Startseite Wirtschaft Geht es mir mit Alarmanlage jetzt wirklich besser?

Geht es mir mit Alarmanlage jetzt wirklich besser?

von Max

Die wurde prompt installiert: alle Fenster und Türen mit Kontaktsensoren versehen, Bewegungsmelder in der Wohnung montiert, Kameras sowie Innen- und Außensirenen und ein Glasbruchmelder installiert, ein komplettes Alarmsystem errichtet, das in der Wohnung und über eine App am Handy zu steuern ist. So weit, so gut und auf dem neuesten technischen Stand. Wir können jetzt über eine App jederzeit in unsere Wohnung blicken, bekommen jegliche Bewegung oder Manipulation gemeldet. Die Alarmkette würde losgehen, wenn es einen Einbruchsversuch gibt. Heißt: die Sirenen heulen, eine Nachricht und ein Alarmanruf auf unseren Handys gehen ein. Maximal überwacht also, auch wenn es die totale Sicherheit natürlich niemals geben kann.

Das Sicherheitsgefühl fehlte zu Beginn

Interessant ist, dass wir erst jetzt, nach ein paar Wochen Alarmschutz, beginnen, uns sicherer zu fühlen. Anfangs erzeugte die Alarmanlage, die perfekt funktioniert, ein mulmiges Gefühl. Es ist wohl so, dass das Anerkennen des möglichen Einbruchs, das Setzen von Maßnahmen, die Gefahr noch spürbarer machen. Wir aktivieren die Alarmanlage vor dem Schlafengehen und bei Abwesenheit – und jedes Mal ist das ein Denken an einen möglichen Einbruch. Eine Bedrohung? Dass diese Gefahr überschaubar ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Es nimmt ein wenig die Sorge, wenn man die Zahlen in Österreich kennt. Hans-Peter Seidl vom Bundeskriminalamt (BKA) relativiert: Die Einbrüche in Wohnungen und Häuser haben in den vergangenen Jahren massiv abgenommen.

Waren es vor zehn Jahren bis zu hundert Einbrüche am Tag in Österreich, sind es heute nur noch zehn bis zwanzig. 2023 wurden insgesamt 7.647 Einbrüche in den Wohnraum zur Anzeige gebracht. Und was die viel zitierten Dämmerungseinbrüche angeht: Das ist ein Phänomen von früher, das es in dieser Form nicht mehr gibt. Früher wurde vor allem die dunkle Jahreszeit und da eben die Dämmerung von Einbrechern genutzt. Weil sich Tagesabläufe aber verschoben haben, haben sich auch die Einbruchzeiten verschoben. Heute werde genau beobachtet, wann die Leute eindeutig in der Arbeit sind oder es werden Nachtstunden oder Wochenenden genützt, wenn offensichtlich niemand da ist.

Weniger Einbrüche in Österreich

Warum es diesen Rückgang der Einbrüche generell gibt? Da spielen viele Faktoren mit, sagt Hans-Peter Seidl: „In der Corona-Zeit waren die Menschen viel zu Hause, durch das vermehrte Homeoffice seither ist die Berechenbarkeit einer leeren Wohnung gesunken. Die vermehrten Grenzkontrollen haben außerdem den Zustrom der reisenden Täter reduziert.“ Die Pandemie und die damit einhergehenden Reisebeschränkungen in ganz Europa hätten deutlich gemacht, dass der Wohnraum-Einbruchsdiebstahl zu einem sehr großen Teil von reisenden Tätern begangen wird. In der Pandemiezeit sind die Straftaten in diesem Kriminalitätsfeld europaweit zurückgegangen. Zudem hätten sich Einbrecher auch auf andere Einkommensquellen umorientiert. Und: Die vermehrte Polizeizusammenarbeit innerhalb Europas haben den Rückgang auch erwirkt.

