Startseite Politik Frieden in Nahost rückt näher: Gewinnt Trump jetzt den Nobelpreis?

Frieden in Nahost rückt näher: Gewinnt Trump jetzt den Nobelpreis?

von Max

Isaac Herzog unternahm in der Nacht auf Donnerstag einen letzten Anlauf: „Es besteht kein Zweifel, dass er dafür den Friedensnobelpreis verdient hat“, schrieb der israelische Präsident auf der Plattform X. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass sich Israel und die Terrororganisation Hamas auf die erste Phase des von Donald Trump initiierten Friedensplans geeinigt hatten.

Dass der US-Präsident den Friedensnobelpreis unbedingt gewinnen möchte, ist kein Geheimnis. Bei öffentlichen Auftritten spult er schallplattenartig die „sechs oder sieben“ internationalen Konflikte ab, die er bereits beendet haben will, etwa zwischen Iran und Israel oder Ägypten und Äthiopien. „Alle sagen, ich sollte ihn bekommen“, prahlte er zuletzt im September. Sogar telefonisch soll er in der Sache Druck auf den ehemaligen NATO-Generalsekretär und norwegischen Finanzminister Jens Stoltenberg ausgeübt haben. 

Bekanntgabe am morgigen Freitag

Erfolg dürfte die versuchte Einflussnahme zwar kaum haben. Die Entscheidung fällt ein fünfköpfiges Nobelkomitee, das zwar vom norwegischen Parlament nominiert wird, jedoch unabhängig agiert. Dennoch blickt die Welt am morgigen Freitag wohl besonders gespannt nach Oslo und fragt sich: Wird Vorsitzender Jørgen Watne Frydnes um 11 Uhr tatsächlich Trumps Namen verkünden?

Eher nicht, sind sich die meisten Experten einig – zumindest in diesem Jahr. Gründe gibt es viele: Nina Græger, Direktorin des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, verweist etwa auf Trumps Rückzug aus internationalen Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder dem Pariser Klimaabkommen. „Das spricht nicht gerade für internationale Zusammenarbeit“, sagte sie der BBC. Hinzu komme das brutale Vorgehen des selbsternannten „Friedenpräsidenten“ gegen Migranten, Medien und Forschung im eigenen Land.

Trumps Kandidatur steht zudem formal auf wackeligen Beinen. Zwar wurde er von Israels Premier Benjamin Netanjahu und der pakistanischen Regierung vorgeschlagen, doch die Nominierungsfrist endete bereits am 31. Jänner, also nur Tage nach Trumps Amtsantritt. Komiteemitglieder könnten nachträglich Vorschläge einbringen, ob Trumps Name aber offiziell auf der Kandidatenliste steht, ist unklar. Berücksichtigt werden sollten außerdem eigentlich nur Leistungen, die vor Ablauf der Frist erbracht wurden. Die Waffenruhe in Gaza kann damit gar keinen Einfluss auf die Entscheidung des Komitees haben. Dessen letzte Sitzung fand nämlich bereits am Montag statt.

Was passiert, wenn Trump verliert?

Bessere Chancen werden in diesem Jahr vielmehr dem sudanesischen Freiwilligennetzwerk Emergency Response Rooms eingeräumt, das auch auf Prio-Favoritenliste steht. In  Wettbüros gelten u. a. die syrische Friedensaktivistin Abir Hajj Ibrahim und Julia Nawalnaja, Witwe des verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, als Anwärterinnen. Eine Favoritenrolle, die Trump weniger gefallen dürfte, hat auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij inne. 

Vor diesem Hintergrund wird in Oslo inzwischen offen diskutiert, wie Trump reagieren könnte, sollte er leer ausgehen – oder wenn eine Person ausgezeichnet wird, der er nicht wohlgesinnt ist. Der US-Präsident ist schließlich dafür bekannt, politische und persönliche Fragen nach Lust und Laune zu vermischen. Da er bereits erklärt hat, eine Niederlage wäre „eine große Beleidigung“, befürchtet man in Norwegen durchaus Vergeltungsmaßnahmen, etwa in Form von Handelszöllen. Als warnendes Beispiel gilt der diplomatische Streit zwischen China und Norwegen nach der Auszeichnung des Bürgerrechtlers Liu Xiaobo im Jahr 2010.

Nach außen hin gibt sich das Nobelkomitee unbeeindruckt. Man erhalte jedes Jahr Tausende Briefe, Mails und Anfragen, schilderte Vorsitzender Frydnes der BBC. „Diese Kampagnen und der Druck sind nichts Neues.“ Laut Halvard Leira vom Norwegian Institute of International Affairs wäre heuer sogar eine „bewusst provokative“ Entscheidung denkbar, wie er in der Financial Times ausführt. Etwa die Auszeichnung des Internationalen Strafgerichtshofs, den Trump sanktioniert hatte, oder des Komitees zum Schutz von Journalisten.

Trump wäre fünfter US-Präsident

Sollte Trumps Nahostplan tatsächlich aufgehen, könnte er jedoch im nächsten Jahr als großer Favorit ins Rennen gehen, betonen Insider. Selbst die New York Times, Trumps verfeindetes „Sprachrohr der radikalen Linken“, führt anerkennend an: „Wenn der Friedensplan vorankommt, hat Trump möglicherweise ebenso viel Anspruch auf den Nobelpreis wie die vier (US-)amerikanischen Präsidenten, die ihn in der Vergangenheit erhalten haben, wenn auch mit weniger Bombast und Lobbyarbeit.“

Vor Trump wurden bereits Jimmy Carter, Woodrow Wilson, Theodore Roosevelt und Barack Obama ausgezeichnet – letzterer nach nur neun Monaten im Amt.

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