Höchst zufrieden mit dem laut erster Hochrechnung besten bundesweiten Ergebnis der Parteigeschichte und erstmals Platz eins bei einer Nationalratswahl ist FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz: „Die Österreicher haben Geschichte geschrieben“, sagte er zum ORF.
Sein Kollege Christian Hafenecker empfahl gegenüber der APA ÖVP-Chef und Kanzler Karl Nehammer den Rücktritt: „Wenn man eine so historische Niederlage eingefahren hat, dann gibt es eigentlich nur eine Konsequenz.“
Schnedlitz dankte einerseits den Wählern, andererseits „dem Architekten und Baumeister, der treibenden Kraft für Veränderung in den letzten Jahren“, nämlich Parteichef Herbert Kickl. Zu Koalitionsgesprächen und ob die FPÖ nun den Kanzleranspruch stelle, wollte Schnedlitz am frühen Wahlabend noch nichts sagen. In der Vergangenheit betonte man aber immer wieder, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem Chef der stimmungsstärksten Partei den Regierungsauftrag geben soll. „Bei uns bekommt man natürlich auch nach der Wahl das, was wir vor der Wahl versprechen.“ Den Gremien der kommenden Tage wolle man aber nicht vorgreifen.
Auch einen Angriff auf die Medien ließ sich Schnedlitz nicht nehmen: „Herbert Kickl ist genauso positiv, und das hat auch der Wähler so gesehen, egal wie es die Medien dargestellt haben.“
„Schwarz und Grün haben dieses Land an die Wand gefahren“
FPÖ-Generalsekretär Hafenecker ging nach der ersten Hochrechnung davon aus, dass die Freiheitlichen mit Regierungsverhandlungen beauftragt werden. „Schwarz und Grün haben dieses Land an die Wand gefahren. Herbert Kickl hat einfach das beste Angebot gehabt“, erklärte der blaue Generalsekretär das Ergebnis seiner Partei. Er geht davon aus, in Gespräche mit den anderen Parteien zu gehen: „Bis jetzt war es üblich, dass die stärkste Partei einer Wahl die Regierungsverhandlungen beginnt.“
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp sieht im Rekordergebnis der Bundespartei auch gute Vorzeichen und eine „positive Kraft“ für die Wien-Wahl im kommenden Jahr. Auch in der Bundeshauptstadt werde man „die Wende schaffen“, sagte er zur APA. Immerhin sei SPÖ-Obmann Andreas Babler die „Erfindung“ des roten Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig. Beide SPÖ-Politiker seien „keine Sozialdemokraten, sondern Sozialdesolaten“, so Nepp.
Der österreichische Delegationsleiter der FPÖ im Europaparlament, Harald Vilimsky, freute sich im Gespräch mit der APA ebenso über das Ergebnis. „Ich hoffe, dass unser Reformmodell internationalisiert werden könnte“, sagte er im Hinblick auf Allianzen mit anderen Rechtsparteien.
„Geschichte geschrieben“
Erst nach und nach trudelte bei der blauen Wahlparty in einem Wiener Bierlokal die blaue Prominenz ein. Den Höhepunkt erreichte die Stimmung erwartungsgemäß, als Kickl eintraf. „Genießt es alle miteinander, saugt es auf mit jeder Faser eures Körpers, es ist ein Stück Geschichte, dass wir heute geschrieben haben“, lautete sein Appell. Auch sein politisches Vorbild Jörg Haider, dessen Ergebnis die FPÖ getoppt hatte, blieb nicht unerwähnt: „Ich glaube, er verzeiht es uns. Ich glaube sogar, er wäre stolz auf uns.“
„Ihr braucht euch keine Sorgen machen, diese 29 Prozent sind gut investiert“, meinte Kickl außerdem in Hinblick auf eine mögliche blaue Regierung. „Wir haben eine Tür aufgestoßen zu einer neuen Ära.“ Danach wollte die FPÖ alleine feiern und bat alle Medienvertreter und -vertreterinnen, das Lokal zu verlassen.
Auch eine Einladung ins ZiB2-Studio schlugen – für einen klaren Wahlgewinner recht ungewöhnlich – sowohl Kickl, Hafenecker und Schnedlitz als auch weitere angefragte Parteifunktionäre aus.