Ebenso die besser geschützten Häuser und Wohnungen: Neubauten sind moderner und massiver (Dreifachverglasungen, Sicherheitstüren), die Menschen zudem sensibler. Sie schützen sich besser, durch Alarmsysteme, digitale Überwachungskameras, Bewegungsmelder, Lichtsensoren. Einbruchsarbeit: Um präventiv gegen Einbrüche zu wirken, hilft es, zu wissen, wie Einbrecher ticken und arbeiten. Dazu haben wir im BKA nachgefragt und bei Alexander Kiss vom Österreichischen Wachdienst (ÖWD). Demnach sei der typische Einbrecher ein Reisender. Er will sich seinen Lebensstil verbessern, sucht nach Schmuck, Uhren und Geld.

Gelegenheit macht Diebe

Bei einer Einbruchstour ist auch immer die gute Gelegenheit im Spiel. Das sind uneinsehbare Häuser, gekippte Fenster, offene Türen, wochenlange Leerstände, Finsternis im Heim, aufgestellte Leitern im Garten – all das würde ein Objekt attraktiv machen. Gut zu wissen ist auch, dass der typische Einbrecher nicht auf Konfrontation aus ist. Er will ungestört und ungesehen seine Arbeit machen, er will niemandem begegnen und tunlichst auch kein Aufsehen erregen. Auch würden Einbrecher immer den einfachsten Weg wählen, also niemals die uneinnehmbare Sicherheitseingangstüre, sondern eben das leicht zugängliche Fenster oder die Balkontüre. 

Tipps: Was man tun kann

  •  Daraus abgeleitet ergeben sich die – oft sehr einfachen – Maßnahmen, die man gegen Einbrecher setzen kann. Aus den Gesprächen mit BKA und ÖWD sind das folgende Tipps, die es zu beachten gilt: 
  •  Selbst bei kurzer Abwesenheit: Immer alle Fenster und Türen geschlossen halten.
  •  Hinweise auf Abwesenheit vermeiden: also volle Postkästen, Werbematerial an der Türe, Finsternis in der Wohnung. Auch solle man Taxifahrern nicht erzählen, dass man jetzt wochenlang auf Urlaub ist.
  •  Zeitschalt-Uhren verwenden, um das Licht in unregelmäßigen Abständen an- und abzuschalten. Auch für Rollos eignen sich Zeitschaltuhren.
  •  Alles, was Aufsehen erregt bzw. Licht oder Lärm erzeugt, ist gut. Also Bewegungsmelder, die im Außenbereich das Licht andrehen oder Sirenen, die mit Bewegungsmelder angehen.
  • Rollladen oben oder unten lassen? Der Polizist empfiehlt unten lassen. Denn: Die Barriere ist eine zusätzliche Hürde für den Einbrecher – und der will es ja so einfach und leise wie möglich haben. Zudem kann der Einbrecher durch den Rollladen nicht in das Objekt blicken und weiß damit nicht, was drinnen vorgeht.
  •  Einstiegshilfen wie Gartenmöbel oder Leitern wegsperren, sie werden von den Einbrechern genützt.
  •  Türen und Fenster auf ihre Beständigkeit und Einbruchsicherheit kontrollieren und nachrüsten.
  •  Alarmanlagen dienen als gute Ergänzung zu mechanischen Sicherungsmaßnahmen, wie etwa Balkenschlösser an Fenster oder Türen.
  •  Beim „Smart Home“ regelmäßig Updates durchführen und auf hohe Sicherheitsstandard achten. Sichere Passwörter und ein kompetenter Umgang sind ein Muss.
  •  Ein Safe für Wertsachen wird empfohlen. Der muss aber fachgerecht eingebaut und in Wand oder Boden verschraubt sein.
  •  Laut ÖWD sind Kellerabteile vermehrt gefährdet – weil dort immer öfter wertvolle Dinge gelagert werden und weil sie meist nur unzureichend abgesichert sind.

Insgesamt, so sind sich die Experten einig, sei die Einbruchsprävention keine Raketenwissenschaft. „Jede kleine Maßnahme zählt, jede Maßnahme hat einen Wert“, sagt Alexander Kiss. Nimmt man den Einbrechern die einfache Gelegenheit, ist schon viel gewonnen. Ein wichtiger Hinweis kommt von Hans-Peter Seidl vom BKA: „Man darf, bei aller Vorsicht, nicht paranoid werden. Am Montag gab es in ganz Österreich elf Einbrüche – die Wahrscheinlichkeit, dass man dabei ist, ist also sehr gering.“

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