Startseite Kultur „Freischütz“ in Salzburg begeisterte das Publikum

„Freischütz“ in Salzburg begeisterte das Publikum

von Max

Von Helmut Christian Mayer

Eine riesige, schwarz-weiße Zielscheibe dominiert die Bühne der Felsenreitschule, nicht nur am Boden, sondern auch in den Arkaden sind mehrere zu sehen. Wer diese Scheibe im düsteren Bühnenbild von Thomas Dörfler mit seitlich abgestorbenen Bäumen betritt, steht im Fadenkreuz des Teufels Samiel. Denn dieser ist in der Inszenierung von Johannes Reitmeier, dem früheren Intendanten des Tiroler Landestheaters, von Carl Maria von Webers mystischer Jägeroper „Der Freischütz“ in der Produktion des Landestheaters Salzburg, wie auch schon immer wieder in einigen anderen Regien zuvor, omnipräsent. 

Er zieht die Fäden des Geschehens und spinnt seine diabolischen Intrigen: Im roten, bodenlangen Pelzmantel, meist mit zynischem Grinsen herumlungernd beobachtend, zwischen den Arkaden oder am extra errichteten, langen Steg schreitend, grell auflachend, wenn von Gott die Rede ist, beim Tanz mit der Geige aufspielend, als Verführer mit roter Rose, extrem dämonisch in der Wolfschlucht-Szene. Meist ist er stumm und wird von Georg Clementi lässig, lasziv und böse gespielt. 

Nur, der deutsche Regisseur setzt ihn etwas zu viel ein und lässt ihn vom eigentlichen Geschehen ablenken. Ansonsten ist seine Regie auf der Breitwandbühne schlüssig und konventionell, teils sogar etwas nüchtern. Recht gruselig gelingt ihm hingegen die Wolfschlucht-Szene. Hier lässt Reitmeier den braven, auf Abwege geratenen Max die Freikugeln nach dem Genuss eines Tranks hervorwürgen. 

"Freischütz" in Salzburg begeisterte das Publikum

Luke Sinclair singt diesen mit einem für den riesigen Raum der Felsenreitschule zu kleinen Tenor. Athanasia Zöhrer hingegen erlebt man als Agathe raumfüllend mit wunderbarer Innigkeit und vielen Nuancen. Tadellos hört man Nicole Lubinger als flexibles, höhensicheres Ännchen. Andreas Mattersberger als Kaspar überzeugt mit kernigem Bariton und interpretiert die Rolle nicht plakativ böse, sondern als komplex zerrissenen Charakter. Martin Summer ist ein weichstimmiger, etwas verlotterter graubärtiger Eremit. Etwas abfallend wirkt Daniele Macciantelli als farbloser Erbförster Kuno. Yevheniy Kapitula ist ein schneidiger Böhmenfürst. Der Kilian des George Humphreys klingt sehr erfrischend. Der Chor des Hauses gefällt mit Sangesfreude, insbesondere beim berühmten Jägerchor.

Leslie Suganandarajah dirigiert das Mozarteumorchester Salzburg mit Kraft und Energie, weiß aber auch viele Lyrismen und orchestralen Glanz hervorzulocken. Jubel!

Kurier-Wertung: Vier Sterne

 

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