins
Maturanten eher bei der ÖVP
Wer die Matura hat, hat in erster Linie ÖVP (25 Prozent) gewählt, dann folgt aber schon die FPÖ mit 20 Prozent, noch einen Prozentpunkt vor der SPÖ. Überdurchschnittlich gut abgeschlossen haben bei den Befragten mit Matura die Grünen und die NEOS mit jeweils 15 Prozent. Anders das Bild bei den Wählerinnen und Wählern ohne Matura: Hier kam bei den Befragten die FPÖ klar auf den ersten Platz (33 Prozent), gefolgt von ÖVP (27 Prozent) und SPÖ (20 Prozent).
Im ländlichen Bereich hat die FPÖ (33 Prozent) die ÖVP (30 Prozent) überholt und wurde ebenso Erste wie im urbanen Bereich, wo sie mit 26 Prozent vor der SPÖ (24 Prozent) landete. Im städtischen Raum zeigt sich auch, dass Grüne und NEOS mit 11 Prozent etwas über ihrem Österreich-Ergebnis liegen.
FPÖ-Thema Zuwanderung und Asyl
Für die Wählerinnen und Wähler von Wahlsieger FPÖ sind Zuwanderung, Asyl und Kriminalität von Migranten das wichtigste Motiv für ihre Entscheidung gewesen. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek für die TV-Sender ATV und Puls 24 hervor. Bemerkenswert: Für jeden sechsten freiheitlichen Wähler waren die Corona-Maßnahmen und der Impfzwang ein Grund oder Mitgrund für ihre Wahl, fast genauso viele wünschten sich einen Machtwechsel herbei.
Während 75 Prozent der befragten FPÖ-Wähler klar eine Koalition mit der ÖVP bevorzugen, will das nur jeder fünfte ÖVP-Wähler. 33 Prozent wollen eine Regierung mit SPÖ und NEOS, 17 Prozent mit SPÖ und Grünen. Ein Drittel der SPÖ-Wähler wünscht sich eine Dreierkoalition mit ÖVP und NEOS, ein weiteres Drittel eine Dreierkoalition mit ÖVP und Grünen. NEOS-Wähler und Grün-Wähler würden hingegen ganz klar eine gemeinsame Regierung mit ÖVP und SPÖ begrüßen. Nicht abgefragt hat Hajek den Wunsch nach einer großen Koalition aus ÖVP und SPÖ, die sich rechnerisch knapp ausgehen könnte: „Wir wissen aus anderen Umfragen, dass so eine Koalition von breiteren Teilen der Bevölkerung angenommen werden würde.“
Für die Umfrage im Auftrag der TV-Sender ATV und Puls 24 wurden von 24. bis 28. September 1.200 Personen online und telefonisch befragt. Die maximale Schwankungsbreite liegt bei 2,8 Prozent.